Heiliger Alexander Briant, Ordensmann aus der Gesellschaft Jesu, Martyrer, + 1.12.1581 – Fest: 1. Dezember

 

Die Verehrung der englischen Martyrer Edmund Campion und seiner Gefährten als Heilige ist unter Papst Paul VI. durch ein feierliches Dekret bestätigt worden. Ein wahrhaft liebenswürdiger und glorreicher Glaubenszeuge aus dieser ruhmreichen Gruppe ist Alexander Briant.

 

Um 1556 in Somersetshire geboren, erhielt er in Oxford eine gute Universitätsbildung, trat ins Seminar von Douay in Flandern ein und erwarb sich, kaum 22 Jahre alt, die Priesterwürde. Nach weiteren Studien in Reims kam der jugendliche Missionar im August 1579 wieder nach England zurück. Briant war, nach den Schilderungen seiner Zeitgenossen, ein Mann, fast noch Jüngling, von engelgleicher Schönheit des Leibes wie der Seele. In Oxford schon pflegte man ihn die „Blume der Universität“ zu nennen. Seine Gestalt war überaus anmutig, die Glieder von vollkommenem Ebenmaß, das Antlitz strahlend von Reinheit, Unschuld und wahrhaft himmlischer Liebenswürdigkeit. Selbst nach all den furchtbaren Qualen, die er mit seltenem Mut erduldete, ja im Augenblick des entsetzlichen Todes umleuchtete ihn diese wunderbare Schönheit. Von Jugend auf fürchtete Alexander Gott, und man kann in Wahrheit von ihm sagen, dass er wie an Jahren, so an Gnade und Weisheit zunahm vor Gott und den Menschen. So feiert den Heiligen eine alte Lobrede. Ein anders Urteil nennt ihn „einen ausgezeichneten Priester, wohl unterrichtet in den heiligen Wissenschaften, leuchtend im Glanz vieler Tugenden, der in seinem Herzen einen gewissen heiligen, durch unbegreifliche Geduld, Beständigkeit und Demut starken Feuereifer trug und es verstand, sich durch einen freundlichen und süßen Redefluss die Herzen der Zuhörer zu erschließen. Er war ein unbesiegbarer Held, ein würdiger Soldat Christi.“

 

Seine engere Heimat war Alexander Briants erstes Arbeitsfeld. Er muss aber bald nach London gekommen sein. Hier hielt er sich an Pater Persons, dem Oberen der ersten Jesuitenmissionare des abgefallenen Englands, dessen Schüler und Zögling er schon in Oxford gewesen war. Wahrscheinlich trug er sich schon damals mit der Absicht, die Aufnahme in die Gesellschaft Jesu zu erhalten. Es war Ende April 1581, als ein „Priesterjäger“, der Pater Persons nachspürte, in die Wohnung des hochverdienten und gefeierten Priesters einbrach. Durch einen Verräter, einen unzuverlässigen Gesellen eines braven Buchbindermeisters, der für Persons arbeitete, war der Regierungssendling auf seine Spur gelenkt worden. Robert Persons, in seiner umfassenden und unermüdlichen Tätigkeit ständig den größten Gefahren ausgesetzt, stand sichtlich unter einem besonderen Schutz Gottes. Auch diesmal war er eben ausgegangen. Den Häschern fiel aber der ganze Vorrat von Andachtsgegenständen, die er von Rom mitgebracht hatte, und eine Anzahl Bücher in die Hände, alles schwerwiegendes Belastungsmaterial, und als zufälliger, erwünschter Fang dicht neben Persons Wohnung: Alexander Briant.

