In den Zeiten tiefen Verfalls und beklagenswerter Zuchtlosigkeit hat Gott immer Menschen erweckt, die durch Reinheit der Sitten hervorleuchteten, mit eiserner Willenskraft Wahrheit und Recht vertraten und die größten Übel der Zeit mutig beim Namen nannten. Zu diesen ehrenvollen Menschen rechnet die Kirche mit vollem Recht den heiligen Altmann, der als eine mächtige Säule des Glaubens und der Gottesfurcht inmitten der Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte vor unseren Augen steht.
Altmann war der Sohn des Grafen Meinhard von Lambach und Pütten, nach Angabe anderer ein Spross der fürstlich Wettinschen Familie, geboren in Westfalen zwischen 1010 und 1020. Der reichbegabte junge Mann erhielt seine erste Bildung an der Domschule zu Paderborn und vollendete seine Studien an der Hochschule zu Paris. In seine Heimat zurückgekehrt, wählte Altmann den geistlichen Stand, wurde Kanonikus zu Paderborn und leitete die dortige Domschule mit so ausgezeichnetem Erfolg, dass ihn Kaiser Heinrich III. zu seinem Hofkaplan erwählte und zum Dompropst in Aachen beförderte. Nach dem Tod des Kaisers (1056) begleitete er dessen Witwe, Agnes, nach Passau und leistete ihr durch seine Weisheit und Treue die vortrefflichsten Dienste in der Reichsverwaltung.
Im November 1064 unternahm Altmann mit vielen Rittern und Grafen eine Wallfahrt zum heiligen Land. Die Reisenden wurden ausgeraubt, schwer misshandelt und wie Lasttiere gepeitscht, kaum retteten sie ihr Leben. Nachdem Altmann an den heiligen Stätten seine Liebe zum Erlöser neu erwärmt, in Gebet und Betrachtung sein Herz von der Welt losgeschält, und seinen Eifer für Gottes Ehre und das Heil der Seelen frisch angefacht hatte, kehrte er zurück. Da unterdessen der Bischof Engelbert von Passau gestorben war, wurde er auf Verwendung der Kaiserin Agnes zum Bischof von Passau ernannt. Der heilige Gebhard, Erzbischof von Salzburg, erteilte ihm die Konsekration.
Die älteste Lebensbeschreibung sagt von Altmann: „Dass er diese Ehre vor Gott verdiene, hat sein preiswürdiges Leben gezeigt; denn er war ein Lehrer der Wahrheit, ein Liebhaber der Keuschheit, geschmückt mit guten Sitten und darum Gott und den Menschen angenehm. Die Geistlichen ermahnte er zur Liebe der Enthaltsamkeit, das Volk zur Furcht Gottes, die Entzweiten versöhnte er, durch reiche Almosen linderte er die Not der Armen, den Leib hielt er in Zucht durch Wachen und Fasten, in Beten und Weinen demütigte sich sein Geist, und was er andere lehrte, darin erwies er sich selbst als Vorbild durch lebendige Werke.“ Gott verherrlichte den frommen Bischof auch durch Wunder. In Passau war die einzige Tochter einer Witwe vom Aussatz geplagt und alle ärztlichen Mittel erwiesen sich wirkungslos. Da sie im standhaften Gebet Gott um Hilfe anrief, wurde ihr im Traum offenbart, sie solle das Wasser nehmen, womit der Bischof Altmann nach der Heiligen Messe seine Hände gewaschen hat, und solle damit ihre Tochter waschen, so werde sie gesund werden. Die Frau tat es und das Mädchen wurde vom Aussatz so völlig rein, dass nicht die geringste Spur mehr übrig blieb.
So friedliebend und wohlwollend der heilige Bischof von Natur war, so bekämpfte er mit aller Entschiedenheit die Missbräuche und Unordnungen, die sich vielfach eingeschlichen hatten. Die weltlichen Fürsten maßten sich kirchliche Rechte an, setzten nach Willkür Bischöfe und Äbte ein und ab, verkauften kirchliche Pfründen und besetzten sie mit ihren Günstlingen, die gar oft ein ärgernisgebendes Leben führten, sich verehelichten und mehr der Sorge für Frau und Kind, als für ihre Herde oblagen. Gegen diesen Unfug eiferte Altmann im Verein mit dem unerschütterlichen Papst Gregor VII. und Urban, und zwar aus innerster Überzeugung und mit einer Tätigkeit, die ihm Gelegenheit gab, in Deutschland eine bedeutende Rolle zu spielen. Er durchreiste sein Bistum, das sich bis nach Steiermark hinein erstreckte, und war überall beflissen, die verfallene Kirchenzucht wiederherzustellen. Aus den Klöstern St. Pölten, St. Florian und Kremsmünster jagte er die unverbesserlichen Mönche fort und stellte würdige Vorsteher an, zu St. Nicola, bei Passau und zu Göttweih in Niederösterreich stiftete er 1072 zwei Klöster regulierter Chorherrn nach der Regel des heiligen Augustin, die ein leuchtendes Muster für die übrigen Klöster wurden.
