Heute soll eines Mannes gedacht werden, der, ein Martyrer, glorreich und glanzvoll, uns zeitlich nahesteht und dessen Lebensschicksal wie ein herrliches Lied der Treue zu Christus die Herzen mit Hochsinn und Edelmut erfüllt. Es ist der am 10. November 1889 durch Papst Leo XIII. selig- und am 2. Juni 1996 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochene Gabriel Perboyre. Und damit die Zunge nicht über den fremdklingenden Namen stolpert, sei erwähnt, dass man ihn Per-bu-ar ausspricht.
Der heilige Gabriel Perboyre wurde im Jahr 1802 irgendwo in Frankreich geboren. Von Kind an wollte er Missionar werden, wollte noch mehr, wollte – denk einer an! – Martyrer werden. Das war doch sicher nur eine kindische Schwärmerei, und die Zukunft sollte zeigen, dass aus dem Jungen wirklich ein Blutzeuge wurde.
Um zunächst einmal Missionar zu werden, trat Perboyre mit jungen Jahren in den Orden des heiligen Vinzenz von Paul ein und lernte so eifrig und fleißig, dass er bereits mit dreiundzwanzig Jahren die heilige Priesterweihe empfing. Gleich darauf meldete er sich für die Mission in China. Deswegen wollte er unter allen Umständen nach China, weil dort damals eine grausame Christenverfolgung wütete und weil dort demgemäß der Martertod sehr billig war. So einer war der Pater Gabriel Perboyre, ein junger Mann, der Schneid hatte, ein edler Held, der bereit und hell begeistert war, um für Christus und die Seelen das Leben in die Schanze zu schlagen.
Gabriel Perboyre wollte als Missionar nach China reisen, aber die Obern ließen ihn vorläufig nicht ziehen, sondern machten ihn zum Lehrer an einer Ordensschule, und zwölf Jahre gingen erst ins Land, bevor sich Pater Gabriel nach dem fernen Missionsgebiet begeben durfte. Am Tag aber, da er in See stach, begann ein Heldenleben voll Ruhm und Ehre ohnegleichen.
Vier Monate dauerte die Reise auf gebrechlichem Schiff bis an Chinas Grenzen. Um nicht aufzufallen, legte Perboyre chinesische Tracht an und ließ Zopf und Schnurrbart prächtig wachsen, so dass er bis auf die Schlitzaugen, die er sich trotz aller Bemühungen nicht anquälen konnte, auf ein Haar einem waschechten Chinesen glich. Obwohl er wusste, dass allen Europäern das Betreten chinesischen Bodens unter Todesstrafe verboten war, überschritt der Held kühn die Grenze, um unter den treugebliebenen Christen in China, dreißigtausend an der Zahl und weit zerstreut im Land, als Priester zu wirken.
Zu Fuß oder auf harten, ungefederten Ochsenkarren, von treuen Heidenchristen geleitet, hungernd und frierend, oft bis auf die Haut durchnässt, wanderte der Missionar durch das riesige Missionsgebiet. Auf freiem Feld oder in schmutzigen Herbergen übernachtete er, nicht selten argwöhnisch beäugt, immer in Gefahr, als Europäer erkannt und gefasst zu werden. Durch tausend Abenteuer schlug er sich durch. Oft genug wollte dem Mutigen der Mut entsinken, doch stets raffte er sich mutvoll wieder auf. Der Seeleneifer stieß und trieb ihn voran, je länger, je mehr, bis nach vierjährigem Segensreichem Wirken endlich sein hochherziges Gebet um die Gnade des Martertodes Erhörung fand.
Perboyres Martyrium gleicht Strich um Strich dem bitteren Leiden und Sterben des Heilandes. Wie der Heiland, so wurde auch Perboyre von einem treulosen Christen um dreißig Silberlinge verraten und verkauft. Wie der Heiland, so wurde auch Perboyre von Gericht zu Gericht, von Verhör zu Verhör geschleppt. Wie der Heiland, so wurde auch Perboyre geschlagen und angespien, wurde gegeißelt und gemeinen Verbrechern gleichgestellt, wurde unter Spott und Hohn zur Richtstätte geführt und schließlich an einem Galgen von der Art eines Kreuzes erdrosselt. So vollendete Pater Gabriel Perboyre am 11, September 1840 im Alter von erst achtunddreißig Jahren sein glorreiches Martyrium. Der Heiland hat das Gebet des hochgemuten Jüngers erhört und ihm die höchste Auszeichnung verliehen, die er zu vergeben hat. Perboyre erhielt die lang- und heißersehnte Gnade, in größter Ähnlichkeit mit dem Heiland leiden und sterben zu dürfen.
