In Frankreich gibt es viele Kirchen, die auf den Namen dieser Heiligen geweiht sind, und in einem alten Messbuch ist eine eigene Messe am Tag der heiligen Fides; darin lautet die Sekret so: „Gott, der du immer glorreich bist in deinen Heiligen, und auch in den Schwächsten die Tugend deiner Macht zeigst, um alles Starke der Welt zu beschämen, nimm an dieses Opfer, das wir dir zum Gedächtnis der heiligen Fides, deiner Jungfrau und Märtyrerin, darbringen, und verleihe, dass bei dir uns helfe das Gebet derjenigen, deren heiliges Leben und herrliches Leiden dir gefallen hat. Durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.“ Es gibt nämlich keine furchtsameren Geschöpfe als junge Mädchen; eine Kleinigkeit bringt sie oft in Schrecken und Angst. Deswegen konnte auch an niemand deutlicher sichtbar wurden, was die Kraft Gottes vermag als an Jungfrauen, die den Mut hatten, sich einem Martyrium zu unterziehen, vor dem auch der stärkste Mann zurückbebt. Die alten Akten berichten folgendes:
„Die heilige Fides war aus Agen gebürtig von sehr angesehenen Eltern; ein Kind des Ortes durch die Herkunft, ist sie geworden dessen Patron durch den Märtyrertod; adelig durch ihre Abstammung, ist sie noch edler geworden durch die Gnade Christi. Sie ist nämlich in der Stadt Agen allen Christgläubigen zuerst eine Zierde und ein Vorbild des Märtyrertums geworden; sie wollte das zeitliche Leben verlieren, damit sie das ewige besäße, da sie von Kindheit an den Herrn Jesus Christus geliebt und als ihren Gott und Schöpfer anerkannt hat. Sie war zwar jung an Jahren, aber in Gesinnung und Tat war sie alt; schön von Angesicht, war sie noch schöner dem Geist nach, wohlgestaltet im Glanz der Jungfrauschaft und anmutig durch die Heiterkeit ihres Antlitzes.
Zu jener Zeit wurde der ruchlose Oberrichter Dacian von den heidnischen Kaisern Diokletian oder Maximinian, die damals in Rom die Herrschaft führten, in die Stadt Agen gesandt. Vom Teufel gehetzt, hatte er den Plan gefasst, die Abgefallenen mit Geschenken zu belohnen und den Christen, die sich aus Furcht vor ihm verbargen, die grausamsten Strafen anzutun. Unverzüglich befahl er, auch die selige Jungfrau Fides aufzusuchen und ihm vorzuführen. Aber diese stellte sich ihm freiwillig, bezeichnete ihren Leib an der Stirn, Mund und Brust mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes, betete zu dem Herrn und sprach: „Herr Jesus Christus, der du den Deinigen immer in allem beistehst, hilf nun deiner Dienerin und gib meinem Mund die rechte Rede, wie ich antworten soll vor dem Angesicht dieses Tyrannen.“ Hierauf ging sie gestärkt durch den Heiligen Geist und mit fröhlichem Mut.
