Anselmus, geboren zu Mantua, erhielt daselbst auch seine Bildung in den wissenschaftlichen Kenntnissen und in der Philosophie. Als er aber später in den geistlichen Stand getreten war, verwendete er seinen Fleiß auf die Gottesgelehrtheit und das canonische Recht, worin er große Fortschritte machte. Da der Bischof von Lucca, sein Oheim, im Jahr 1061, unter dem Namen Alexander II., den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, wählte er ihn zu seinem Nachfolger und schickte ihn nach Deutschland, um – nach dem damaligen Gebrauch – von den Händen Kaiser Heinrichs IV. die Investitur zu empfangen. Allein Anselmus kam wieder zurück, ohne dass er sie annehmen wollte, in der Überzeugung, die weltlichen Mächte könnten keine geistlichen Würden verleihen. Als er von Gregor VII. im Jahr 1073 konsekriert worden war, nahm er schließlich von Heinrich den Ring und den Hirtenstab. Darüber bekam er jedoch bald Gewissensunruhen und ließ sich zu Cluny als Mönch aufnehmen. Und nur auf ausdrücklichen Befehl des Papstes ging er wieder zur Leitung seiner Diözese zurück.
Einem Beschluss zufolge, den Papst Leo IX. gegeben hatte, wollte er die Kanoniker seiner Domkirche zur gemeinschaftlichen Lebensweise wieder zurückführen, worin er von der Gräfin Mathilde, der Regentin von Lucca, und einem großen Teil Toscanas unterstützt wurde. Allein die Kanoniker bildeten eine Gegenpartei, die er unmöglich, selbst nicht durch die Strenge der kanonischen Strafen, besiegen konnte. Die Sache ging so weit, dass sie gegen ihren Bischof einen Aufstand erregten und ihn nötigten, im Jahr 1079 die Stadt Lucca zu verlassen. Anselmus begab sich zur Gräfin Mathilde, deren Gewissensrat er war. Stets wusste der heilige Oberhirt, selbst sogar im Gewühl der stürmischsten Händel, einige Augenblicke zu erübrigen, um sich in Gottes Gegenwart zu versammeln, und durch die Übung eines inbrünstigen Gebetes seinen Eifer zu entflammen.
Der Papst ließ aber nicht zu, dass Anselmus länger in seiner Einsamkeit vergraben blieb. Er ernannte ihn zu seinem Legaten in der Lombardei, und übertrug ihm die Regierung von mehreren Bistümern, die durch die Zeitunfälle ihrer Oberhirten beraubt waren. Er starb zu Mantua, am 18. März 1086. Seine Heiligkeit wurde durch viele Wunder, vor und nach seinem Tod, bewährt.
Er wird in Italien allgemein verehrt und die Stadt Mantua hat ihn zu ihrem Patron erwählt. Im römischen Märtyrerbuch ist sein Name am 18. März verzeichnet.
(Der heilige Anselmus schrieb eine Apologie Gregors VII., worin er sich vornahm zu zeigen: 1) dass es den weltlichen Fürsten nicht zustehe, der Kirche Hirten zu geben, 2) die Anmaßungen des Gegenpapstes Guibertus zu widerlegen. Er verfasste noch eine andere Abhandlung, worin er bewies, dass die Fürsten über die Kirchengüter nicht verfügen könnten.)