„Wallaberger ist ein Heiliger, der in unserer Zeit und in unseren Verhältnissen gelebt und den man auch nachahmen kann,“ so sprach eine Ordensoberin, als sie die ausführliche Lebensbeschreibung des Franz Wallaberger gelesen hatte. Davon wird sich ein jeder überzeugen, der nur etwas darüber nachdenkt, wie Franz es angefangen, um zur vollendeten Heiligkeit zu gelangen.
Franz war geboren am 19. März 1876 in Haag, einem Marktfleckchen Oberösterreichs, unweit Linz. Seine Eltern waren geachtete Leute, seine Großeltern beide innige Marienverehrer. Von ihnen lernte das Kind Maria lieben. Franz, der ältere von vier Brüdern, war von Natur aus heiter, fröhlich, oft bis zum Übermut. Harmlosen Bubenstreichen war er durchaus nicht abgeneigt, so dass er auch manchmal mit dem Stock Bekanntschaft machte. Trotzdem war er der Liebling aller. Beim Ministrieren war er immer pünktlich zur Stelle. Im Alter von acht Jahren kam über das frohgemute Kind ein großes Herzeleid. Unerwartet schnell starb die fromme Mutter, während die vier Kinder in der Stube spielten. Eine Tante übernahm das Hauswesen. Sie war es auch, die ihren lieben Franz immer gerne als Priester gesehen hätte. Sein Sinnen ging aber dahin, Soldat, Hauptmann zu werden. Dem frommen Gebet und gottgefälligen Wünschen des Menschen begegnet immer Gottes Gnade. Und Franz sollte ein Gnadenkind werden. „Probiere einmal das Studium,“ hatte die mütterliche Schützerin einmal gesagt. Franz schwieg. Aber nach einigen Tagen des Schweigens bat er das Studium probieren zu dürfen; er könne schon einige Nächte nicht mehr schlafen.
Ein neuer Lebensabschnitt begann. Franz war zwölf Jahre alt, als er im Herbst 1888 im nahen Städtchen Ried ins Gymnasium eintrat. Freudestrahlend konnte er am Schluss des Schuljahres ein Zeugnis mit „Vorzüglich“ in allen Fächern aufweisen. Auch die Berufsfrage fand rasch und frühzeitig ihre Lösung. Franz hatte die Redemptoristen während einer Mission kennengelernt und in einem Buch die Lebensbeschreibung zweier heiligmäßiger Redemptoristen gelesen, nämlich des Paters Paul Cafaro und des Studenten Dominikus Blasucci. Cafaro, ein großer Volksmissionar, Dominikus, unschuldig wie ein Aloysius, hatten unaustilgbaren Eindruck auf den für Edles leicht zugänglichen Knaben gemacht. Er erklärte entschieden: „Ich werde Redemptorist und nichts anderes.“ Anfang September 1889 kam Franz in das Juvenat, das Studienheim der Redemptoristen, nach Katzelsdorf bei Wien. Hier ging das ernste Verlangen des jugendfrischen dreizehnjährigen Zöglings von Anfang an dahin, ein heiliger Student wie Dominikus, ein heiliger Missionar wie Cafaro zu werden. Diese Sehnsucht war der Keim, der zum Licht und zur vollen Reife drängte. Freilich, das übernatürliche Fortschreiten ging, wie das natürliche, nur langsam, aber doch stetig voran. Äußerlich war Wallaberger ein munterer, fröhlicher Junge, glücklich, wie unschuldsvolle Kinder nur sein können. Er wusste manch lustigen Einfall. Dabei nahm er es aber auch ernst mit der strengen Hausordnung, lernte tüchtig und gewann so in den Prüfungen wieder „Vorzüglich“. Einem fleißigen Schüler, vorab einem braven Marienkind, fehlt nie die Gnade von oben. Und Franz war ein treues Marienkind. „Durch Maria zu Jesus“ gilt auch bei diesem gottseligen Studenten. Schon im ersten Jahr, also in der zweiten Klasse, bemerkte man an ihm eine besondere Andacht zur himmlischen Mutter. Täglich betete er den Rosenkranz und verehrte die unbefleckt Empfangene mit dem kleinen Rosenkränzlein von zwölf Ave. An Samstagen ließ er zu ihrer Ehre das Obst stehen.
