Heiliger Erkonwald von London, Bischof und Bekenner, + 30.4.693 – Fest: 30. April

 

Dieser Heilige war aus einem sehr berühmten Geschlecht entsprossen. Die einen geben ihm als Vater einen Fürsten namens Offa und die anderen den frommen Annas, den König der Ostangeln. Dem sei wie es wolle, er bewies von Jugend an glühenden Eifer für den Dienst des Herrn. Um sich desto besser aus allen Weltverwirrungen loszuwinden, verließ er sein Vaterland und begab sich ins Königreich der orientalischen Sachsen. Seine Güter, die sehr beträchtlich waren, verwandte er zur Gründung zweier Klöster, von denen eins sich zu Chertsei, in der Grafschaft Surrey an der Temse, und das andere zu Barking, in der Grafschaft Esser, befand. Das letztere war für Nonnen bestimmt und Edilburga, die Schwester des Heiligen, war seine erste Äbtissin. (Das Kloster Chertsey, ehehin Ceortesei genannt, wurde um das Jahr 666 gegründet. Die Dänen legten es in Asche, nachdem sie den Abt und die Mönche, neunzig an der Zahl, ermordet hatten. Es wurde aber wieder aufgebaut durch König Edgar und Bischof Ethelwold und erhielt den Namen des hl. Petrus. Die Gründung des Klosters Barking setzt man in das Jahr 665 oder 666. Es war aber nicht das erste Frauenkloster in England. Das von Folkestone im Königreich Kent war älter und wurde von Eadbald, dem König von Kent, im Jahr 630 gestiftet und hatte die heilige Eanswitha, die Tochter dieses Fürsten, zur ersten Äbtissin. Als man es unter Heinrich VIII. zerstörte, beliefen sich seine Einkünfte auf 1084 Pfund Sterling, eine Summe, die jetzt acht Mal beträchtlicher wäre. Die Abteien Sion und Shaftsbury waren noch reicher als die von Barking.)

 

Erkonwald stand mehrere Jahre dem Kloster Chertsey vor, wo ihm sein hoher Tugendglanz viele Jünger zuführte. Im Jahr 675 zog ihn der König Sebba aus seiner Einsamkeit, um ihn auf den bischöflichen Sitz von London zu erheben. Er wurde von Theodor von Canterbury geweiht. Der St. Pauluskirche erhielt er große Vorrechte, vermehrte ihre Einkünfte und erweiterte ihren Umfang. (In der Geschichte dieser Kathedrale wird erwähnt, dass diese Kirche ursprünglich ein Tempel der Diana gewesen ist.) Nach seiner alten Grabschrift dauerte sein Episkopat elf Jahre. Man setzte ihn bei in der Hauptkirche zu London, wo sein Grab berühmt wurde durch eine Menge Wunder, wie berichtet wird. Es wird auch erzählt, dass viele Wunderheilungen bei den Gerätschaften geschahen, die zu seinem Gebrauch gedient hatten.

 

Der Leib des heiligen Erkonwald ist am 14. November 1148 an einen ehrenvolleren Ort versetzt und über dem Hochaltar der Hauptkirche gegen die Morgenseite aufgestellt worden. Man kann ein ausführliches Verzeichnis aller Opfergaben lesen, womit die Andacht der Gläubigen den Sarg des Heiligen bereichert hatte. Es wird auch mit Wehmut über die Zerstörung dieser prachtvollen Kirche des heiligen Paulus berichtet, die die Ehre der englischen Nation gewesen ist. Lebhaft wird geschildert die Wut der Schismatiker, die die Denkmale so vieler berühmten Männer zertrümmerten und ihre Gebeine und Asche entweihten und zerstreuten. Bei dieser barbarischen Zerstörung und Suche, entdeckte man den Leichnam des heiligen Königs Sebba, der einbalsamiert und in kostbare Stoffe gehüllt war. Auch fand man noch mehrere andere, angetan mit dem Schmuck der Würde, die sie bekleidet hatten. Allein was beabsichtigte die abscheuliche Habsucht der Schismatiker? Sie fand bloß den einen oder anderen Ring. Es war bloß um einen Edelstein, um einen Kelch von geringem wert zu tun. Unter dem Chor entdeckte man die unterirdische Kirche der heiligen Fides, die einstmals die Pfarrkirche gewesen war.

 

Der Leib des heiligen Erkonwald verschwand im Jahr 1533. Pater Hieronymus Porter sagt in seinem Leben der Heiligen Englands, dass er oben im Chor an der Mauer bestattet worden sei. Seitdem die Kirche wieder hergestellt worden war, ist keine Meldung mehr davon geschehen.