Bathildis, eine Tochter christlicher, sächsischer Eltern, erhielt eine gottesfürchtige Erziehung und hatte in ihrer Jugend das Unglück, von Seeräubern entführt und in Frankreich an den Fürsten Erchionald als Sklavin verkauft zu werden. Die christliche Jungfrau, geziert mit blendender Schönheit und mit allen jenen Tugenden, die besonders dem weiblichen Geschlecht allenthalben Ehrfurcht verschaffen, erwarb sich durch ihre Treue und Redlichkeit so sehr die Liebe und das Zutrauen ihres Gebieters, dass er ihr nach dem Tod seiner Gemahlin seine Hand anbot. Aber Bathilde weigerte sich aus Demut ernstlich gegen diesen Antrag und wurde bald danach, nicht ohne besondere Einwirkung der Vorsehung Gottes, die Gemahlin des Königs Clodoväus, eines Sohnes des Dagobert, in welcher Würde sie Macht und Gelegenheit hatte, zur Verbreitung und zur Wohlfahrt der christlichen Religion unendlich viel Gutes zu tun. Sie beglückte den König mit reiner, zärtlicher Liebe und bildete durch ihre rührenden Ermahnungen und besonders durch ihr sanftes, gottseliges Leben zu einem der frömmsten und gerechtesten Regenten. Täglich besuchte sie die Kirche mit innigster Andacht und vergoss während ihres Gebetes häufige Tränen der Liebe zu Gott. Sie war die Mutter und Beschützerin aller Armen und Unglücklichen und damit sie für diese bequemer sorgen konnte, gab ihr der König den heiligen Abt Genesius zu ihrem Almosenpfleger, durch dessen Rat und Unterstützung sie das Elend der Armen linderte, die Klöster im ganzen Reich versorgte, die Überbleibsel des Götzendienstes vertilgte und Sittlichkeit und Tugend beförderte.
Im 17. Jahr seiner Regierung starb König Clodoväus, dem sein Sohn Lotharius auf dem Thron folgte, und zu gleicher Zeit erwählten die Austrasier aus Liebe zur heiligen Bathildis ihren zweiten Sohn Childerich zu ihrem König, wodurch Burgund und Frankreich vereinigt wurden. Nachdem die königliche Witwe die größte Ordnung in den Reichsgeschäften hergestellt und mehrere Klöster, besonders für Jungfrauen, gestiftet hatte, verteilte sie ihren Schmuck unter die Armen, zog ein Bußkleid an und verschloss sich in das Frauenkloster zu Kalam (Chelles), wo sie durch ihre Gottseligkeit und Demut alle Nonnen beschämte. Sie verrichtete die niedrigsten Dienste aus Liebe zu Jesus, tröstete und pflegte Tag und Nacht die Kranken und gehorchte der Äbtissin wie einer Mutter. Alle übrigen Stunden widmete sie dem Gebet oder der Lesung und Betrachtung der Heiligen Schrift, bis sie in eine schmerzhafte Krankheit fiel, in der sie um das Jahr 680 starb. Bei ihrem Tod wurde ihre Zelle mit einem himmlischen Glanz erfüllt und die Heilige bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuz, erhob Hände und Augen zum Himmel und verschied. Ihr Leichnam wurde in diesem Kloster beigesetzt, wo an ihrem Grab große Wunder geschahen und viele Könige Frankreichs auf den Knien die vollendete Heilige um ihre Fürbitte bei Gott anflehten.