Solange unsere heilige katholische Kirche bestehen wird, werden glorreiche Martyrer für die Wahrheit ihrer Lehre Zeugnis geben. Die Glaubensbegeisterung und der Heldenmut der Blutzeugen des vorletzten verflossenen Jahrhunderts stellen sich der Größe der ersten christlichen Zeit würdig zur Seite. Ganz furchtbar und in ihrer Schrecklichkeit nicht zu erschöpfen waren die Martern und Qualen, die der heilige Johann Gabriel Perboyre in China mit unvergleichlicher Ausdauer und heroischem Starkmut ertragen hat. Solch außerordentliche Prüfung konnte nur ein von Jugend auf in strenger Selbstzucht und heiligem Tugendstreben erprobter Charakter bestehen. Überdies tritt hier noch ganz sichtbar Gottes Kraft und Gnadenhilfe in die Erscheinung.
In Puech, in der Diözese Cahors, im südlichen Frankreich 1802 geboren, zog Perboyre schon als Junge durch seine hervorragende Frömmigkeit und Liebe zur Herzensreinheit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Lazarist und Priester geworden, hinterließ er in zehnjähriger Tätigkeit als Professor, Oberer und Novizenmeister den Ruf eines Heiligen, als er 1835 in die heißbegehrte Mission von China gehen durfte. Das nördliche Honan war sein Arbeitsfeld, das er, obwohl von schwacher Gesundheit und einmal bis zum Tod erkrankt, mit unermüdlichen Seeleneifer durcheilte. Die Zeit war voller Gefahren. Sie musste genützt werden, die alten Christen im Glauben zu bestärken und neue zu gewinnen.
Erst vier Jahre hatte Perboyre als Missionar gewirkt, als er überfallen und durch Verrat eines Christen gefangen wurde. Nach einer qualvollen Nacht wurde er mit Ketten beladen fortgeschafft. Ein heidnischer Ortsvorsteher, gerührt durch den Anblick des todmüden, aber mit milder Ergebung duldenden Bekenners, bot sich an, den Gefangenen in einer Sänfte transportieren zu lassen. Gott belohnte das gute Werk. Dieser Heide namens Lieu erhielt nach dem Tod des Martyrers durch ein wunderbares Traumgesicht die Gnade der Bekehrung. Von einer Stadt zur anderen und von einem Richter wieder zu einem höheren geschleppt, musste Perboyre lange und peinliche Verhöre durchmachen. Große seelische Qualen litt er durch einen ganz unverschämten Mandarin, wobei aber selbst die Heiden sich des Eindrucks seiner kindesgleichen Unschuld nicht erwehren konnten. Die Standhaftigkeit des heiligen Missionars und die kluge Vorsicht bei allen Fragen, die für seine Mitbrüder und Gläubigen hätten gefährlich werden können, brachten die Richter in große Wut, so dass sie zu immer grausameren Misshandlungen schritten. Einmal musste Perboyre vier Stunden hindurch die äußerst schmerzliche Tortur des Hangt-se erdulden, einer Art Galgen, der den Verurteilten, an den vereinigten Daumen beider Hände und am straffgespannten Zopf schwebend, emporzog. Die geringste Bewegung in dieser Stellung verursachte die schrecklichsten Schmerzen. Inzwischen stand der grausame Mandarin höhnend vor seinem Opfer und sagte zu den anwesenden Christen: “Wisset wohl, dass die Hölle und der Himmel, die er euch gepredigt hat, nicht bestehen. Die wahre Hölle ist so am Galgen leiden zu müssen, der wahre Himmel ein gemütliches, genussreiches Leben zu führen.”
