Ethelbert hatte zum Urgroßvater Hengist, dem Anführer der Angelsachsen, die sich im Jahr 448 in Großbritannien niederließen. Er heiratete, noch zu Lebzeit seines Vaters, die einzige Tochter Chariberts, des Königs von Paris, und bestieg im Jahr 560 den Thron. Ein durch ein ganzes Jahrhundert andauernder Friede brachte das Königreich Kent in einen sehr blühenden Zustand. Und Ethelberts Eroberungen hatten ihm ein solches Ansehen über die andern gleichzeitig von den Sachsen gegründeten Reiche verschafft, dass dieser Fürst oft mit dem allgemeinen Titel: König von England, bezeichnet wurde. Allein was fruchtete es ihm, so groß in den Augen der Welt zu sein, da er das Unglück hatte, noch nicht den wahren Gott zu kennen, und dem Aberglauben der Heiden noch anzuhängen? Bertha, die nur mit der Bedingung nach England kam, dass sie frei ihre Religion ausüben dürfe, lebte an seinem Hof in steter Ausübung aller christlichen Tugenden. Der heilige Bischof Lethard, der ihr gefolgt war, unterließ auch nichts, sie immer mehr und mehr in den Wegen Gottes zu bestärken. In einer alten Kirche, bei Canterbury, die dem heiligen Martin geweiht war, feierte er mit ihr die göttlichen Geheimnisse. Indessen wurden die Heiden durch den Tugendwandel und die Reden des ehrwürdigen Oberhirten gerührt, und kamen allmählig von ihren Vorurteilen zurück. Der König selbst wurde dem Christentum geneigter. So bereitete die göttliche Vorsehung die Herzen zur Aufnahme des Evangeliums vor, das der heilige Ordensmann Augustin bald danach im Königreich Kent predigte.
Schließlich kam der Augenblick des göttlichen Erbarmens für Ethelbert, er öffnete die Augen dem Licht des Glaubens und entsagte öffentlich dem Götzendienst. Der Andachtseifer und die Frömmigkeit Berthas trugen, nach dem Zeugnis der englischen Geschichtsschreiber, nicht wenig zu seiner Bekehrung bei. Der heilige Gregor der Große war derselben Meinung und erteilte der Königin Bertha das schönste Lob. Er verglich sie mit der heiligen Helena, der Mutter Konstantins des Großen.
Durch Annahme des Christentums wurde der König von Kent zugleich in einen ganz neuen Menschen umgeschaffen, und die zwanzig übrigen Lebensjahre nach seiner Taufe widmete er ganz der Religion. Er hatte harte Kämpfe zu bestehen, so wohl gegen seine Leidenschaften, als gegen die Welt und den Geist der Finsternisse. Allein stets ging er als Sieger aus ihnen hervor, indem er sich der Waffenbediente, die dem Christen das Evangelium in die Hand gibt, das heißt, des Gebetes, der Wachsamkeit, der Demut und Abtötung. Die Wohltätigkeit war eine seiner Haupttugenden und seine Untertanen fühlten häufig deren beglückende Wirkungen. Er schrieb weise Gesetze vor, die man noch mehrere Jahrhunderte nach seinem Tod in England beobachtete. Seine Anhänglichkeit an die Religion hieß ihn jede Gelegenheit benützen, wo er das Reich Christi und die Erkenntnis seines heiligen Namens ausbreiten konnte. Die heidnischen Gebräuche schaffte er ab, zerstörte die Götzentempel oder weihte sie der Verehrung des wahren Gottes. Seinen Palast von Canterbury machte er dem heiligen Augustin zum Geschenk und gründete die Kathedralkirche dieser Stadt, die unter dem Namen Christuskirche bekannt ist, desgleichen die Abtei zu den hh. Petrus und Paulus. Seiner frommen Wohltätigkeit hat man ferner noch zu verdanken, die Gründung der Kirchen zum heiligen Andreas von Rochester, zum heiligen Paulus von London, u.a.m. Er arbeitete mit Eifer an der Bekehrung der benachbarten Fürsten, von denen zwei dem Heidentum entsagten. Der eine war Sebert, König der gegen Morgen wohnenden Sachsen, und der andere, Redwald, König der Ostangeln. Unglücklicherweise wurde Redwald seinem Beruf untreu und kehrte in der Folge wieder zum Götzendienst zurück.
Der heilige Ethelbert starb 616, nach einer sechsundfünfzigjährigen Regierung und wurde in der Abteikirche zu den hh. Petrus und Paulus begraben. In der Folge erhob man seinen Leib, um ihn unter dem Hochaltar beizusetzen. Seinen Namen findet man an diesem Tag im römischen Martyrologium, so wie in denen von England. Er ist eine Person mit dem heiligen Albert, Patron einer Kirche von Norwich, und mehrerer anderer Kirchen in England. (Die Kirche des heiligen Albert oder Ethelbert von Norwich ist älter als die Kathedralkirche dieser Stadt.) Polydor Virgilius erzählt, man habe ehehin an seinem Grab eine ewige Lampe unterhalten und es seien bis zur Regierung von Heinrich VIII. daselbst öfters Wunder gewirkt worden.
Der heilige Lethard (Luthard), Bischof von Senlis, Frankreich, + 24.2.596 – Fest: 24. Februar
Dieser Heilige begleitete die Königin Bertha, wie wir im Leben des heiligen Ethelberts erzählt haben, und wurde ihr Lehrer und geistlicher Führer. Durch seine Bemühungen, den Samen des Christentums im Königreich Kent auszustreuen, bereitete er dem heiligen Glaubensprediger Augustin die Wege vor. Er wurde unter der Hauptpforte der alten Kirche zum heiligen Martin begraben, wo er die heiligen Geheimnisse für die Königin Bertha feierte. Ehehin verehrte man zu Canterbury sein Andenken. Seine Reliquien wurden in der Abteikirche zum heiligen Augustin aufbewahrt, und bei der Prozession in der Bittwoche trug man sie mit. Man rief ihn besonders zur Zeit der Dürre an, und nicht selten empfand man die Wirkungen seiner Fürbitte.