Seliger Antonius Baldinucci, Bekenner, Priester und Volksmissionar, + 7.11.1717 – Gedenktag: 7. November

 

Am 19. Juni 1665 erblickte Antonius in Florenz das Licht der Welt als Kind einer vornehmen, frommen Familie. Unschuld, Bescheidenheit, Liebe zum Gebet und kindliche Andacht zu Maria zeichneten den Jungen aus. Er besuchte die Schulen der Jesuiten in seiner Vaterstadt und schloss sich mit 13 Jahren der daselbst blühenden Marianischen Kongregation an.

 

1681 trat er in Rom ins Noviziat der Gesellschaft Jesu, um ganz dem heiligen Aloysius nachzufolgen. Nachdem er seine philosophischen Studien vollendet hatte, wurde er Lehrer in den unteren Klassen des römischen Kollegs und Leiter einer zahlreichen Studenten-Kongregation.

 

1696 zum Priester geweiht, wirkte er mit unermüdlichem Eifer und wunderbarem Erfolg als Volksmissionar in Mittelitalien. Stets blieb er ein eifriger Verehrer der seligsten Jungfrau. Auf seinen Missionsreisen führte er ein einfaches Marienbild mit, das zu großer Berühmtheit gelangte. Um die Früchte der Missionen zu erhalten, gründete er an vielen Orten Marianische Kongregationen; auch verfasste er ein eigenes Regelbuch für sie.

 

Am 7. November 1717 starb der apostolische Mann im Anblick seines geliebten Marienbildes bei einer Mission zu Posi in der Campagna. 1893 hat ihn Papst Leo XIII. unter die Seligen eingereiht.

 

Gebet der Kirche: O Gott, der Du den seligen Antonius bei seiner außerordentlichen Demut und strengen Lebensweise mit höchster Liebe zum Heil Unzähliger entflammt hast, verleihe uns durch seine Verdienste und seine Fürbitte, dass wir von bösen Begierden uns losreißen und Dich in allem und über alles lieben, durch Christus, unseren Herrn. Amen.

 

 

 Aus einer anderen Quelle:

 

Der selige Anton Baldinucci aus der Gesellschaft Jesu,

+ 7.11.1717 – Gedenktag: 7. November

 

In der Oktav von Allerheiligen hatte sich zu Posi, einem kleinen Landstädtchen der römischen Campagna, im 53. Lebensjahr ein großer Volksmissionar, der selige Anton Baldinucci, zur ewigen Ruhe hingelegt. Wohl mochten seine Füße müde gewesen sein; hatte er doch zwanzig Jahre lang fast ununterbrochen dreißig italienische Diözesen durchwandert und Missionen in ihnen gehalten. Es war ein Leben voller Entbehrung und voller Mühen. Wahrlich, er hätte es anders haben können! Da droben im schönen Florenz stand die reiche Villa seines Vaters. Der zählte zu den Vornehmen und Reichen der Mediceerresidenz, hatte Beziehungen zum Hof und war ein weltberühmter Kunstschriftsteller, dessen Werke – es waren im Ganzen 21 Großfoliobände – teilweise noch im 19. Jahrhundert mehrmals aufgelegt wurden.

 

Anton hatte schon das Zeug dazu, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Im Kolleg der Jesuiten, wo er seine Studien machte, war er immer unter den Ersten und hat später gelegentlich den Professor der Philosophie und ein andermal den der Moralwissenschaft im Kolleg zu Frascati vertreten. Er war von Gott mit reichen Gaben der Natur und des Geistes begabt worden. Ein Sonnenjüngling war Antonio. Die reine Seele von tiefem Glücksempfinden voll und trunken von der Fülle frohen Lebensmutes, das reiche Herz noch nicht ermattet, ungetrübt, das dunkle Auge leuchtend von Jugend und Glut: so stand er da inmitten seiner Freunde, beglückend und beglückt. Licht strahlte aus von ihm, feurig, doch nicht sengend, hell, doch nicht stechend. Die Weihe seltener Unschuld und ein sanfter Ernst des Willens lagen leise dämpfend über dem Sonnenkind des Südens. Wer ihn lieben durfte, liebte ihn mit Ehrfurcht. Doch was die Natur freigebig ihm dargeboten, die herrlichen Gaben des Geistes und Herzens, es war das letzte an ihm. Anton war vor allem ein Gnadenkind. Frohes Spiel der Jugend und stilles Innenleben der göttlichen Führung waren hier in höchster Anmut eins geworden.