Mit Beginn der Reifejahre stellte sich bei unserem braven Zögling etwas Kränklichkeit ein. In sein Wesen kam neben der angeborenen Heiterkeit ein tiefernster Zug zum Vorschein, ein Zug zur Melancholie, der sich selbst auf dem so lieblichen Antlitz abspiegelte. Beide Charakterzüge waren von der Gnade getragen und unterstützt. Der gottselige junge Mann gewann jetzt eine ganz eigene innige Andacht zum Leiden Christi. Er lernte die „Leidensuhr“, d.h. alle Stunden den leidenden Heiland in einem bestimmten Leidensgeheimnis zu grüßen. Frühmorgens bei der Messe und dann, sooft er untertags freie Zeit hatte, beim Gehen über den Gang, beim Warten in der Schule, bis der Lehrer kam, lenkte er die Gedanken auf den leidenden Erlöser, dankte ihm und bat um Hilfe. An den Kommuniontagen dachte er noch inniger an den lieben Jesus im allerheiligsten Sakrament. Wie ein Zauberschlag veränderte diese Art des „Wandels in Gottes Gegenwart“ das ganze Wesen des Redemptor(Erlöser)-Jüngers. Den Kameraden, die ihn sehr liebten, fiel es auf, dass er nun so still war. Er spielte zwar mit, aber sowie das Glockenzeichen ertönte, war er sofort gleichsam der Umgebung entrückt. Seine Phantasie hing mit einer gewissen Lust am Leiden Christi. Dies führte Wallaberger zur Herz-Jesu-Andacht, die ihn ein Pater gelehrt hatte. Ein Herz-Jesu-Bild stand fortan immer auf seinem Pult, noch sechs Jahre später in seinem Sterbezimmer. Die Verheißung des göttlichen Herzens hat sich an ihm erfüllt: „Ich werde die Eifrigen rasch zur Vollkommenheit führen.“
In Wallabergers Herzen war die Sehnsucht nach Heiligkeit bis zum starken Willensentschluss herangereift: „Ich will ein Heiliger werden, aber“, fügt er in kindlicher Demut bei, „kein großer.“ Tatsächlich wollte er das erstreben, was er mit seiner Kraft und mit Gottes Gnade erreichen könnte; und das war wirklich, ein großer Heiliger zu werden. Alle Mittel, die ihm dazu behilflich erschienen, wendet er an: er ist ganz aufrichtig seinem Obern wie seinem Seelenführer gegenüber; er offenbart ihnen seine Wünsche, seine Neigungen, seine Fehler; er fragt um Rat und befolgt ebenso willig und gehorsam alle Ratschläge. Seiner Betrachtungslust wurden vom Oberen vernünftige Schranken gesetzt; der Student musste Märchen, Erzählungen und ausgewählte klassische Stücke lesen. Durch reichliche Nahrung sollte seiner schwächlichen Gesundheit aufgeholfen werden. Auf kluge Anleitung hin setzte sich seine Gefühlsandacht in eine energische Willensandacht um. Wenn ihm die Andacht süß, das Studium und die Unterhaltung weltlich und schal erschienen, er wollte aus Pflicht studieren und aus Gehorsam sich unterhalten. Der gelehrige Tugendschüler legte sich „Geistliche Gedenkbüchlein“ an. Darin verzeichnete er nach und nach sechzig Punkte, die bis ins genaueste sein tägliches Leben ordneten. Da heißt es zum Beispiel: Beim Frühstück will ich mich bei der Milch überwinden. – Meinen Mitschülern werde ich gerne Dienste erweisen. – Ich will die lässliche Sünde recht meiden, besonders die freiwillige. – Und Franz nahm es ernst in allen Punkten. Das war ja ein Hauptzug seines Wesens, dass er alles genau und beharrlich tat. Eines Tages kam er zum Oberen und fragte, was er an ihm Fehlerhaftes bemerkt habe, damit er es ablegen könne. Der Obere wusste nichts anderes als eine Kleinigkeit zu sagen: Franz solle sich in der Rekreation (Erholung) teilnehmender benehmen. Sofort liest man in den Punkten: „Ich will in der Erholungszeit heiter sein und freundlich und liebevoll verkehren.“ Mit Abneigungen hatte er wohl auch zu kämpfen. Aber gerade für solche, die ihm an sich weniger entsprachen, betete er, ging absichtlich mit ihnen und suchte mit ihnen ein Spiel zu machen. Wieder ein Punkt lautet: „Bei der geistlichen Lesung will ich recht aufmerken, das Gelesene auf mich anwenden und auch zu befolgen trachten.“ Alle Notizen zeigen, wie jedes Wort des Obern, jede Konferenz, jedes aus Gehorsam gelesene Buch in ihm ein gelockertes Erdreich fanden.
