Dieser Heilige wurde in der Gegend von Nantes von sehr frommen Eltern geboren, denen zugleich dieses Land gehörte. In einem Alter von 20 Jahren verließ er die Welt und wählte ein Kloster auf der kleinen Insel Oye, in der Nähe von Rhe, zu seinem Aufenthaltsort. Dort hatte er kaum ein Jahr die Wonne der Einsamkeit verkostet, als er sich einer sehr gefährlichen Versuchung ausgesetzt sah. Da nämlich sein Vater seinen Aufenthaltsort entdeckt hatte, ging er zu ihm und wandte die dringendsten Gründe an, um ihn zu bewegen, das Kloster zu verlassen, und drohte ihm sogar mit Enterbung, wenn er das weltliche Kleid nicht wieder anlegen würde. Allein der Heilige antwortete ihm ehrerbietig, er verlange nichts anderes, als nur für Jesus Christus zu leben, den er einzig zu seinem Erbteil erwählt habe. Einige Zeit später besuchte er das Grab des heiligen Martin von Tours. Im folgenden Jahr zog er sich nach Bourges zurück, wo er fünf Jahre lang in einer kleinen Zelle, in der Nähe der Kathedralkirche, unter der Leitung des heiligen Bischofs Austregisil lebte. Dort übte er die strengsten Bußwerke aus, trug stets ein härenes Kleid und genoss keine andere Nahrung als Gerstenbrot, und keinen anderen Trank als Wasser. In der Folge machte er eine Wallfahrt nach Rom und kehrte dann wieder nach Frankreich zurück, wo er 628 zum Bischof geweiht wurde. Man wies ihm keinen besonderen Sitz an, sondern seine Amtsverrichtung sollte sein, den Ungläubigen das Evangelium zu predigen.
Der neue Bischof beschäftigte sich jetzt nur einzig mit den Mitteln, der Gnade seines Berufes zu entsprechen. Er trug die Leuchte des Glaubens nach Flandern und zu den Slaven in Kärnten, wie auch in die benachbarten Provinzen der Donau. Als er später vom König Dagobert, weil er ihm freimütig seine Ausschweifungen vorgehalten hatte, verbannt worden war, wandte er diese Zeit dazu an, die Gasconier und die Navarren in den Geheimnissen unserer heiligen Religion zu unterrichten. Seine Ungnade dauerte jedoch nicht lange, indem ihn Dagobert in kurzer Zeit wieder zurückberief. Demütig warf sich dieser König zu den Füßen des Heiligen nieder, bat ihn von Herzen um Verzeihung und den Sohn, den Gott ihm soeben gegeben hatte, zu taufen. Dieser Sohn war der heilige Siegbert, der als König von Austrasien starb. Amand, stets von Eifer für das Heil der Seelen glühend, unternahm jetzt eine Mission in das Gebiet von Gent, dessen Völker so barbarisch waren, dass man keine apostolischen Arbeiter fand, die es wagten, ihnen das Evangelium zu verkündigen. Dies war ein Beweggrund mehr, der unseren Heiligen antrieb, an dem Unterricht dieser Völker zu arbeiten. Anfangs fand er nur verstockte Herzen und von dem grässlichsten Aberglauben verfinsterte Geister. Man ging selbst so weit, dass man ihn mit Stöcken schlug und ins Wasser warf. Nichts aber war imstande, ihn in seinem Eifer irre zu machen. Er setzte seine Predigten fort, obgleich sie keine Früchte hervorbrachten, in der Hoffnung, dass der Augenblick des Erbarmens noch kommen würde. Er betrog sich auch wirklich nicht. Gott, um den von den Heiligen so sehnlich gewünschten Zeitpunkt zu beschleunigen, verlieh ihm die Gabe, Wunder zu wirken. Nachdem sich das Gerücht von dem Toten, den er erweckte, verbreitet hatte, entsagten die Barbaren ihrem Aberglauben, rissen die Tempel ihrer Götzen nieder, und eilten scharenweise herbei, um sich taufen zu lassen. Im Jahr 633 baute unser Heiliger mehrere Kirchen und gründete zwei große Klöster zu Gent, beide unter der Anrufung des heiligen Petrus. (Das eine wurde Blandinberg genannt, von dem Berg Blandin, auf dem es erbaut ist, und war eine der vier vornehmsten Abteien der Niederlande. Das andere nahm den Namen vom heiligen Bavon an, der zu dessen Stiftung das Grundvermögen gegeben hatte. Nachdem Gent zu einem bischöflichen Sitz erhoben worden war, machte man 1559 die Kirche dieses letzten Klosters zur Kathedrale.) Einige Jahre später baute er noch ein anderes Kloster drei Meilen von Tournay an dem kleinen Fluss Elnon, das seinen Namen erhielt und das man neben der Stadt, die sich dort bildete, Saint-Amand nennt.
Unser Heiliger wurde 649 zum Bischof von Maastricht erwählt. Allein er blieb nicht lange Zeit auf einem bischöflichen Stuhl, auf den er wider seinen Willen erhoben wurde. Der Rückblick auf seinen ersten Beruf und die Hoffnung, mehr Früchte außerhalb seiner Diözese hervorbringen zu können, bewogen ihn, das bischöfliche Amt niederzulegen, nachdem er ihm drei Jahre lang vorgestanden hatte. Er ernannte selbst den heiligen Remaclus, den Abt von Cougnon, zu seinem Nachfolger. Als er nun von allen Banden frei war, begann er von neuem seine apostolischen Arbeiten, und weihte seine übrigen Tage der Bekehrung der Heiden. Endlich, von Alter und Arbeiten niedergebeugt, zog er sich in die Abtei von Elnon zurück, der er etwas über vier Jahre als Abt vorstand, und wo er 675 in einem Alter von 86 Jahren starb. Sein Leichnam wurde in der Abtei des heiligen Peter von Elnon begraben. Ehehin erwies man ihm in England hohe Verehrung. Er hatte ein Officium mit neun Lectionen, in dem Brevier von Sarum. Die Reliquien des Heiligen blieben immer in der Abteikirche seines Namens. An diesem Tag wird auch seiner in dem römischen Martyrologium erwähnt.