Gegen die Wiederbelebung christlicher Gesittung und kirchlicher Gesetze erhoben sich nicht nur Mönche, sondern auch viele Weltgeistliche. Deshalb berichtete der heilige Bischof die Angelegenheit nach Rom, und Papst Gregor VII. erteilte ihm umfassende Vollmachten, insbesondere gegen alle nicht im Zölibat lebenden Geistlichen. Am heiligen Weihnachtsfest 1072 verkündete Bischof Altmann in seinem Dom die päpstliche Bulle und mahnte mit hohepriesterlichem Ernst zu ihrer treuen Befolgung, rief aber einen solchen Sturm hervor, dass er nur mit Mühe sein Leben retten konnte. Dies schüchterte ihn jedoch nicht ein. Aber die schuldigen und abgesetzten Priester verklagten den Bischof beim Kaiser Heinrich IV. und dieser schmutzigste und erbärmlichste Großhändler mit Kirchenpfründen zog selbst nach Passau, verjagte den rechtmäßigen Bischof und schützte die in sündhaften Verhältnissen lebenden und mit dem Kirchenbann belegten Priester in ihren Amtsstellen. Zugleich mit ihm wurden auch die Chorherrn von St. Nicola verjagt. Der treue Diener der Kirche flüchtete zuerst nach Sachsen, dann nach Westfalen und ging zuletzt nach Rom, wo ihn der Papst zum Legaten in ganz Deutschland ernannte. In dieser Eigenschaft wohnte er dem Konzil zu Tribur bei, wo Heinrich IV. abgesetzt wurde. Unter den deutschen Fürsten brachte er ein Bündnis zustande zum Schutz der Kirchen, Klöster und Wehrlosen gegen die Verächter der göttlichen und menschlichen Gesetze.
Weil der Bischof Altmann nicht nach Passau zurückkehren durfte, schlug er 1082 unter dem Schutz des edelmütigen Markgrafen Leopold von Österreich seinen Sitz zu Mautern, einem passauischen Städtchen an der Donau auf und führte sein Hirtenamt weiter fort. Was er dort leistete, drückt sein Lebensbeschreiber mit den Worten aus: „Den wilden Boden voll Dornhecken hat der Bischof Altmann zur fruchtbaren Erde gemacht. Vor seiner Ankunft waren fast alle Kirchen im Bistum nur von Holz und ohne allen Schmuck; so auch ihre Priester waren so zu sagen hölzern, weil sie dem Eheleben und weltlichen Geschäften ergeben, in ihrem göttlichen Amt ganz unwissend waren. Nun aber sind durch seine Bemühungen fast alle Kirchen von Stein, mit Büchern, Gemälden und anderem Schmuck, und was noch mehr gilt, mit keuschen und unterrichteten Geistlichen wohl versehen. Zudem glänzt das Gebiet mit vielen Klöstern, wo Tag und Nacht Gott mit großem Eifer verehrt wird. Der Ruf seines Namens hat aus allen Gegenden gottselige Männer zu ihm gezogen, die er in verschiedene Klöster verteilt und für deren Unterhalt er gesorgt hat.“
Als einen wahren Vater des Volkes zeigte sich der liebreiche Bischof Altmann besonders während der Überfälle der Böhmen, die das ganze Land plünderten und verwüsteten. Um den Jammer und das Elend der Heimgesuchten zu mildern, teilte er seinen ganzen Hausrat, selbst sein Weißzeug unter die Unglücklichen.
Nachdem Altmann 26 Jahre lang unter großen Drangsalen und Verfolgungen sein Oberhirtenamt treu verwaltet hatte, berief ihn Gott zur Ruhe und Freude am 8. August 1091. Sein Leichnam wurde im Kloster Göttweih beigesetzt und durch Wunder verherrlicht.