Heiliger Cuthbert Mayne, Priester, Martyrer, + 29.11.1577 – Fest: 29. November

 

Mochte unter der katholikenfeindlichen Regierung der Königin Elisabeth ein großer Teil der Katholiken noch so treu sein, mochten noch so viele Laien und Priester ihren Glauben im Kerker und auf dem Schafott bekennen, der vollständige Sieg der Staatsgewalt über die alte Religion schien dennoch gesichert. Elisabeth brauchte nicht einmal zu Strang und Henkerbeil zu greifen, die Katholiken mussten von selbst aussterben. Denn die Priester, aufgerieben von Arbeit, von Alter und Kerkerleiden, ohne Rast und Ruhe, bei Tag und Nacht von den Häschern gejagt und gehetzt, starben rasch dahin. An einen Nachwuchs war nicht zu denken. Seit Einführung der englischen Staatsreligion, 1559, konnte keine katholische Priesterweihe mehr gehalten werden. Alle Bischöfe lagen ja in Banden oder waren anfangs 1570 bereits ihren Leiden und dem Alter erlegen. Auch ohne Blutvergießen schien das Los des katholischen Glaubens in England entschieden zu sein. Aber Gottes Barmherzigkeit hatte für ein Heilmittel gesorgt. Der Mann der Vorsehung, dessen Herz für die Erhaltung der katholischen Religion seiner Heimat glühte, war Dr. Wilhelm Allen. Dieser ausgezeichnete Priester und Gelehrte an der Hochschule in Oxford, dann Kanoniker in York, entsagte, als Elisabeth den Suprematseid von ihm verlangte, seiner glänzenden Laufbahn und verließ 1561 England. Sein ganzes Denken und Lieben aber blieb der katholischen Kirche seiner Heimat gewidmet. Er schrieb Verteidigungsschriften für den katholischen Glauben. Das genügte aber nicht, um die Not in ihrem Grunde zu überwinden. Er fasste daher den Plan, ein Seminar für junge Engländer zu gründen mit der Aufgabe, den langsam aussterbenden Klerus durch neue Kräfte zu ersetzen. Mit seinem alten Lehrer von Oxford, dem durch Wissenschaft und Eifer für die katholische Sache ausgezeichneten Morgan Philipps und dem heiligmäßigen Dr. Vendeville, Professor in Douay, späterem Bischof von Tournay, wurde 1568 der Plan verwirklicht durch Erwerbung eines Studienhauses zu Douay, der Universitätsstadt der Provinz Artois. Zahlreich kamen edle Jünglinge, besonders viele Studenten von Oxfort in die neue Pflanzschule für Missionare herüber. Dr. Allen gab sich die größte Mühe, seine Zöglinge in Wissenschaft und Tugend, vor allem in der praktischen Seelsorge aufs sorgfältigste vorzubereiten. Nur wahrhaft Erprobte konnten den unsäglichen Mühsalen und den sie ständig bedrohenden Gefahren eines von Feinden so gehüteten Missionsfeldes ausgesetzt werden. Kerker und Tod waren ihnen sicher. 1573 konnten die ersten vier Schüler des Seminars die Priesterweihe empfangen und ein Jahr darauf gingen die ersten drei Priester von Douay in die schwergeprüfte Heimat.

 

Der erste Blutzeuge von Douay ist der heilige Cuthbert Mayne. Er hatte sich 1570 in Oxford den Grad eines Magisters der freien Künste erworben. Von der katholischen Glaubenslehre hatte er so wenig Kenntnis, dass er sich sogar auf Drängen seines Oheims, der ihm gerne seine reiche anglikanische Pfründe vererbt hätte, die schismatischen Weihen hatte geben lassen. Nun machte Mayne in Oxford die Bekanntschaft des seligen Edmund Campion und anderer ausgezeichneter junger Männer, die die katholische Wahrheit erkannten und schließlich den folgerichtigen Schritt des Übertrittes machten, der als erstes Opfer die Flucht aus der Heimat forderte. Ein Brief von ihnen an Mayne mit der Aufforderung ihnen nach Flandern zu folgen, fiel zufällig in die Hände des anglikanischen Bischofs von London. Dieser ließ sofort die im Brief genannten jungen Leute als Feinde der Staatskirche gefangen nehmen. Cuthbert jedoch, der gerade abwesend war, konnte rechtzeitig von einem Freund, dem seligen Thomas Ford, der später (am 28. Mai 1582) ebenfalls die Martyrerkrone erwarb, gewarnt werden und so der Haft entgehen. Einige Jahre danach floh er über den Kanal und trat 1573 in das Seminar von Douay ein. Zum Priester geweiht, wurde der Heilige 1576 zugleich mit dem seligen Johann Payne, der am 2. April 1582 als Martyrer starb, nach England auf das große Feld der Arbeit und Leiden geschickt.