Den frommen jungen Mann zog mächtig das Leiden Christi und die Herz-Jesu-Andacht an. Aber in allen Redemptoristenhäusern wird der 25. jeden Monats als Christkindtag begangen, besonders bei Novizen und Zöglingen. Nur weil es die Hausordnung und die Obern wollten, nahm auch Wallaberger sich vor, um jeden Preis die innigste Andacht zur heiligen Kindheit Jesu zu erlangen. Er betete darum und gab sich alle Mühe. Sein Wille war denn auch von solchem Erfolg gekrönt, dass gerade diese Andacht von jetzt ab die Lieblingsandacht seines Lebens wurde und dass diese Andacht für sein Seelenleben vom wohltätigsten Einfluss wurde. Der Hang zur Melancholie war gemildert. Wallaberger fand wieder die jugendliche Freude und Liebe zu kindlich heiterem Scherz. Seinem herzlichen Gruß der Mitbrüder ging stets ein freundliches, fast schelmisches Lächeln voran. Die Krippe hatte auch ihn mit Weihnachtsfreude durchstrahlt. Die ernste Stille, die herbe Pünktlichkeit war zu einer sanften Heiterkeit geworden. Die Ruhe und der Gleichmut desgereiften Jünglings flößten seinen Mitzöglingen und selbst ergrauten Patres Ehrfurcht ein. Als einst ein Pater in der Erholungsstunde scherzweise fragte: „Wer ist denn der bravste von euch?“, da riefen alle einstimmig: „Der Wally, der Wally!“ Er aber stand feuerrot da. Der Gehilfe des Direktors, der „Pater Socius“, berichtet: „Wallaberger machte auf mich den Eindruck eines angehenden Heiligen. Ich hatte Ehrfurcht vor ihm. Besonders gefiel mir sein Anstand in all seinen Handlungen.“ Um aber den hoffnungsvollen Studenten in der Tugend noch mehr zu erproben, begann eben dieser Vorgesetzte von ihm öffentlich in geringschätzigem Ton zu reden und ihn bei Gelegenheit scharf zu tadeln. Wallaberger blieb ruhig. Energisch schrieb er in sein Notizbuch: „Ich will mir bei Rügen und Ermahnungen alle Mühe geben, den Stolz, die ungeordnete Leidenschaft zu unterdrücken.“ Und gerade zu diesem Pater ging Franz zur Beichte. Welche Überwindung, welch gewaltiger Wille zur Vollkommenheit! Franz war schon auf der Stufe, dass er aus Liebe zu seinem leidenden Heiland körperliche und seelische Widerwärtigkeiten zu dulden wünschte. Er gab auf sich acht, seine Andacht und sein Mühen um die Tugend zu verbergen. Aus seinen Notizen tönt bis zum Tod ein besonders energischer Kampf heraus gegen alle Eitelkeit, allen Stolz. Er bittet seine „liebe Mutter Maria“ und das „liebe Jesulein“, seinen Namenspatron Franz von Paula um Demut und um tägliche Demütigungen. In dem sechzehnjährigen Jüngling tritt schon eine völlige übernatürliche Einstellung zutage. Eigentümlich ist die Hochschätzung „des Kreuzes“, seine Kreuzesliebe, sein Gebet um Kreuz und Leiden. Diese Gnade wurde ihm auch reichlich zuteil und dadurch seine Heiligung beschleunigt. Franzens Vater starb. Bei ihm selbst stellte sich um diese Zeit ein unheilbares Kopfleiden ein, das schließlich nach vier Jahren seinen Tod herbeiführte. Damit war er vom göttlichen Meister selbst in die Leidensschule aufgenommen.
Die Schulzeit in Katzeldorf war abgelaufen. Welch gutes Andenken der Zögling dort hinterließ, zeigt der Bericht eines Paters: „Wallaberger machte in diesen Jahren auf mich den Eindruck eines musterhaften Professklerikers (das ist eines wahren Ordensmannes); da war nichts Oberflächliches, nichts Leichtes, nichts Einseitiges, nichts Übertriebenes, nichts Sentimentales. Alles war gründlich, grundsätzlich. Im Unterricht strebsam, in der Hauskapelle ein Mann des Gebetes, in der Erholung, auf den Ausgängen, beim Spiel ein heiterer, teilnehmender Student.“ Sein Provinzial sagte: „Der wird nicht alt, weil er zu brav ist.“ Nun kam Franz nach Ketzelsdorf in Böhmen, wo die 5. und 6. Klasse zu machen war. Am 11. September 1892 erhielten die Neuangekommenen nach damaliger Sitte das geistliche Kleid. Wie jubelt der Beglückte: „O glücklich der Tag, der mir dies Kleid geschenkt hat! O sei mir gegrüßt, du liebes Kleid, sei mir gegrüßt, du armes Kleid, sei mir gegrüßt, du demütiges Kleid! Du, mein Jesulein, inmitten der Lehrer im Tempel, bist mein Vorbild. Gib mir die Gnade, dass ich deinen Geist annehme. O mein Jesus, Bescheidenheit, Demut, Gehorsam, Liebe zum Willen Gottes! Diese Tugenden schenke mir! O Maria, meine Mutter, alle meine Schutzpatrone, seliger Dominikus Blasucci, bittet für mich armen Sünder!“ Nach zwei Jahren konnte er bei der letzten Prüfung wieder ein sehr gutes Zeugnis erhalten.
