Angela stammte aus einer guten Familie ab und wurde in aller Gottesfurcht erzogen. Da sie durch Schönheit des Körpers sich auszeichnete, fand sie frühzeitig einen Gatten, der sie mit aller Liebe behandelte. Angela, ihrer hohen Reize bewusst, ergab sich den weltlichen Vergnügungen, pflegte die Eitelkeit und vergaß bald, was sie ihrem Gemahl und ihren Kindern schuldig war. Doch erwachte alsbald in ihrem Herzen das Gefühl der Reue und von schrecklichen Träumen gefoltert, erkannte und bekannte sie ihre Sünden. Gott nahm die reuige Büßerin in Gnaden auf und schenkte ihr die Gabe einer innigen Betrachtung des Leidens Jesu Christi.
Von dem Augenblick an, da sie ihr Herz wieder zu Gott wandte, nahm sie auch ihre früheren Andachtsübungen zu Maria wieder auf, und diese Himmelskönigin lohne sie hierfür durch wiederholte Erscheinungen und Gesichte. Als sie eines Tages der Heiligen Messe beiwohnte, erschien ihr bei der Wandlung die seligste Jungfrau und zeigte ihr Jesus, den Gottessohn sichtbar auf dem Altar. Und in stille Anbetung versunken, hörte Angela, wie Maria über sie die frommen Segensworte aussprach: „Sei gesegnet von mir und meinem Sohn und wachse in der Liebe zu ihm und zu mir, denn auch du bist viel geliebt, dann wirst du eingehen ins ewige Leben.“
Ein anderes Mal erblickte sie Maria in der Glorie. Sie erschien ihr da in solchem Glanz und Ansehen, dass sie darob die höchste Wonne verspürte. Und auch Jesus zeigte sich ihr da, aber von Wunden entstellt und voll Wehe und doch empfand sie nicht Schmerz, sondern Freude darüber und sehnte sich, zu sterben.
Am Fest Mariä Reinigung wurde sie, da sie in der Kirche der minderen Brüder das Geheimnis jenes Tages betrachtete, im Geist entzückt und sie schaute die Gottesmutter mit dem Jesuskind zum Tempel kommen und das vorgeschriebene Opfer bringen. Es war ihr, als legte Maria das Jesuskind ihr in die Arme. Und voll heiliger Freude opferte sie ihrem Heiland all ihr Leben und Weben, all ihr Tun und Leiden auf.
In steter Vereinigung mit Jesus und Maria lebte Angela die Tage ihres Lebens dahin, immer vorwärts schreitend in Tugend und Frömmigkeit. Allgemach nahte der Tag, an dem sie dieses Leben verlassen sollte. Vor ihrem Hinscheiden rief sie aus: „Meine Seele ist jetzt eingetaucht, gewaschen, gereinigt im Blut Jesu Christi, das noch so frisch und warm aus den Wunden des Gekreuzigten fließt. Mein Gott, in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ Da wurde ihr geantwortet: „Du warst bei mir im Leben, wie sollt` ich im Tod dich verlassen?“
Am Tag vor ihrem Abscheiden hörten alle ihre Schmerzen auf, womit sie sich so lange gequält hatte. Dann sagte sie noch zu den Umstehenden: „Meine Seligkeit hat schon angefangen“, und nun hauchte sie ihre Seele aus. Dies war am 4. Januar des Jahres 1409.
Angelas Verehrung wurde von Papst Innozenz XII. 1693 gestattet und am 11. Juli 1701 wurde sie von Papst Clemens XI. seliggesprochen. Am 9. Oktober 2013 gestattete Papst Franziskus die weltweite Verehrung, was der Heiligsprechung gleichkommt.