Eusebius von Cremona erweckt drei Männer von den Toten mit dem Mantel des Heiligen Hieronymus
Raffael (Raffaello Santi (1483-1520)
Eusebius wurde zu Cremona in Italien von reichen und angesehenen Eltern geboren. Frühzeitig ergab er sich der Frömmigkeit, verachtete alle Vorteile, die er in der Welt zu hoffen hatte, und strebte bloß nach den himmlischen Gütern, indem er sich ganz dem Dienst Gottes widmete. Nachdem er seine ersten Jugendjahre in seinem Vaterland zugebracht hatte, reiste er aus frommer Andacht nach Rom, um daselbst die Gräber der heiligen Apostel zu besuchen. Hier lernte er den heiligen Hieronymus kennen, dem er sich bald anschloss. Der heilige Lehrer bemerkte an ihm nicht nur eine zärtliche Gottesfurcht, sondern auch einen großen Eifer für die göttlichen Wissenschaften, und machte ihn deshalb nicht bloß zu seinem Schüler, sondern selbst zu seinem Gefährten und Freund.
Eusebius blieb nun einige Zeit in Rom, forschte, unter Anleitung des heiligen Hieronymus, fleißig in den heiligen Schriften, und übte sich immer mehr in der Buße und Abtötung. Nach dem Tod des Papstes Damasus verließen beide Rom und zogen nach Palästina zurück. Auf ihrer Reise besuchten sie die heiligen Orte der Provinz, die Einsiedler und andere fromme Personen, die in Syrien und in den Wüsten Ägyptens lebten. Als aber Hieronymus mit Hilfe des heiligen Paulus zu Bethlehem ein Männerkloster gestiftet hatte, zog sich Eusebius in ihm zurück, um sich ganz der Einsamkeit, der Buße, dem Gebet und den Wissenschaften zu widmen. Einige Jahre danach schickte ihn der heilige Hieronymus nach Italien und Dalmatien, mit seinem Bruder Paulinus, um das Erbteil, das sie da noch einzuziehen hatten, zu verkaufen, und den Erlös unter die Armen zu verteilen. Während seines Aufenthaltes zu Rom, wurde er von Rufin, Priester von Aquileja, dem bekannten Gegner des Schülers des heiligen Hieronymus, schnöde behandelt. Eusebius ertrug nach dem Beispiel Jesu alle Unbilden mit Geduld, schwieg und wünschte nur, die empfangenen Beleidigungen mit Wohltaten vergelten zu können. Jedoch unternahm bald hierauf Hieronymus die Verteidigung seines geliebten Freundes in seiner Apologie gegen Rufin. Obgleich Eusebius viel Gelehrsamkeit besaß, scheint es doch nicht, dass er viele Schriften hinterlassen habe. Wegen einiger Schriften religiösen Inhaltes wollen ihn mehrere in die Reihe der heiligen Kirchenväter setzen. Man versicherte auch, er sei der Verfasser des Traktats über das Geheimnis des Kreuzes, den Genadius von Marseille einem Eusebius zuschreibt, der zu dieser Zeit gelebt haben soll, ohne jedoch weder seine Herkunft noch seinen Stand anzugeben. Als Beweis, dass Eusebius viele Kenntnisse besaß, dient noch dieses, dass Hieronymus seinen Kommentar über das Evangelium des heiligen Matthäus und den Propheten Jeremias an ihn richtete, und ihm später den wichtigen Auftrag gab, mit Vincentius und Paulinus die Ketzerei des Vigilantius zu prüfen, und ihn auf die Wege der Wahrheit wieder zurückzuführen, um nicht genötigt zu sein, ihn durch seine Schriften zu widerlegen.
Bei allen diesen Arbeiten, unter denen er das Kloster zu Bethlehem verlassen musste, ging er dennoch von seiner Regel und seiner strengen Lebensweise nicht ab. Er besaß stets die größte Abtötung des Willens und des Fleisches. Nach dem Tod des heiligen Hieronymus im Jahr 420 soll er mit allgemeiner Bestimmung der Ordensbrüder zum Vorsteher dieses berühmten Klosters erwählt worden sein, in dem er nach einiger Zeit sein ruhmvolles und heiliges Leben endete.
Man verehrt ihn besonders zu Cremona, zu Bethlehem usw. Das römische Martyrologium erwähnt ihn nicht, in den anderen aber findet man sein Fest am 5. März oder 19. Oktober. Einige, die ihn mit einem anderen heiligen Eusebius, der Priester und Bekenner war, verwechseln, setzten sein Fest auf den 14. August.
Man findet noch zu Bethlehem das Grab, das den Namen des heiligen Abtes Eusebius trägt. Unbekannt ist aber, wohin sein Körper gekommen ist. Am Gedächtnistag des heiligen Eusebius wird jährlich an dieser Grabstätte ein feierliches Amt gehalten, zu dem die Christen der ganzen Umgebung sich versammeln.