Nach zehn Tagen wurde der Kämpfer Christi von neuem vor den Wüterich gebracht. Über die ruhige Haltung und Miene des Missionars erbost, ließ ihm der Mandarin mit einer aus drei dicken Lagen bestehende Ledersohle vierzig so furchtbare Schläge ins Gesicht versetzen, dass die Kinnlade zerquetscht wurde und das blutige, grässlich entstellte Antlitz alle menschliche Gestalt verlor. Doch damit nicht zufrieden, ließ der Richter den so Gequälten noch einen vollen halben Tag lang an den obenerwähnten Galgen, den schrecklichen Hangt-se, aufhängen. Kein Schmerzenslaut kam über Perboyres Lippen. Die Umstehenden, selbst der brutale Mandarin, standen betroffen vor einem solchen Heldenmut. Indessen waren die bisherigen Prüfungen nur das Vorspiel noch größerer, unerhörter Leiden. Denn kurze Zeit darauf wurde der Gefangene mit noch zehn anderen christlichen Bekennern, an Händen und Füßen grausam gefesselt und in eiserne Halsbänder geschlossen, nach der fast 140 Meilen entfernten Hauptstadt Wu-Tschang-Fu geschleppt, dort in eines der abscheulichsten Gefängnisse geworfen und dem allergrausamsten Henker überliefert.
Es ist nicht zu beschreiben, was die Christen hier duldeten. Wir müssen vieles übergehen. Die Wärter, von der Begierde getrieben, Geld von den Verhafteten oder ihren Verwandten zu erpressen, behandelten sie mit ausgesuchter Grausamkeit. Man schnürte ihnen die Arme derart zusammen, dass ihnen das Blut zu ihren Fingern herausquoll. Auch nicht zu den dringendsten Bedürfnissen durften sie den Kerker verlassen. Da mussten Ungeziefer, Würmer und Insekten sie fast bei lebendigem Leib aufzehren. Am härtesten wurde dem reinen, zartfühlenden jungen Priester die Gesellschaft der gemeinsten Verbrecher, die im selben Raum gefangen saßen. Sie legten sich weder in Wort noch Handlungen die geringste Zurückhaltung auf. Jeden Abend wurde den Gefangenen je ein Fuß in eine Art Schraubstock gespannt und so stark gepresst, dass bei Perboyre der eine Fuß teilweise abstarb und in Verwesung überging. Diese entsetzliche Haft dauerte neun volle Monate. Des Heiligen Geduld und Sanftmut blieb unerschütterlich und erweichte schließlich selbst das harte Herz der Gefängniswärter. Sie wollten ihm die Qualen der Fußtortur erlassen. Allein der edle Streiter Christi bat, ihn wie die übrigen zu behandeln, damit nicht seitens der unwürdigen Kerkergenossen Unannehmlichkeiten entstünden. So ertrug er diese Qual bis zum Vorabend seines Todes.
Das war aber nur das alltägliche Brot der Leiden. Öftere Verhöre brachten noch außerordentliche Martern. Die Fragen drehten sich meist darum, warum er denn nach China gekommen sei. „Einzig und allein um Gottes Ehre und das Heil der Seelen zu wirken“, war die Antwort des heiligen Bekenners. „Jetzt aber,“ so meinte der Mandarin, „da du mit Ketten beladen und so grausamen Qualen verfallen bist, reut es dich ohne Zweifel, diesen Entschluss gefasst zu haben?“ „O keineswegs, im Gegenteil,“ entgegnete der Missionar, „ich betrachte es als eine sehr große Ehre, diese Ketten tragen und diese Martern leiden zu dürfen.“ Für den heidnisch-natürlichen Sinnenmenschen freilich war es etwas ganz Unfassbares, dass die Liebe zu Gott den mit dem heiligen Glauben besiegelten Getauften zu so übernatürlich großer Opferfähigkeit emporheben könne. Der Vizekönig von Wu-Tschang-Fu erst recht, ein wahrer Tiger in Menschengestalt, dessen Grausamkeit im ganzen Land berüchtigt und dessen Hass die Christen mit dem ganzen Ingrimm seiner mordlustigen Seele traf, glaubte es schon seinem Ehrgeiz schuldig zu sein, den Starrsinn dieses unbezwinglich scheinenden Christen brechen zu müssen und in dem eigenartigen Ringkampf menschlicher Willenskraft über den Ausländer wie über seine übrigen Richterkollegen triumphieren zu lassen. Wohl selten war ein Christenverfolger erfindungsreicher und rücksichtsloser in Anwendung immer neuer Folterqualen. So ließ er den Diener Christi einen Tag lang an eine Art Kreuz hängen oder mit einer Maschine an Stricken in die Höhe ziehen und dann mit aller Wucht zur Erde niederwerfen. Ein anderes Mal musste der Dulder auf eiserne Ketten knien, während die Haare nach oben gezerrt und die Arme kreuzweise an einen Pflock geschnürt wurden. In dieser furchtbaren Lage legten ihm noch die Henker einen Balken über die Waden und schaukelten sich auf beiden Enden. Diese Martern wurden erbarmungslos fortgesetzt, bis der arme Gequälte den äußersten Grad der Erschöpfung erreichte, um dann nach einiger Zeit der Ruhe mit neuen Torturen gepeinigt zu werden. Jedem neuen Bekenntnis folgten Geißelhiebe, Leder- und Stockschläge.
