Alferius oder Adelferius stammte von sehr angesehenen Eltern zu Salerno in Italien, und zeichnete sich frühzeitig schon nicht allein durch seinen hohen Verstand und seine ausgezeichnete Gelehrsamkeit, sondern auch durch große Tugend und Frömmigkeit aus. Die Fürsten von Salerno schätzten ihn sehr hoch, befolgten in schwierigen Angelegenheiten dessen Rat, und schickten ihn auch als Gesandten an den französischen Hof. Als er aber unterwegs das Kloster St. Michael de Clusa besuchte, wurde er von einer schweren Krankheit befallen, in der er dem beschaulichen Leben sich zu widmen angelobte, worauf ihm Gott die Gesundheit wieder schenkte. Sein Gebet wurde erhört und durch besondere göttliche Fügung kam zu derselben Zeit auch der heilige Odilo in eben dem Kloster an. Odilo vernahm mit Freude seinen Entschluss und führte ihn sogleich mit sich nach Cluny, wo er ihm das Ordenskleid anlegte.
Indessen wurde diese Begebenheit bald zu Salerno bekannt. Die Regierung ließ ihn sogleich dahin berufen, um durch diesen heiligen Mann auch in Italien den wahren Geist des Klosterlebens allgemeiner zu verbreiten. Ungerne folgte Alferius diesem Ruf. Weil er aber bald die Stimme Gottes zu vernehmen glaubte, machte er sich auf den Weg und musste gleich nach seiner Ankunft zu Salerno die Aufsicht über alle dortigen Klöster übernehmen. Allein dieses ruhelose Amt zog ihn so sehr von seiner himmlischen Betrachtung ab und gestattete ihm so wenig Zeit der Beschaulichkeit nachzugehen, dass er es niederlegte, auf den hohen Berg Fenestra zog und da in einer Kluft sich eine Hütte baute, um sich allein mit Gott unterhalten zu können.
Wiewohl seine Tugend das Angesicht der Menschen floh, wussten ihn diese doch zu finden, um an dem Feuer seiner himmlischen Liebe sich zu regerem Seeleneifer zu erwärmen. Viele heilsbegierige Männer gesellten sich zu ihm, so dass er am Ende genötigt war, eine neue Genossenschaft zu bilden, und es entstand das berühmte Kloster Cava. Unter seinen Jüngern waren der heilige Leo, sein Nachfolger in der Abtwürde, und Desiderius, Sohn des Fürsten von Benevent, später Abt zu Monte Cassino, dann Kardinal und endlich oberster Statthalter Jesu, unter dem Namen Victor III.
Diese Gemeinde wuchs in kurzer Zeit so sehr an, dass man es kaum begreifen kann. In dieser Beziehung meldet die cavensische Chronik: „Als die Wohnung des Klosters Cava die herbeiströmende Menge bald nicht mehr fassen konnte, da haben viele Fürsten und Mächtige den Mönchen auch anderweit Häuser erbaut und Grundstücke gegeben. Die Päpste räumten ihnen viele Klöster und Kirchen ein, und die Muttergenossenschaft zu Cava ließ selber sich angelegen sein, neue Gebäude überall aufzubauen: so zwar, dass man in kurzer Zeit teils in Sizilien, teils im römischen und neapolitanischen Gebiet 333 Klöster zählte, die sämtlich dem Gotteshaus zu Cava untergeben waren.“
Um wieder auf den heiligen Stifter zurückzukommen, muss noch von ihm gesagt werden, dass der Herr seine Tugenden durch die Gabe der Wunder und Weissagungen belohnte. Selbst sein Todestag wurde ihm in einem Gesicht bekannt gemacht, mit den Worten, deren unser Erlöser ihn würdigte, nämlich: „Am Tag meines letzten Abendmahles wirst du zu mir kommen.“ Dies ist auch wirklich am 12. April 1050 geschehen, nachdem er das hundertzwanzigste Lebensjahr erreicht hatte.