Aus dem viel verschrienen, dunklen Mittelalter leuchten uns so schöne, hellglänzende Sterne entgegen, dass das Auge sich unwillkürlich zu ihnen erhebt und mit innigem Wohlgefallen darauf ruht. Unter diesen Sternen am Himmel glänzt als einer der schönsten der heilige Bruno, der unter so vielen ausgezeichneten Kirchenfürsten auf dem Kölner Bischofsstuhl eine hervorragende Stellung einnimmt.
Bruno wurde im Jahr 924 als der jüngste Sohn des deutschen Königs Heinrich I., des Finklers, und der heiligen Mathildis, geboren. Sein ältester Bruder wurde deutscher Kaiser, und hat sich als Otto I. einen ruhmvollen Namen in der Geschichte erworben. Sein anderer Bruder Heinrich erhielt das Herzogtum Bayern. Bruno prägte den Geist seiner heiligen Mutter am tiefsten seinem Gemüt ein und offenbarte frühzeitig Vorliebe für den geistlichen Stand. Unter der Leitung des ehrwürdigen Bischofs Balderich von Utrecht genoss er eine recht tüchtige Bildung und wurde nicht allein in der Heiligen Schrift und den Kirchenvätern, sondern auch in den übrigen Wissenschaften ausgebildet. Besonders zeichnete er sich in der Erklärung der Heiligen Schriften aus und drang durch vieles Beten und Betrachten tief in ihren Geist ein. Unter den Dichtern zog ihn am meisten der christliche Dichter Prudentius an. Einige Griechen, die an den Hof seines Bruders Otto gekommen waren, gaben ihm Unterricht in der griechischen Sprache, und er machte solche Fortschritte, dass er sich geläufig in darin auszudrücken vermochte. Seine wissenschaftliche Bildung vollendete der berühmte Bischof Ratherius von Verona, dem der dankbare Schüler in der Folge ein treuer Beschützer wurde.
Kaiser Otto I. ernannte seinen kaum zum jungen Mann herangereiften Bruder Bruno wegen seines asketischen Lebens, seiner hervorragenden Tugenden und Wissenschaften zum Abt von Lorsch bei Worms und Corvey an der Weser. In dieser Würde gab er sich alle Mühe, das Mönchsleben zu erneuern, den Geist der Frömmigkeit und Wissenschaft zu fördern und ging allen mit dem besten Beispiel voran. Wegen seiner Geschäftskenntnis, Klugheit und Umsicht erhob ihn der Kaiser zu seinem Erzkanzler und nach dem Tod Wigfrieds zu dessen Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhl von Köln (953).
Um diese Zeit empörte sich Ludolph gegen seinen Vater, den Kaiser Otto, weil er befürchtete, es möchte ihm dessen Sohn Otto aus zweiter Ehe mit der heiligen Adelheid in der Thronfolge vorgezogen werden. In dieser Bedrängnis stand Bruno seinem gekrönten Bruder mit Rat und Tat aufs kräftigste bei, so dass Otto anerkennend zu ihm sprach: „Du bist mein einziger Trost, du meine einzige Hoffnung, nachdem der Sohn und Schwiegersohn (Herzog Konrad von Lothringen) zu Räubern und Vaterlandsverrätern geworden sind.“ Um solche Dienste zu belohnen und zugleich den Einfluss Brunos zu erweitern, übertrug ihm Otto auch die Verwaltung des Herzogtums Lothringen, das der aufrührerische Konrad verloren hatte. Bruno versammelte die deutschen Fürsten und die Großen Lothringens in Aachen, um sie in der Treue und Anhänglichkeit an Otto zu bestärken. Die Rebellen mussten sich unterwerfen. Durch Brunos gütige Vermittlung söhnte sich Ludolph wieder mit seinem Vater aus.
Ungeachtet der vielen weltlichen Geschäfte besorgte Bruno vor allem das Seelenheil seiner geistlichen Herde. Er predigte sehr fleißig und mit ergreifender Beredsamkeit, drang mit Eifer auf die gründliche Bildung der Geistlichen, gründete nützliche Anstalten und ging allen im Tugendeifer voran. Sein Haus war eine vortreffliche Schule der Tugend und Wissenschaft. Alle frommen und gelehrten Männer nahm er mit offenen Armen auf, während er Sittenlose aus seiner Umgebung verbannte. Staat und Kirche sind ihm zu hohem Dank verpflichtet, denn aus seiner Pflanzschule gingen viele Männer hervor, die tief eingriffen in das religiöse und nationale Leben Deutschlands, und der Nachwelt den Ruhm der Heiligkeit und unsterblicher Verdienste hinterlassen haben. Durch seine Empfehlung wurde Theodorich Bischof von Metz, Gerhard Bischof von Toul, Wigfried Bischof von Verdun, Heinrich und Egbert Erzbischöfe von Trier. Viele Klöster und geistliche Genossenschaften wussten von seiner Freigebigkeit und Fürsorge zu erzählen. Das Kloster St. Pantaleon zu Köln, gegründet im Jahr 956, ist seine Stiftung.
So reichlich Bruno den Armen und Notleidenden, Kirchen und Klöstern spendete, so einfach und arm lebte er selbst. Allem äußeren Gepränge und Aufwand abhold, lebte er wie ein Mönch. Bei all seinen umfangreichen Arbeiten für das Wohl der Kirche und des Staates blieb seine Hauptsorge die Heiligung seiner selbst, und seine Sehnsucht nach dem Himmel nahm von Tag zu Tag zu. Er, der sich in seiner hohen Stellung den Himmel auf Erden hätte bereiten können, kreuzigte sein Fleisch samt seinen Gelüsten, um die Himmelskrone nicht zu verlieren. Während er als Friedensstifter nach Frankreich gerufen wurde, starb er zu Reims am 11. Oktober 965 in einem Alter von 40 Jahren. Sein Leichnam wurde nach Köln gebracht und im Kloster St. Pantaleon beigesetzt.