 

Die frommen, verständigen Eltern hüteten und pflegten sorgsam die ersten Gnadenkeime. Sie sprossten und trieben in der Heimatluft des Himmels und erwachten früh zur Vollkraft des Lebens. Täglich weilte der kleine Knabe in der Kirche des heiligen Markus zu Florenz, still und gesammelt kniete er da, in Einfalt betend, wie Kinder tun. Aber das Herz war schon voll von Gott, voll von Liebe zum Heiland und diese kindliche Liebe schenkte er in kindlicher Weise ganz dem göttlichen Kinderfreund. Und Maria grüßend bat er sie, dass sie ihm die Perle seiner Unschuld hüte. Begreiflich, dass der Heiland und seine heiligste Mutter sich liebevoll zu ihrem treuen Kind neigten und es mehr und mehr mit Seelenschönheit und Innenreichtum beschenkten.

 

Köstliche Jugend im Schatten der Furcht Gottes und unter der brennenden Sehnsucht nach vertrauterem Umgang mit dem Herrn! Der Jüngling Baldinucci war sich schon dieses beglückenden Sehnens bewusst und pflegte es durch die tägliche Betrachtung. Eine seltene Übung in diesem Alter! Nur der Heilige Geist konnte da Lehrmeister sein. Willig und jeder Anregung von oben aufgeschlossen war der Schüler. Und war wieder Kind und Junge, voll Frohsinn und jauchzender Jugendlust in den Stunden des heiteren Spiels und neckisch sprudelnden Scherzes. Mit gereiftem Mannesernst saß er dann aber wieder bei guter Lektüre und bildendem Lehrstoff. Da wuchs sein Geist, da hob sich das Herz zu hochsinnigem Streben, stärkte sich der Wille zur Tat. Jedes Mittel benutzte Anton, um vor allem im Tugendleben zuzunehmen. Fand er in seinen anregenden Büchern einen guten Gedanken, der ihn besonders ergriff, oder einen schönen Charakterzug, der zur Nachahmung reizte, hatte ihm eine Predigt gut gefallen, nicht zuletzt auch die Früchte und Funken seiner Betrachtungen: das alles schrieb er sich sorgfältig in einem Büchlein auf, um sich immer wieder davon erbauen und anspornen lassen zu können, um treu zu bleiben in der Ausführung, wie er im Empfang treu gewesen. „Lieber Sterben, als meine Zunge mit der geringsten Lüge beflecken,“ so lautet eine solche Aufzeichnung aus dem dreizehnten Lebensjahr.

 

In diesem Büchlein hatte sich Anton auch das Schönste und Wichtigste aus dem Leben des heiligen Aloysius zusammengeschrieben, offenbar um sich an diesem Charakterbild immer wieder zu prüfen und zu begeistern. Sein häufiges Andenken an den englischen Jüngling ist sicher auch dadurch geweckt worden, dass zwei Häuser von seiner elterlichen Wohnung entfernt, in der Engelstraße, jenes Haus stand, das der heilige Aloysius im Herbst 1577 für ein halbes Jahr bezogen hatte. Nun trat Anton in das gleiche Noviziatshaus der Gesellschaft Jesu zu Rom ein wie Aloysius und ging dort den gleichen Weg der Heiligkeit wie er.

 

Aloysius hatte früh seinen Lauf vollendet; dem seligen Anton war eine längere Pilgerfahrt beschieden. Was er in der langen Ausbildungszeit zu Florenz und besonders in Rom an Tugend und Wissen grundgelegt, das sollte er in langer apostolischer Tätigkeit zu Gottes Ehre und der Seelen Heil verwerten.

 

Wahrhaft Großes hat der selige Baldinucci als einer der fruchtreichsten Volksprediger des 18. Jahrhunderts vollbracht! Alle Kräfte des Leibes und Geistes, die er von Jugend auf zielbewusst geübt hatte, mussten dem hohen Beruf dienstbar sein. Zu Fuß und häufig barfuß zog der Missionar von Ort zu Ort, mit einem ärmlichen Talar bekleidet, dem Pilgerhut auf dem Haupt, den Reisestab in der Hand, das Brevier unter dem Arm, ein Kruzifix auf der Brust, den Rosenkranz am Gürtel. Was Wunder,dass ein Mann, der Apostel und Heiliger zugleich war, das Land so erfolgreich durchmissionierte! Es wird uns berichtet, dass er oft einer Menge von ca. dreißigtausend Zuhörern predigte. Da reichten natürlich die Räume der Gotteshäuser nicht mehr aus; unter freiem Himmel, auf weitgedehntem Platz oder unter hohen Bäumen musste er zu den zahllosen Scharen reden. Mit der natürlichen Kunst seiner Beredsamkeit, sorgfältig gepflegt durch lange Übung und unterstützt durch gründliches Wissen und tiefe Erfahrung, noch wirksamer durch die Salbung des Heiligen Geistes, vermochte der Selige die Herzen der Zuhörer zu erfassen, zur Bekehrung und zu einem christlichen Tugendleben zu bewegen. Schien aber das Erdreich, das schon sein Gebet und frommer Wandel lockerte und vorbereitete, allzu hart zu sein für die Aufnahme des Wortes Gottes, dann griff der gottgeeinte Geistesmann auch einmal nach der Wunderkraft des Allmächtigen wie nach einer ihm willfährigen Macht. Ganz bezeichnend für die Glaubenskraft des Predigers und die Wirkungsart seines Wortes ist ein Geschehnis, das ein Augenzeuge im Seligsprechungsprozess berichtet.