Vor der 7. Klasse, die der Gute nicht mehr vollenden sollte, wurde das Noviziat eingeschoben. Hinsichtlich Bildung musste man gestehen, dass Franz für seine Lage ein wirklich gediegenes und umfassendes Wissen besaß nicht nur in den pflichtmäßigen Unterrichtsfächern, sondern auch in anderen freigewählten Wissenszweigen. So machte er sich aus den werken der schönen Literatur viele Notizen. „Man kann alles einmal brauchen“, meinte er oft. Alles wurde gut leserlich und übersichtlich geschrieben. „Sonst hat man ja nichts davon, wenn man so hudelt“, sagte er. In seinem geistlichen Tagebuch steht das rührende Gebetchen: „Gott, Heiliger Geist, erleuchte meinen Verstand, dass ich recht erkenne, wie notwendig, nützlich und heilsam auch die weltlichen Studien (für meinen geistlichen Beruf) sind und segne meine Bemühungen, damit ich die gewünschten Fortschritte mache.“
Am 2. August, dem Fest des heiligen Vaters Alfonsus, wurde der gottselige Jüngling mit 18 ½ Jahren im Noviziatshaus zu Eggenberg als Novize aufgenommen. So hatte er äußerlich die „Waffe“ in der Hand, wie er die geistlichen Abzeichen nannte, „nämlich das Bild des gekreuzigten Erlösers und den Rosenkranz, dazu auch das weiße Kollar“. Die innere Ausbildung des Herzens aber wurde jetzt mit nur noch größerem Eifer gepflegt und ihrer Vollendung entgegengeführt. Im Gebet war Wallaberger bereits Meister. Wie konnte er in Gott gesammelt sein! Den Sinn für Ordnung, lebendiges Pflichtgefühl, die reine übernatürliche Absicht suchte er im vollkommensten Grad auszubilden. Hinsichtlich der Demut bekennt der Novizenmeister von Wallaberger: „Ich habe ihn einige Mal sehr hergenommen, er hat es auf das prächtigste ertragen.“ Die Abtötung übte der Novize in solcher Weise, dass man sie ihm verbieten musste. Überall suchte er Entsagung zu üben. Im Zimmer bediente er sich nur selten des Stuhles; er kniete fast immer, selbst die Notizen aus den täglichen Konferenzen schrieb er kniend. Wenn er aber einmal saß, so lehnte er sich nicht an. Beim Knien im Oratorium stützte er sich selten und das nur bei der geistlichen Lesung, bei der Betrachtung und anderen Übungen nie. Im Winter kleidete er sich nur leicht, bis ihm befohlen wurde, einen Mantel anzulegen. Im Bett benützte er auch im Winter nur eine Decke. Dabei hatte er beständig heftiges Kopfweh. Schon zwei Jahre lang litt der treue Leidensjünger in Geduld und Schweigen, so dass die Novizen es erst merkten, als er öfters zum Arzt musste. Er meinte manchmal närrisch werden zu müssen vor Kopfweh, so gestand er später einmal selbst. Er war jedoch trotz allem immer heiter, freundlich und dienstfertig, nie mürrisch und abstoßend. An einem Christkindtag schreibt Wallaberger in sein Notizbuch: „Die Zukunft darf ich nicht mit schönen Farben ausmalen. Nein! Nichts als Leiden, Arbeit, Mühe. Ich will in Zukunft recht das Stillschweigen halten, eifrig beten, recht gern leiden, mich abtöten und selbstverleugnen. Nur so darf ich die Liebe mir ausmalen, nicht in süßen Worten besteht die Liebe.“ „Mach dich zum Leiden bereit.“ Schon stand es drohend vor ihm. So lange sehnte er sich nach der Profess; sein fortwährender Kopfschmerz machte sie nun fraglich. Keiner seiner Kameraden, wohl kaum die Obern ahnten den herben Seelenschmerz, der über das Herz des Jünglings sich legte. Doch er war ganz gottergeben und auch in diesem Anliegen. Wallaberger war würdig der Gnade des Ordensstandes; darum wurde er zur Profess zugelassen. Vor Ablegung der Gelübde antwortete der Novize auf die üblichen Fragen: „Ich hatte das Verlangen, ein frommer, heiligmäßiger Priester zu werden. Um den Gefahren der Welt zu entgehen und die Erfüllung meines Verlangens vollkommener und sicherer zu erreichen, trat ich in die Kongregation ein, die ich von Jugend auf kannte und zu der ich mich hingezogen fühle.“ „Ich will in der Kongregation ausharren, weil ich überzeugt bin, dass Gott mich hierher berufen, und dass es sein heiligster Wille sei, dass ich ihm hier diene, mich heilige und sterbe.“
