Der selige Bernhardus Ptolemäus, Stifter der Benediktinerkongregation der seligsten Jungfrau Maria vom Ölberg (de monte Oliveto), wurde zu Siena in Italien 1272 aus einem der angesehensten Häuser geboren und von seinem Oheim Christoph Ptolemäus, einem Dominikaner, in allen notwendigen Wissenschaften sorgfältig unterrichtet. Er machte solche Fortschritte, dass er es zur Würde eines Doktors beider Rechte brachte. Von Kaiser Rudolph unter die Ritter aufgenommen ließ er sich eine Zeit lang vom eitlen Glanz und Tand der Welt blenden; doch blieb ein glimmender Docht der Andacht in seinem Herzen zurück, und die Gnade Gottes fachte das Flämmlein an und erfüllte sein Herz mit der Glut der Reue und Liebe. Der Genossenschaft della Scala beitretend widmete er sich ganz dem Dienst der Armen, Kranken und Gefangenen und übte anbei die strengsten Abtötungen. Die ihm anvertrauten öffentlichen Ämter verwaltete er mit solcher Treue und solchem Geschick, dass man ihn schließlich zum Dogen der Republik erwählte. Nachdem er längere Zeit mit Segen gewirkt hatte, beschlich einige Eitelkeit sein Herz. Er sagte im Jahr 1313 einen Tag zu öffentlicher Disputation an, bei der er sein Talent in besonderem Glanz wollte leuchten lassen. Doch siehe, ehe der Tag dieses Glanzes kam, brach der Tag der Finsternis über ihn herein. Er erblindete – doch zu seinem Heil. Demütig seufzte er jetzt zu Gott um Vergebung, inbrünstig flehte er die Fürbitte Marias an – nicht vergebens, denn er sah wieder. Als der Tag der angesagten Disputation erschien, und alles gespannt war auf seinen Vortrag, hielt er eine Rede von der Verachtung der Welt, nahm Abschied von der Bürgerschaft und den Verwandten und trat mit zwei Gefährten den Weg in die Einsamkeit an. Eine wüste Berggegend, ungefähr sechs Stunden von Siena, Accona genannt, nahm die Diener Gottes auf. Da lebten sie, jeder abgesondert und nur zum Gebet in einer Kapelle zusammenkommend, nach Weise der Einsiedler Ägyptens. Die Erde war ihr Lager, Wasser ihr Getränk, Wurzeln und Kräuter ihre Speise. Bald sammelten sich mehrere heilsbegierige Brüder um sie. Versuchungen und viele andere Hindernisse türmten sich auf, Bernhards Werk zu stören. Allein Gott verlieh ihm die Gnade der Treue und belohnte ihn durch das wunderbare Gesicht einer Leiter, die zum Himmel reichte und auf der Mönche mit weißen Kleidern angetan und von Engeln unterstützt emporstiegen. Es war das Vorbild des von ihm zu stiftenden Ordens. Falsche Ankläger standen nun gegen den Heiligen auf und bezichtigten ihn der Ketzerei. Deshalb zum Papst Johannes XXII. Nach Avignon berufen reinigte er sich vollkommen und wurde an seinen Bischof Guido Petramalius von Arezzo gewiesen, der ihm und seinen Gefährten die Regel des heiligen Benedikt und das weiße Kleid gab – am 24. März 1319. Eine Erscheinung der Mutter Gottes war die Ursache, dass der neue Orden die Benennung „von der seligsten Jungfrau des Berges Olivet“ annahm. Als die Wahl eines Vorstandes geschah, lehnte Bernhard diese Würde ab, musste aber im Jahr 1322 auf das Andringen der Brüder dieselbe auf sich nehmen. Der Orden verbreitete sich von Accona auch nach anderen Plätzen und erhielt die Bestätigung der Päpste Johann XXII. und Clemens VI. Der Stifter entschlief nach ruhmreich vollbrachtem Tagwerk den 21. August 1348. Die Kongregation der Riten erklärte seine Verehrung als begründet.
Die Heiligsprechung erfolgte am 26. April 2009 durch Papst Benedikt XVI.