 

Mitten in einer Predigt rief Baldinucci mit ruhiger harmloser Miene, als ob es sich um etwas Alltägliches handeln würde: „Kinder! Wollt ihr wissen, wie Tag um Tag die Sünderseelen scharenweise in die Hölle stürzen? Seht, geradeso, wie von dieser Ulme da die Blätter.“ In diesem Augenblick hebt in der Baumkrone ein Rauschen und Wehen an, wie von geheimnisvollen, unfühlbaren Windstößen verursacht, bei völlig ruhiger Luftströmung über den Häuptern der erschauernden Menge. Und ein Rieseln und Rascheln, ein Gleiten und Spreiten der Blätter beginnt und hält eine Weile an, wie im Spätherbst nach Tagen der Windstille die fahlen, abfallreifen Blätter dem Ansturm des Westens erliegen. Entsetzt starrt das Volk das seltsame Ereignis an. Die bange Stille löst sich in einem lauten Aufschrei um Erbarmen auf. Ruhig gemessenen Blickes steht der Wundertäter da. Nun ein Befehl: „Genug!“ und sofort ist dem Fallen der Blätter Einhalt getan. Fast kahl steht die Ulme da, während die anderen Bäume im grünen Frühlingskleid prangen.

 

Der apostolische Eifer des weitgepriesenen Missionars diente aber nicht nur den großen Massen, mit der gleichen Liebe und Selbsthingabe ging er der verstockten Einzelseele nach. Was sein liebevolles Wort nicht vermochte, das erreichte er durch sein Gebet und seine strengen Bußübungen, die er für den Sünder auf sich nahm.

 

Noch sei erwähnt, wie klug Baldinucci seine apostolische Tätigkeit einrichtete: Schon damals – und man schrieb doch erst 1700 – erkannte er neben anderem die Bedeutung und Verbreitung guter Bücher, als lebte er in unserem Jahrhundert des Buches und der Presse. In Viterbo allein ließ er Tausende von Exemplaren geistlicher Bücher drucken. Nicht minder hatte er auch schon Verständnis und eine hilfreiche Hand für die Bedürfnisse und soziale Not seiner Mitmenschen. So machte er seinen Einfluss geltend, dass Arbeitsgelegenheit und Verdienst für die ärmere Bevölkerung geschaffen wurde.

 

Die großen Missionare pflegen große Marienverehrer zu sein. Auch der selige Baldinucci erwies sich als glühender Verehrer und begeisterter Lobredner der lieben Mutter Gottes. Er besaß ein wundertätiges Marienbild, das er von Mission zu Mission mit sich führte. Tausende und Abertausende, darunter geistliche und weltliche Fürsten, haben schon zu seinen Lebzeiten vertrauensvoll vor diesem Bild der allerseligsten Jungfrau gebetet und Trost und Hilfe gefunden. Vor diesem Bild, das in seinem letzten Lebensjahr vom Kapitel zu St. Peter im Vatikan gekrönt worden war, und das noch heute in großer Verehrung steht, hat der Selige, unter dem Segen seiner himmlischen Mutter, im Tod sein inhaltsvolles und erfolgreiches Leben in die Hände des ewigen Hirten der Seelen zurückgegeben, am 7. November 1717. Leo XIII. hat Baldinuccis Namen 1893 in den Katalog der Seligen eingesetzt.

 

Die Jugend muss den Grund legen für ein vollwertiges, heiliges Leben. „Mein Sohn, nimm Lehre an von Jugend auf, so wirst du bis ins Alter die Weisheit finden. Nahe dich ihr, wie einer der Pflügt und sät, und erwarte ihre guten Früchte. Ihre Bearbeitung wird dir einige Mühe kosten, aber bald wirst du von ihrem Gewächs essen“ (Buch Sirach 6,18-20). Wie ein emsiger Ackersmann mühe dich im Frühling des Lebens um die christliche Weisheit, um Heiligkeit, so wirst du ihre Früchte: Erkenntnis, Befriedigung und Seligkeit ernten.