 

Der Gefangene wurde zunächst in das Landesgefängnis geschleppt. Es war Befehl ergangen, ihm weder Speise noch Trank zukommen zu lassen; alle Leute, die nach ihm fragen würden, sollten festgenommen werden. Briant wäre hier beinahe Hungers gestorben. Endlich erhielt er von einem mitleidigen Wärter ein Stück harten Käses und eine Brotkruste mit einem Glas starken Bieres. Das erquickte ihn wohl für den Augenblick, verursachte ihm aber dermaßen Durst, dass er mit seinem Hut versuchte, etwas Regenwasser von der Dachtraufe zu erhalten. Doch umsonst; er konnte es nicht erreichen. Das war aber nur das Vorspiel der kommenden Leiden, nach denen der selige Bekenner nicht minder dürstete als nach einem Tropfen schlechten Regenwassers. Und die Leiden kamen über ihn, mehr als je über einen anderen. Nach seiner Überführung in den Tower nach London wurden ihm vom Geheimen Rat eine Reihe von Fragen vorgelegt über seine Verbindung mit dem Ausland, über die von dort gesandten Priester und ihre Aufgabe, besonders aber über die Tätigkeit und den Aufenthalt Pater Persons. Da Briant nicht antworten wollte, ließen ihm die Kommissare Nadeln unter die Fingernägel stoßen. Mit ruhiger Fassung und einem freundlichen Gesichtsausdruck betete der Martyrer den Psalm Miserere und bat Gott, er möge seinen Peinigern verzeihen. Bei diesem Anblick stampfte einer davon missmutig auf den Boden und starrte wie von Sinnen den Gequälten an. „Was ist das für ein Schauspiel,“ rief er aus. „Wenn ein Mann in seiner Religion nicht so fest begründet wäre, würde das genügen, ihn abspenstig zu machen. Er wünsche nicht,“ meinte er noch, „dass bei der Folter jemand zugegen wäre, der in seinem protestantischen Glauben nicht fest stehe.“

 

Nun begann die eigentliche Folterung. Die Schergen rissen den Martyrer fast in Stücke, weil er nicht bekennen wollte, wo Pater Persons sei und wo er seine Druckerei habe. Tags darauf wurde mit der Folterung fortgefahren. Alle Glieder wurden dem starkmütigen Helden verrenkt, sein Blut stockte; er hatte selbst die Überzeugung, diesmal werde man ihn zu Tode foltern. Die Betrachtung des Leidens Christi gab ihm Kraft. Ja, wie er nachher selber in einem Brief gesteht und auch der Foltermeister in einer Rechtfertigung über seine unerhörte Grausamkeit darauf anspielte, gab ihm Gott zeitweilig solche Süßigkeit zu kosten, dass er die Schmerzen nicht verspürte. Als ihn eine Ohnmacht überkam, suchte man ihn wohl durch kaltes Wasser wieder aufzuwecken, befreite ihn aber nicht von seiner Qual. Auf die Frage, ob die Königin das Oberhaupt der Kirche von England sei oder nicht, antwortete er: „Ich bin Katholik und glaube in diesem Punkt, was ein Katholik glauben muss.“ „Wie?“ sagte ein Kommissar, „die sagen, der Papst sei es.“ „Und das sage auch ich,“ entgegnete Briant. Da überschüttete ihn der Leutnant des Tower mit Schmähreden und versetzte ihm einen derben Backenstreich. Alle Kommissare aber standen auf und gingen weg, indem sie befahlen, ihn die ganze Nacht in der Folter zu lassen. Als sie aber sahen, dass auch das ihn nicht erschütterte, ließen sie ihn von der Folter abnehmen und schickten ihn in einen unterirdischen, von allen Seiten abgeschlossenen Kerker.