 

Nur eine kurze Frist war ihm zur Arbeit am Heil der Seelen gegönnt. Ein reicher, dem katholischen Glauben treu ergebener Edelmann, Franz Tregian, hatte ihn in sein Haus aufgenommen. Nach außen hin galt Cuthbert als Verwalter, im Geheimen versah er das schwerere Verwalteramt im dornigen Weinberg des Herrn. Im Sommer des nächsten Jahres 1577 hielt der anglikanische Bischof eine Kirchenvisitation in Cornwall und erfuhr von dem Landrichter der Grafschaft, dass das Haus des Tregian ein „Nest von Recusanten“ (Verweigerern, Ungehorsamen) sei und wahrscheinlich auch einen Priester beherberge. Sofort wurden mehrere Richter und wohl hundert Bewaffnete abgesandt, die Wohnung Tregians zu durchsuchen. Der heilige Mayne war eben im Garten. Als er herbeieilte, um sein Wohnzimmer zu öffnen, dessen verschlossene Tür man schon zertrümmern wollte, fasste ihn der Sheriff an der Brust und rief: „Wer bist du?“ – „Ein Mann,“ antwortete dieser kalt. „Trägst du einen Panzer unter dem Kleid,“ fragte ihn der Beamte und riss ihm den Rock auf. Da fand er i einem Futteral ein Agnus Dei. Das war schon genügend, um den Priester als „Hochverräter und Empörer“ zu verhaften. Unter seinen Büchern und Schriften wurde noch ein Abdruck der Jubiläumsbulle Gregors XIII. von 1575 gefunden, die, wie Mayne vor Gericht erklärte, nur zufällig unter seinen Büchern mit nach England herübergekommen war. Auf sie und auf das Agnus Die wurde hernach die Anklage und das Schuldig des Hochverrats aufgebaut. Das Burgverließ, in das der Gefangene gestoßen wurde, war von Unrat und Ungeziefer verpestet und so dunkel, dass er kaum die Hand vor sich sehen, geschweige denn ein Buch lesen oder schreiben konnte.

 

Gegen alle Rechtsordnung, lediglich auf Vermutung hin, wurde ihm und elf oder zwölf mit ihm verhafteten Bekannten der Prozess gemacht. Als Besitzer einer päpstlichen Bulle, auch wenn diese mit ihren Vollmachten schon veraltet war, wie Mayne als Einspruch geltend machte, war er als Hochverräter wider die Königin und das Reich hinreichend erwiesen. Einem der Mitangeklagten, einem sehr furchtsamen Menschen, bot man eine Belohnung von 80 Pfund Sterling an, wenn er eine Aussage gegen Mayne machen würde. Allein der brave Mann, obwohl halb ohnmächtig vor Furcht, fand doch in der Gnade Gottes die Kraft, jede Aussage zu verweigern. Unter den Richtern selber beanstandete einer die offenbar unrichtige Rechtsauslegung des Vorsitzenden. Nichtsdestoweniger wurde das Urteil gefällt, die bekannte barbarische Strafe für Hochverrat jener Zeit. Mit mildem und frohem Gesichtsausdruck nahm es der Heilige entgegen und betete mit zum Himmel erhobenen Händen: „Gott sei Dank!“ Die Mitangeklagten wurden zum Verlust ihrer Ländereien, Lehen, Güter und Herden und zu lebenslänglichen Kerker verurteilt, nur weil man ihnen Nichtanteilnahme am anglikanischen Gottesdienst nachweisen konnte und vermutete, dass sie die heilige Messe besuchten und „Bekannte und Hausgenossen Maynes wären und durch die Papisterei (Anhänger des Papstes) miteinander verbunden wären, weshalb sie keinerlei Geheimnis voreinander hätten“. So furchtbar streng und so himmelschreiend ungerecht war die Verfolgung der Katholiken in jenen Tagen. Wahrhaftig, wäre die katholische Lehre nicht wirklich göttliche Wahrheit, sie hätte damals in England vollständig vernichtet werden müssen!

