Zu einer Zeit, in der die Menschen nur wenig gut und barmherzig waren, wurde Anton, der mit Familiennamen Zaccaria hieß, als Sohn guter Eltern im Jahr 1502 zu Cremona in Oberitalien geboren. Besonders von der Mutter empfing Anton als kostbares Erbe einen mitmenschlichen Sinn. Als Kind schon verschenkte er an arme Kinder seines Alters sogar die Kleider vom Leib.
Da ihn die fremde Not armer Menschen seinem Herzen keine Ruhe ließ, wurde er später Arzt, ein Armenarzt, der keine Rechnungen ausstellte und allen Armen, die kein Geld hatten, trotzdem oder gerade deshalb half. Alle Achtung vor so einem Arzt! Es war einer, der das Herz auf dem rechten Fleck hatte.
Dem Herrn Doktor Zaccaria reichte es allerdings nicht, nur die äußerlichen Krankheiten der Patienten zu behandeln. Vielmehr war es ihm außerordentlich wichtig, auch für die Seelen der Kranken zu sorgen. Bei Hausbesuchen erinnerte er zum Beispiel die Kleinen und die Großen an ihre Pflichten gegenüber Gott, dass sie die täglichen Gebete verrichten und sonntags in die Messe gehen müssten und dass sie nicht fluchen und nicht streiten dürften. Dies sagte er den Leuten ohne Hemmungen, aber nicht lehrhaft und überlegen, sondern lieb und nett und im scherzenden Ton. Deshalb nahm man ihm sein Reden auch nicht übel, sondern richtete sich danach und besserte sich. Anton Zaccaria war also nicht nur Arzt, sondern auch Seelsorger, obwohl er nicht Priester war. Das Beispiel dieses Heiligen zeigt uns also, dass man auch als Seelsorger wirken kann, ohne das man Priester ist.
Während der Doktor Anton Zaccaria tagsüber für die Kranken an Leib und Seele Sorge trug, betete er am Abend eine Stunde oder zwei, und anschließend las er bis in die Nacht hinein in der Heiligen Schrift. Besonders gerne beschäftigte er sich mit den Briefen des heiligen Paulus, nach dessen Weisungen er sein Leben einrichtete. Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist. Anton Zaccaria hatte jeden Tag beim Lesen der Paulusbriefe mit dem heiligen Paulus zu tun. Deshalb wurde er diesem auch ähnlich, wurde ein anderer Paulus, mit einem Herzen weich und warm für fremde Not.
Später ist der Arzt und Seelsorger Anton Zaccaria noch Priester geworden. Ganz erfüllt von dem unendlichen Wert, den die heilige Messe in sich birgt, hatte sich der Neugeweihte alle anderen Feierlichkeiten, wie sie sonst bei Primizen Brauch sind, verbeten. Doch siehe da! Bei der heiligen Wandlung erschienen, wie die Legende berichtet, allen sichtbar, Engel ohne Zahl in wunderbarer Pracht und breiteten um den Primizianten einen sonnenhellen Glanz aus. Alle, die anwesend waren, sahen das Schauspiel, das sich übrigens unsichtbarerweise bei jeder heiligen Messe ereignet. Sobald der Priester über Brot und Wein die heiligen Wandlungsworte gesprochen hat, knien Engel anbetend um den Altar.
Nach der Priesterweihe wurde Anton Zaccaria, der Mann mit dem liebenden und glühenden Herzen des Völkerapostels Paulus, ein Volksmissionar. Durch seine Predigten, die er nicht nur in den Kirchen, sondern überall und sogar an den Straßenecken hielt, führte er viele Menschen zur Kirche und zum Glauben zurück und damit an das Herz des guten Hirten Jesus Christus. Und weil sich ihm viele gleichgesinnte Frauen und Männer anschlossen, gründete der Heilige einen Doppelorden, dessen männlicher Zweig den Namen „Paulaner“ trug, der später in „Barnabiten“ umgeändert wurde. In den Mitgliedern dieser Orden lebt bis in unsere Zeit noch der Geist ihres heiligen Stifters, der, weil er sich im Dienst an den Menschen keine Ruhe gönnte, bereits mit sechsunddreißig Jahren in den Armen seiner schon sehr alten Mutter starb, um zu Jesus in den Himmel zu kommen.