 

Es gelang dem Heiligen, mit seinen grausam verstümmelten Händen vom Tower aus ein längeres Schreiben an die Väter der Gesellschaft Jesu zu richten und auf sicherem Weg zu übermitteln. Opferwillige, brüderliche Liebe findet Wege auch in die tiefsten Kerker. Was da in diesem ergreifenden Brief der ruhmwürdige Martyrer angesichts des Todes über den Segen des gemeinschaftlichen Lebens, über den süßen Trost der Hingabe an Gott durch das Gelübde schreibt, wie demütig er um Aufnahme in den Orden nachsucht, ist einzig schön und rührend. „Wo der Herr zu finden ist, kündigt er an durch die Worte: Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. Da ist also der Herr wahrhaft gegenwärtig zu glauben, wo viele durch Liebe vereint, sich zu dem Zweck verbinden Gott zu verehren, Gott allein zu dienen, seine Gebote zu beobachten und sein erhabenes Reich auszubreiten. Wer dieses hört, lernt die Wahrheit und wandelt nicht im Dunkel noch in der Nacht des Irrtums, sondern gelangt sicherer zu den Wasserquellen. In solchen gottgeweihten Vereinen ist uns ein gerader Weg zum Himmel gegeben, ein Weg, der nicht mit Dornen verschlossen, sondern durch die Fußspuren der Heiligen freigehalten ist, den nicht die Blumen dieser bitteren Welt schmücken, der nicht von Lust und Süßigkeiten überschwemmt, der aber durch die heiligsten Gesetze und Regeln geschützt ist, so dass selbst Schwächlinge auf ihm nicht irren, noch von ihm abweichen können, wenn sie ihr Heil nicht völlig vernachlässigen. Da ist „alles nach Zahl und Gewicht und Maß mit Weisheit“ angeordnet; da blüht eine vom Himmel stammende, sanfte brüderliche Zurechtweisung, eine Kasteiung der bösen Leidenschaften, eine unaussprechliche Aufmunterung zu gegenseitiger Liebe.“

 

Der Heilige erzählt dann von seinem Gelübde im Kerker, bei nächst gegebener Gelegenheit sich unter den Gehorsam des Ordens begeben zu wollen. „An dem Tag, da ich zuerst gefoltert wurde, verweilte ich vorher im Gebet und empfahl mich und all das Meine dem Herrn; da fühlte ich mich von übernatürlicher Süßigkeit des Geistes erfüllt, während ich den heiligsten Namen Jesu und die seligste Jungfrau Maria anrief; denn ich betete gerade den Rosenkranz. Und ich wurde so freudeerfüllt und mein Herz so getröstet, dass ich mich ganz bereit fühlte, die Qualen zu tragen, die ich mit voller Bestimmtheit erwartete. Da kam mir der genannte Vorsatz in Erinnerung und gleichzeitig der Gedanke, jetzt durch ein Gelübde zu befestigen, was ich mir früher vorgenommen hatte. Nach Vollendung des Gebetes überdachte ich es nochmals, erwog es, so gut ich konnte, im Lichte der Vernunft, erkannte es für gut, folgte dem Zug meines Herzens und legte unter der genannten Bedingung (der Möglichkeit und Freiheit) das Gelübde freiwillig ab. Und Gott selbst schien es sofort zu bestätigen, denn in all meinen Nöten und Folterqualen stand seine unendliche Güte und Barmherzigkeit mir zur Seite, gab mir Kraft, da es nottat, errettete meine Seele „von den ungerechten Lippen und von der heimtückischen Zunge und von den nach Beute brüllenden Tieren.“ Ob, was ich jetzt mitteile, ein Wunder war oder nicht, ist mir nicht bekannt; Gott weiß es. Aber wahr ist es, das bezeugt vor Gott mein Gewissen.

 

Ich erkläre also, dass ich bei der letzten Folterung, als die Feinde am grausamsten gegen meinen Körper wüteten und mir Hände und Füße gewaltsam ausspannten, nicht nur von beinahe jeglichem Schmerzgefühl frei war, sondern auch, durch die vorhergehenden Qualen wie neu gekräftigt, bei voller Besinnung, klarem Geist und ruhigem Herzen fest blieb. Als die Kommissare das sahen, gingen sie fort und befahlen, mich auf dieselbe Weise bis zum folgenden Tag zu foltern. Ich hörte und glaubte die Drohung und hoffte, sie mit Gottes Hilfe geduldig zu ertragen. Inzwischen betrachtete ich, so gut ich konnte, das bittere Leiden unseres Heilandes und seine zahllosen Schmerzen. Und während dieses geschah, war es mir, als ob meine Linke in der Mitte der Handfläche verwundet wäre und Blut vergösse. Es war aber keine Wirklichkeit; allein ich fühlte keinen anderen Schmerz als diesen in der Hand.“