Als sie vor dem Richter stand, sagte er in freundlicher Ansprache: „Wie ist dein Name?“ Die heilige Fides antwortete ihm ohne alle Furcht: "Ich heiße Fides (Fides heißt auf Deutsch: Der Glaube) dem Namen und der Tat nach.“ – Der Richter sagte: „Was übst du für eine Religion und welchen Glauben hast du?“ Darauf erwiderte die heilige Fides: „Seit meiner Jugend bin ich eine Christin und diene dem Herrn Jesus Christus mit aller Hingabe des Herzens, seinen Namen bekenne ich und ihm überlasse ich mich gänzlich.“ – Der schlaue Richter aber antwortete mit scheinbarer Ruhe und Güte: „Junges Mädchen, nimm Rücksicht auf deine Schönheit und Jugend und lass dir raten, lass ab von dieser Religion und opfere der heiligsten Göttin Diana, da sie selbst eurem Geschlecht angehört, und ich will dich mit vielen Geschenken reich machen.“ – Die Jungfrau Christi achtete dieses Versprechen wie nichts und antwortete: „Aus der Väter Überlieferung habe ich gelernt, dass alle Götter der Heiden Teufel sind, und du willst mir durch Schmeicheleien einreden, dass ich ihnen opfere?“ – Der Richter, von Zorn ergriffen, sprach zu ihr: „Was, du hast dir herausgenommen, unsere Götter Teufel zu nennen? Entweder wirf dich nieder und opfere den Göttern, oder ich lasse dich peinigen.“
Die heilige Fides gestärkt durch das Beispiel der großen Märtyrer und voll Verlangen nach der himmlischen Herrlichkeit, rief bei diesen Drohungen: „Ich bin nicht nur bereit für den Namen meines Herrn Jesus Christus Qualen zu dulden, sondern ich wünsche auch in seinem Bekenntnis den Tod zu leiden.“ – Da befahl der Richter, noch ärger aufgebracht, seinen Dienern, die heilige Jungfrau auf ein metallenes Bett zu legen, mit Ketten an Händen und Füßen darauf auszustrecken und Feuer darunter anzuzünden. Der Befehl wurde vollführt, und die unmenschlichen Diener warfen noch Öl und Fett in das Feuer, so dass die Flammen an ihren Seiten hinaufloderten.
Als die Anwesenden das sahen, riefen sie wie mit einer Stimme: O Ruchlosigkeit und Ungerechtigkeit! Warum wird eine Unschuldige und Verehrerin Gottes von angesehenem hohem Stand, ohne alles Verbrechen, so gestraft? Es waren nämlich viele, die, da sie die Standhaftigkeit der heiligen Fides sahen, ihren Nacken von dem verfluchten Joch der Teufel lösten, an den Herrn Jesus Christus glaubten und auch die herrliche Krone des Märtyrertums erlangten. Jener grausame Henker suchte sie zwar auch durch Schmeicheleien und Drohungen zuerst abwendig zu machen; als er sie aber in keiner Weise beugen konnte, gab er zuletzt das Urteil, dass sie gleich der seligen Jungfrau Fides in den Tempel geführt werden sollten, um entweder den Göttern zu opfern, oder enthauptet zu werden. Da die Streiter Christi nun durchaus nicht zum Opfern zu bringen zu waren, so wurden sie enthauptet und erlangten miteinander glücklich die Krone des Märtyrertums und ewiger Herrlichkeit.“
Wenn du von dem Gewissen, von dem Beichtvater, durch eine Predigt, durch ein Buch oder durch das Beispiel oder die Ermahnung eines wahren Christen aufgefordert worden bist, dich ernstlich zu bekehren oder tugendhafter zu leben, da ist dir vielleicht der Gedanke und das Gefühl gekommen: ich kann nicht. Und wenn man es genau nimmt, so ist es auch wahr; du kannst nicht aus eigener Kraft dich besser machen. Darum bist du aber nicht entschuldigt, denn was du nicht aus dir kannst, das kannst du durch Gott. Wer eine schwache Jungfrau, wie die heilige Fides gewesen ist, mit Mut und Kraft erfüllt hat, den furchtbarsten Martern freudig entgegen zu gehen, der kann auch dir die Kraft geben, schlimme Gewohnheiten zu überwinden und tugendhafte Werke auszuüben. Tue nur, was auch die heilige Fides getan hat, rufe inständig Gottes Beistand an durch Jesus Christus unseren Heiland und Fürsprecher, voll Demut in Rücksicht auf deine Schwachheit, voll Vertrauen auf Gottes Kraft in den Schwachen; dann wird Gottes Gnade dir helfen, dass du seinen heiligen Willen im Schweren wie im Leichten auszuüben vermagst.