Einst wurde dem treuen Bekenner ein Kruzifix vorgelegt und ihm befohlen, es mit Füßen zu treten, dann würde er die Freiheit erlangen. Mit Tränen in den Augen rief der Heilige: „O, wie könnte ich meinem Gott diese Schmach antun, meinem Schöpfer und Erlöser?“ Und indem er sich mit seinem zerschlagenen Körper mühsam niederbeugte, fasste er das heilige Kreuz, drückte es an sein Herz und küsste es auf die zärtlichste Weise. Da stürzte einer der Schergen hinzu, entriss ihm das Bild des Erlösers und verunehrte es in niederträchtiger Art. Der fromme Priester aber, der zu den Lästerungen und Grausamkeiten gegen seine eigene Person geduldig schwieg, stieß jetzt einen lauten, durchdringenden Schrei aus, einen Schrei, der sein unermessliches Herzensweh über die dem Heiland widerfahrene Lästerung kundgab. Hundertzehn Schläge mit dem Bambusstock waren die Strafe.
Bisweilen fiel auch einmal von außen ein Lichtstrahl tröstend und erwärmend in des Martyrers ruhiges Gemüt, das in steter Vereinigung mit Gott eines übernatürlichen Friedens sich erfreute. Stundenlang kniete er einmal auf Ketten und spitzen Scherben da. An einem andere Christen, Stanislaus mit Namen, wurden unterdessen die Martern versucht. Durch die mannigfaltigsten Leiden konnte dessen heldenmütige Seele nicht erschüttert werden. Dem Leib nach war er aber am Ende seiner Kräfte. Nur mehr auf Händen und Füßen konnte er zum Richterstuhl kriechen. Dabei kommt er an Perboyre vorbei. Die Gelegenheit ist günstig: Furcht vor dem Tyrannen kennt Stanislaus nicht. In ehrfurchtsvoller, demütiger Weise bittet er den mit ihm leidenden Priester um die sakramentale Lossprechung und den letzten Segen. Mit innigster Freude willfahrt der Diener des Herrn dieser Bitte. Es war der Abschied zweier Martyrer. Nach drei Tagen erlag Stanislaus im Gefängnis den erlittenen Misshandlungen. Wann wird für Perboyre der Tag des endlichen Triumphes erscheinen?
Erst will noch ein anderer triumphieren. Der ebenso ehrgeizige als grausame Vizekönig will heute um jeden Preis den Unbezwinglichen bezwingen. Alle erdenklichen Foltern ließ er nochmals durchführen. „Umsonst verlangst du zu sterben,“ schrie er dem Martyrer zu, „ich will dich lange und langsam die furchtbarsten Todesqualen fühlen lassen: Jeden Tag sollst du mit neuen Foltern gepeinigt werden und erst dann den Tod finden, nachdem du das Ärgste und Bitterste gekostet hast.“ Wieder blieb Perboyre unerschütterlich. Wenigstens sollten ihm Geständnisse über andere Christen entlockt werden. Aber standhaftes Schweigen war die Antwort auf alle Versuche. Da packte den Tyrannen eine unermessliche Wut. Seiner nicht mehr mächtig, sprang er auf, ergriff mit eigener Hand ein Henkerwerkzeug und wütete an seinem hilflosen Opfer wie ein Wahnsinniger. Selbst die Heiden schauderten zusammen und die Schergen, in denen die unvergleichliche Sanftmut und Geduld des Martyrers schon länger ein Gefühl der Teilnahme wachgerufen hatte, begannen über so unerhörte Grausamkeit zu murren. Nun musste sich der Unmensch als besiegt erklären. Müde des vergeblichen Kampfes mit einer Gotteskraft, die den Streiter Christi unbesiegbar machte, beschloss er sein trauriges Werk mit der Verurteilung zur Erdrosselung. Da aber das Urteil erst der Bestätigung des Kaisers bedurfte, verblieb Perboyre noch volle acht Monate im Gefängnis.