 

Der heilige Alexander Briant wurde auf diese innige Bitte hin, wie Pater Persons bezeugt, im Gefängnis in den Orden aufgenommen.

 

Am 20. November 1581 stand der heilige Campion mit sieben Gefährten vor den Schranken des Gerichtes, tags darauf folgten die übrigen noch gefangenen Priester, wieder sieben an der Zahl, unter ihnen der heilige Briant. Dieser hatte sich, um offen als Priester aufzutreten, die Tonsur scheren lassen und trug ein Kruzifix in der Hand, das er sich im Tower geschnitzt hatte. Man rief ihm zu, das Kreuz von sich zu werfen; aber der Heilige entgegnete: „Nie und nimmer! Ich bin ein Krieger des Gekreuzigten, bis zum Tode werde ich mein Banner nicht verlassen.“ Die Schergen entrissen ihm das Bildnis mit Gewalt. Da rief der Blutzeuge: „Meinen Händen kannst du das Kreuz entreißen, meinem Herzen nie. Für ihn, der um meinetwillen zuerst den Tod erlitt, will ich sterben.“ Später wurde dieses Kreuz von den Katholiken um einen hohen Preis erworben und nach Rom gebracht, wo es im englischen Seminar mit großer Verehrung aufbewahrt wurde. Das „Schuldig des Hochverrats“ wurde auf Grund falschen Zeugnisses mit derselben himmelschreienden Ungerechtigkeit, wie am Tag vorher, gesprochen.

 

Dem heiligen Briant war es beschieden, zugleich mit Englands berühmtesten Martyrer jener Periode gemeinsam die Palme zu erringen. Schon hatten Campion und dann Sherwin glorreich vollendet. Nun bestieg Alexander hochgemut den Henkerskarren. Sein unschuldiges, engelgleiches Antlitz ergriff die Zuschauer, namentlich als er seiner Freude Ausdruck verlieh, dass Gott ihn würdig erachte, den Tod für den katholischen Glauben zu erleiden und zwar in Gemeinschaft mit Campion, den er von Herzen verehre. Als man ihn aufforderte, den Hochverrat einzugestehen, erwiderte er mit großer Entschiedenheit: „Dieses Verbrechens bin ich nicht schuldig, noch verdiene ich diesen Tod. Ich war weder zu Rom noch zu Reims um die Zeit der vorgeblichen Verschwörung.“ Wiederholt beteuerte er, dass er glaube, was der katholische Glaube lehre und dass er als katholischer Christ sterbe. Der Heilige hatte einen besonders schmerzlichen Tod. Die Schlinge war sehr nachlässig befestigt worden, so dass er mehr am Kinn als am Hals hing. Infolgedessen war er bei vollem Leben, als man ihn vom Strick losschnitt. Er wollte sich auf seine Füße erheben. Doch fasste ihn der Henker, schleppte ihn zum Block und vollzog an dem Lebenden das barbarische Urteil.

 

Gelübde sollen nur mit reiflicher Überlegung gemacht werden. Die opferbereite Hingabe, die im Gelübde liegt, ist daher auch Gott überaus wohlgefällig. Irdischer Trost und himmlischer Gewinn ist Gottes reiche Gegengabe.

 

Alexander Briant wurde am 15.12.1921 zusammen mit Alban Roe von Papst Pius XI. selig- und am 25.10.1970 von Papst Paul VI. zusammen mit diesem und weiteren 38 Märtyrern aus England und Wales heiliggesprochen.