„Niemand stellt ein Licht unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit es allen leuchte, die im Haus sind.“ Diese Worte des Evangeliums musste der selige Bonifatius auch an sich erfahren. Geboren aus dem edlen Geschlecht der Grafen von Savoyen, ausgestattet mit noch edleren Geistesgaben, hielt er sich selbst in seiner Demut für einen unnützen Knecht und wollte sich als solcher in die Einsamkeit zurückziehen. Er trat ein in die große Kartause bei Grenoble, Südfrankreich. Sein Verweilen daselbst war aber nur von kurzer Dauer. Obgleich erst Novize, übertrug ihm der Papst die Leitung eines Klosters in Nantua, um gewisse Schwierigkeiten, mit denen die dortigen Mönche zu kämpfen hatten, zu beheben. Es war das Kloster eines anderen Ordens. Sobald die Angelegenheit geregelt war, eilte Bonifatius wieder seiner Kartäuserzelle zu. Aber auch diesmal war seines Bleibens nicht lange. Bevor er noch dazu kam, die Gelübde in die Hände seines Obern abzulegen, kam ein Höherer, der Heilige Vater in Rom selbst, und forderte von ihm das Opfer des Gehorsams, indem er ihn zum Bischof von Belley erhob. Bald darauf wurde ihm die Diözese von Valence anvertraut. Unterdessen starb der Erzbischof von Canterbury in England. König Heinrich III. und seine Gemahlin, eine nahe Verwandte unseres Seligen, bemühten sich nun Bonifaz zum Nachfolger zu erhalten. Papst Innozenz IV., der damals gerade in Lyon weilte, ließ den Seligen zu sich kommen und vollzog selbst an ihm die Übertragung der Erzdiözese. Es war im Jahr 1250, als er sein neues Amt antrat, mit den höchsten Ehren empfangen. Am königlichen Hof genoss er ein solches Vertrauen, dass Heinrich IV. ihm zeitweilig die Regierungsgeschäfte übertrug, wenn er selbst abwesend war. Nichtsdestoweniger durfte der König nicht auf seine Nachsicht rechnen, wenn es galt, die Ehre Gottes oder die Rechte seiner Kirche zu verteidigen. Mehr als einmal war er genötigt, dem König mit aller Entschiedenheit gegenüberzutreten.
Nachdem er so etwa fünfundzwanzig Jahre sein bischöfliches Amt mit Eifer und Weisheit verwaltet, ereilte ihn auf einer Reise nach seiner irdischen Heimat eine tödliche Krankheit, die ihn binnen kurzer Zeit zur himmlischen Heimat führte. Er starb auf dem Schloss St. Helena am 14. Juli 1272. Sein Leichnam wurde im Erbbegräbnis seiner Ahnen, in der Abtei Haute-Combe, beigesetzt. Das Volk verehrte ihn wie einen Heiligen. Gregor XVI. bestätigte im Jahr 1838 die dem Seligen seit unvordenklichen Zeiten erwiesene Verehrung.
Wohin der Herr dich ruft, da diene ihm! Die Arbeit in der Welt und für die Welt, in rechter Absicht vollbracht, verherrlicht Gott nicht weniger wie das Gebet in der Einsamkeit. Die Arbeit in der Welt muss nicht und darf nicht verweltlichen. Sie kann und soll auch den Vielbeschäftigsten verinnerlichen, ihn und seine Umgebung. Es wäre ein gefährlicher Pessimismus, der sich durch Misshelligkeiten und Misserfolge verleitet, von der Welt abwendete, um sich nur der Fortentwicklung des eigenen inneren Menschen zu widmen. Das wäre gefährlich für unser Volk, schlimm auch für unsere Jugend, die durch Stand und Bildung zur Erziehung und Führung des Volkes und der Welt zu Gott berufen ist.