 

Am Tag vor der Hinrichtung versammelten sich alle Friedensrichter der Grafschaft und viele Prediger der sogenannten reformierten Kirche in Launceston. Vor dieser Versammlung musste Cuthbert Mayne erscheinen, nicht nur an den Füßen mit schweren Ketten beladen, sondern auch mit zusammengeschlossenen Händen, in welch qualvoller Lage er schon seit langer Zeit hatte aushalten müssen. So gefesselt, verteidigte er von morgens acht Uhr bis fast zu völligem Abenddunkel den katholischen Glauben. Dabei musste er immer stehen, was ihm in seinem jammervollen Zustand große Schmerzen bereitete. Man bot ihm Leben und Freiheit an, wenn er den reformierten Glauben annehmen würde. Mayne blieb standhaft. Man überhäufte ihn mit Schmähungen und Spöttereien; aber nicht zur kleinsten Ungeduld ließ der Heilige sich verleiten. Als die Prediger ihn bestürmten, er solle doch wenigstens auf die Bibel schwören, dass die Königin Elisabeth das Oberhaupt der Kirche von England sei, da ergriff der heilige Martyrer, nach einem kurzen Bericht Dr. Allans, die Bibel, machte das Kreuzzeichen darüber, küsste sie und rief: „Die Königin war nie das Haupt der Kirche von England, noch ist sie es jetzt, noch wird sie es jemals sein.“

 

Am anderen Tag, am 29. November 1577, wurde Mayne, dem Urteilsspruch gemäß, in roher Weise auf die Schleife geworfen und unter Schmähungen, wobei er mit einem Riemen Hiebe über den Kopf und die Finger erhielt, nach dem Marktplatz geschleift. Man zwang ihn, rasch die Leiter zum hohen Galgen zu besteigen und gestattete ihm, nur sehr wenige Worte zu sprechen. Er legte kurz den Grund seiner Verurteilung dar und bezeugte angesichts des Todes feierlich, dass sein Hausherr Tregian nichts von der Jubiläumsbulle und dem Agnus Dei gewusst habe, um derentwillen er zum Tode verurteilt wurde. Da legte ihm der Henker auf Befehl der Richter die Schlinge um den Hals und stieß die Leiter weg, so dass er gar nicht mehr Zeit hatte, den Psalmvers: „In deine Hände, o Herr …“ vollenden zu können. In Eile wurde er, dem Urteil gemäß noch lebend, losgeschnitten, so dass er, da er noch hin und her schwankte, im Herunterstürzen mit dem Kopf an die Kante des Schafotts, das zu seiner Vierteilung aufgerichtet war, aufschlug und so die eine Seite seines Gesichtes furchtbar zerquetscht und ein Auge herausgeschlagen wurde. Die weitere Henkerarbeit ist zu grausig, als dass sie näher geschildert werden könnte. In einem Umkreis von mehreren Tagereisen verkündeten in den größten Orten von Cornwall und an der belebtesten Hauptstraße die aufgesteckten blutigen Überreste des Martyrers seine heldenmütige Treue und die Grausamkeit seiner Henker.

 

Als aber drüben in Douay die Kunde von seinem ruhmreichen Tod und herrlichen Sieg eintraf, konnten manche seiner früheren Mitschüler den dornenvollen und blutgetränkten Weg erkennen, der auch für sie sich öffnete. Und sie hatten den Mut, ihn zu beschreiten; er führte sie zur gleichen Krone.

 

Vor Gottes geheimen Plänen steht der Mensch erschüttert und unfähig zum Ergründen, stumm sie anbetend, da. Was studierten und mühten sich diese edlen Priester jahrelang unter Opfern und Entbehrungen ab, um für die höchste Aufgabe, den Glauben und die Seelen zu retten, geschickt zu sein. Kaum auf dem Kampffeld angekommen, lässt sie Gott schon unterliegen. Die Bosheit und der Irrglaube triumphiert. Auch das Heil eines ganzen Volkes will Gott abgerungen werden, wie der einzelne um das eigene Heil förmlich mit Gott ringen muss. Kein Verzagen, kein Kleinmut! „Ich lasse dich nicht, Herr, bis zu mich gesegnet hast!“ (Genesis 32,27)

 

 

Am 25. Oktober 1970 wurde Cuthbert Mayne zusammen mit anderen Martyrern aus England und Wales von Papst Paul VI. heiliggesprochen.