Seliger Dominikus a Leonessa, Franziskaner, + 20.4.1497 – Gedenktag: 20. April

 

Im Jahr 1497 verschied an diesem Tag der Franziskaner-Provinzial Dominikus a Leonessa, ein besonderer Verehrer Mariens. Sein Dienst und seine Andacht zur Himmelskönigin wurden ihm durch mancherlei Gnaden und besonders durch wiederholte Erscheinungen vergolten. Hiervon erzählt die Legende folgendes:

 

Der ehrwürdige Dominikus a Leonessa, aus dem Orden der Minoriten zu Urbino in Italien und dort zum siebten Mal Provinzial, lebte in der innigsten geistigen Freundschaft mit Bruder Nikolaus, durch dessen Predigten bewogen er die Welt verlassen hatte. Sie hatten sich gegenseitig verpflichtet, einander die Offenbarungen mitzuteilen, deren sie Gott würdigte. Auf einer Visitationsreise erkrankt wurde Dominikus in das Kloster zu Urbino zurückgebracht, und erkennend, dass diese seine letzte Krankheit sei, war die Vorbereitung auf sein Ende auch die erste und vorzüglichste Sorge des Erkrankten. Der Himmel ließ es nicht an seinem Beistand für den ehrwürdigen Diener Gottes fehlen, indem die Engel und selbst die Königin der Engel, die erhabene Jungfrau Maria, sich ihm hilfreich erwiesen und sichtbar sich zeigten.

 

Unter anderem sah an einem Freitag Bruder Nikolaus, als er sich der Zelle näherte, worin der Kranke lag, durch die Ritzen der Tür Strahlen eines ungewöhnlichen Lichtglanzes durchleuchten. Verwundert blieb er einige Zeit stehen, dann öffnete er plötzlich die Tür, und – in dem Augenblick war die Glanzeshelle verschwunden. Eine göttliche Erscheinung vermutend, erinnerte er Dominikus an ihren Vertrag, und drang in ihn, die Erscheinung zu erklären. Da erfuhr er nun, dass die heilige Jungfrau, begleitet von Engelscharen, ihm erschienen sei.

 

Kurze Zeit vor dem Abscheiden des Bruders Dominikus sah der Bruder Nikolaus mehrere Menschen vor der Tür der Zelle stehen, die durch Gebärden und ihr ganzes Benehmen Missmut und Ungeduld äußerten. Befragt, wer sie wären und was sie wollten, bekannten sie, durch höhere Macht genötigt: „Wir sind Dämonen, und warten, bis die Jungfrau Maria diese Zelle verlässt, um dann einzutreten, und am kranken Dominikus zu tun, was unseres Geschäftes ist.“ Nikolaus vertrieb im Namen Gottes die bösen Geister und erzählte seinem Freund von den Nachstellungen, die sie ihm bereiteten. Dieser hielt nun dafür, dass sein Tod nicht mehr fern sei, und verbat sich den Besuch jedes anderen, außer des Bruders Nikolaus und des Obern jenes Klosters, um mit Christus und diesen Männern die Angelegenheiten seiner Seele zu ordnen. Am nächstfolgenden Freitag gab er voll inneren Trostes und voll Sehnsucht nach der Anschauung Gottes seine Seele in die Hände Jesu und Mariens, zu denen er immer die zärtlichste Liebe eines Kindes getragen hatte.