Die gottselige Jungfrau Cäcilia Castella, 1618 zu Gandino in Italien geboren, nahm 1638 den Habit des Dritten Ordens, war eine Verwandte des Papstes Innozenz IX. Sie hatte große Andacht zu den schmerzhaften Geheimnissen unserer Erlösung, durch deren stete Betrachtung ihr Herz schon in früher Jugend mit zärtlichster Liebe zum leidenden Erlöser und seiner mitleidenden Mutter Maria erfüllt wurde. Groß war ihr Vertrauen zur Schmerzensmutter, durch deren Vermittlung sie auch viele Gnaden erhielt. Unter anderem verschaffte sie ihrem Bruder, der zu Rom ohne Hoffnung krank darniederlag, die Gesundheit, indem sie ihm in einem Brief ein Bildchen der allerseligsten Mutter Gottes übersendete, und ihm meldete, durch das Vertrauen auf Maria werde er genesen.
Im Feuer der Liebe Gottes und Mariä, das fortwährend in ihr brannte, wurde ihr Herz allmählich verzehrt. Daher befiel sie, als sie von einem Krankenbesuch nach Hause kam, ein hitziges Fieber. Obwohl die Ärzte erwarteten, sie werde in Raserei verfallen, behielt sie doch zum größten Staunen der Ärzte den vollen Gebrauch ihrer Geisteskräfte und erweckte ohne Unterlass Akte der vollkommensten Tugenden. In der letzten Nacht ihres Lebens war sie drei Stunden lang verzückt, und die Umstehenden hörten, wie sie liebreich mit ihrem Gott sprach. Nachdem sie wieder zu sich gekommen war, sagte sie zu ihrer Mutter: „Wie groß sind die Schätze der Glorie, die Gott denen bereitet hat, die ihn lieben!“ Mit rührender Andacht empfing sie die heiligen Sterbesakramente, und sprach nach einem stillen Gebet zu den Umstehenden: „Erfreut euch, meine Väter, erfreut euch, meine Schwestern, meine Zeit ist gekommen; ich gehe nun heim.“ Nach diesen Worten nahm sie das Kruzifix in die Hand, heftete ihre Augen fest und voll Innigkeit auf ein Bild der allerseligsten Jungfrau Maria und verschied sanft und selig unter dem Schutz dieser ihrer geliebten Königin im vierunddreißigsten Lebensjahr, am 11. März 1651.