Der 2. August 1895 war der Tag der endlichen Erfüllung seines Herzenswunsches. Der gottselige Jüngling war nun Ordensmann, Redemptorist. Er war aber noch Student und sollte Priester werden. Deshalb kam er zur Fortsetzung seiner Studien nach Mautern in Steiermark. In den ersten Wochen nach der Ankunft fragte ihn jemand scherzweise: „Nun! Werden Sie bald sterben?“ „Kann schon sein“, gab Wallaberger zurück. „Der Gehorsam wäre ja erfüllt. Pater Provinzial Hamerle hat gesagt: Das Sterben spare dir aufs Noviziat auf. Das Noviziat ist jetzt vorbei.“ Das erste Semester der 7. Klasse ging trotz beständiger, heftiger Kopfschmerzen leidlich vorüber. Da befiel den Studierenden im März die Influenza, die in einem Fieber endete und ihn sehr schwächte. Er erholte sich, schleppte sich wieder in die Schule. Er litt sichtlich, klagte aber nicht. Der Tag kam, wo seine Kraft versagte. Der Wonnemonat, Mai 1896, wurde ihm zum Schmerzensmonat. Am 30. Mai empfing er mit rührender Andacht die heiligen Sterbesakramente. Die Krankheit änderte nichts an seinen hohen Gesinnungen und an seinem Opfergeist. Trotz des Durstes trank er kein Wasser, weil es der Arzt nicht für gut hielt. Das Leiden, eine schwere Gehirnentzündung, ließ keine Hoffnung mehr aufkommen. Gefragt: „Woran denken Sie am meisten in diesen Stunden“, gab er die herrliche Antwort: „An die Dornenkrone! Ich möchte gern Priester werden, um recht viel für den lieben Gott wirken zu können. Doch nein,“ fügte er nach einer Pause hinzu, „wie Gott will.“ – „Was stärkt und tröstet Sie?“ – „Der Wille Gottes.“ – „Haben Sie kein Anliegen, keine Wünsche?“ – „Nein! Kleine Wünsche soll man nicht haben und einen großen Wunsch getraue ich mich nicht zu haben.“ – „Was würden Sie denn Großes wünschen? Sagen Sie es nur.“ – „Die heilige Theresia sagt, man solle wünschen, lange und viel zu leiden und das getraue ich mir nicht.“
Am vorletzten Tag der Krankheit trat Bewusstlosigkeit ein. Vor dem Sterben aber kam Franz wieder vollends zu sich. Er schied unter Anrufung der heiligsten Namen. Es war Sonntag früh, 7. Juni 1896. Nur zwanzig Jahre und zwei Monate hatte er erreicht. Gar viele Leute wollten den lieben Bruder nochmals sehen und wunderten sich, „wie schön und lieb die Leiche sei“. Besonders kamen die Kinder und schmückten den Toten furchtlos mit Blumen. Man fühlte sich in seiner Nähe wohl und zu innerer Sammlung angeregt. Sein Oberer schrieb nachher: „Im Studentat galt Wallaberger als ein Heiliger.“ Wenige Tage vor dem Tod sagte er: „Ich vergönne ihm das Glück, jetzt sterben zu können; denn er ist ein Engel.“ Gar manche haben schon zu dem Gottseligen gefleht und behaupten, ganz auffallende Hilfe gefunden zu haben.
„Ich kann nichts Besseres tun, als mich mit aller Kraft auf die volle Erfüllung meiner Standespflichten verlegen. Das ist der Wille Gottes für mich. Etwas Erhabeneres als diesen kann ich nicht tun.“ Diesen Grundsatz hat sich Wallaberger vom heiligen Johann Berchmans notiert. Wer ihn befolgt, wird ein Heiliger, und zwar ein großer. Diese kleinen, schlichten, von den Menschen unbekannten Diener Gottes, das sind auch die rechten Vorbilder, die ein jeder nachahmen kann, ohne vor dem „großen Heiligen“ erschrecken zu müssen.