Heiliger Disibod, Mönch, Missionar und Bischof bei Trier, + vor 700 – Fest: 8. September

       

Die Liebe zum angestammten Mutterland hat viele Nachkommen der Angelsachsen bewogen, die christliche Religion, die sie nach ihrer Einwanderung in Altengland annahmen, ihren daheim gebliebenen Brüdern und Schwestern als kostbarste Liebesgabe zu schenken, und sie dadurch zum höchsten Glück in Zeit und Ewigkeit zu befähigen. Zu diesen Glaubensboten aus England gehört auch der heilige Bischof Disibod. Er stammte aus Irland, das bis zum heutigen Tag den Ruhm bewahrt hat, der katholischen Kirche trotz allen Verfolgungen und Knechtungen immer treu geblieben zu sein. Im elterlichen Haus legte er den Grund zu seinem heiligen Leben und in den ausgezeichneten Klosterschulen seiner Heimat empfing er nebst einer tüchtigen Ausbildung in den Wissenschaften die glühende Begeisterung, sein Leben ganz der Vervollkommnung und dem Seelenheil seiner Mitmenschen zu weihen.

 

Da in seinem Geburtsland bereits ein reges christliches Leben blühte, so schiffte er sich mit drei gleichgesinnten Gefährten, namens Giswald, Klemens und Salust, ein und kam um das Jahr 670 nach Franken. Nachdem er zehn Jahre an verschiedenen Orten das Evangelium gepredigt und glückliche Erfolge erreicht hatte, begab er sich in das Nahetal und baute sich in der Waldwildnis eine Hütte. Von hier aus verkündigte er den Talbewohnern den christlichen Glauben, und der Kraft seiner Predigt und seiner gewinnenden Güte gelang es, die Herzen der schlichten Leute für die Wahrheit und Gnade Jesu Christi zu erobern. Mit Freuden erbauten sie ihm eine Kapelle, und mehrere fromme Jünglinge und Männer baten ihn, sie als Jünger anzunehmen. Gern willfahrte Disibod dem edlen Streben der Neubekehrten und so entstand mitten in der Wildnis gar bald ein Kloster, das im Lauf der Zeit zu großer Pracht und Blüte gelangte.

 

Disibod behielt immer das Einsiedlerkleid, aber seinen Jüngern und Schülern gab er die Ordensregel und das Kleid des heiligen Vaters Benedikt, und leitete sie durch Wort und Beispiel zu einem vollkommenen Leben an. Er beschränkte aber seine Tätigkeit nicht auf das Kloster, sondern brachte auch fortwährend den Unwissenden Belehrung, den Betrübten Trost, den Notleidenden Hilfe, und wurde von allen, die ihn kannten, geliebt und verehrt. So gütig er gegenüber anderen war, so streng war er gegen sich selbst. Nicht begnügte er sich mit den Abtötungen und Bußübungen, wie sie die Ordensregel des heiligen Benedikt vorschreibt, sondern er kreuzigte sein Fleisch mit außerordentlicher Härte, um möglichst hohe Vollkommenheit zu erringen. Trotz den vielen Fasten und Kasteiungen erreichte Disibod ein Alter von 81 Jahren. Am Fest Mariä Geburt, den 8. September, um das Jahr 700 folgte er dem Ruf seines lieben Heilandes: „Komm her, du guter und getreuer Knecht. Weil du über weniges treu gewesen, so will ich dich über vieles setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn.“ Sein heiliger Leib wurde in der Kapelle neben seiner Klause beigesetzt und fünfzig Jahre später vom heiligen Bonifatius in die neue und prächtige Kirche übertragen. Die zahlreichen Wunder am Grab des heiligen Disibod gaben jahrhundertelang Zeugnis, in was für einem Ansehen der Heilige bei Gott stand.

 

Die alte Pracht und Kunstherrlichkeit des ehemaligen Klosters Disibodenberg ist längst in Schutt verfallen, aber selbst die ansehnlichen Trümmer zeugen noch von der einstigen Blüte der Stiftung des heiligen Disibod.