Indessen wurde die Haft nun etwas milder. Die Wärter und die Gefängniswache wurden freundlicher, die strenge Absperrung erleichtert. Die Christen konnten dem Diener Gottes einige Linderung in den Leiden zukommen lassen. Nach der grässlichen Marter, in der Perboyre mehr als zweihundert Streiche erlitten hatte, war sein Leib derart zugerichtet, dass das Fleisch in Fetzen herunterhing. Es war nur eine große blutende Wunde, von der Fußsohle bis zum Scheitel kein gesundes Glied. Doch siehe! Nach kurzer Zeit fand ein christlicher Katechet den Leidenden schon wieder auf den Knien betend vor. Das war es auch augenscheinlich, was ihn am Leben erhielt, die Kraft von oben. Als der christliche Dulder am 11. September 1840 endlich zum Tode hinausgeführt wurde, da waren nicht einmal die Narben seiner schrecklichen Verwundungen mehr unschön, sin Antlitz war rein und frisch wie das eines Kindes. Allen, die ihn wiedersahen, erschien es als ein Wunder. Seine Hinrichtung wurde ein Ereignis. In Menge strömte das Volk herbei, den weithin berühmten Christenpriester sterben zu sehen. Wahrhaftig, es war ein Anblick, vollster Bewunderung wert, den Diener Christi auf den Knien liegend zu schauen, ein Bild himmlischer Ruhe und heiteren Friedens! Nun wurde er an eine Art Kreuzesbalken gehängt, seine Hände an den Querhölzern festgebunden, und die Füße nach rückwärts gebogen, so dass er einige Zoll über dem Boden in kniender Stellung am Kreuz hing. Auf ausdrücklichen Befehl des Vizekönigs sollte der Erdrosselungstod langsam und qualvoll herbeigeführt werden. So ließ der Henker nach dem ersten heftigen Ruck den Strick wieder los und so den Leidenden wieder zu sich kommen. Ein neues würgendes Zuschnüren, ein abermaliges Lockerlassen! Erst der dritte Zug brachte die entscheidende Wirkung. Noch aber glitt eine schwache Spur von Leben über die Züge des Sterbenden. Da gab der Henker, aus Ungeduld oder Mitleid, dem Martyrer einen Tritt auf den Unterleib. Ein leiser Schauer durchzuckte den Körper. Der große Streiter hatte ausgelitten. Der Jubelgesang des Himmels umrauschte seine wonnetrunkene Seele. Es war an einem Freitag, am Gedächtnistag des Leidens Christi, dem der treue Jünger so ähnlich geworden ist im Leiden und Sterben.
Ein solch hellleuchtendes Beispiel von christlicher Seelenstärke blieb nicht ohne Wirkung. Zahlreiche Heidenbekehrungen folgten, zumal Gott auch den keuschen Opferleib des Martyrers mit wunderbaren Zeichen verherrlichte. Die heilige Kirche aber reihte durch Papst Leo XIII. am 10. November 1889 Gabriel Perboyre unter die Schar ihrer „Seligen“ ein. Die Heiligsprechung erfolgte am 2. Juni 1996 durch Papst Johannes Paul II.
Perboyre schrieb einst: „Es hat Heilige gegeben, die von Schmerz darüber, dass Gott so viel von den Menschen beleidigt wird, gestorben sind. Es könnte das auffallend erscheinen. Indes mir kommt es noch auffallender vor, dass nicht alle Priester, da sie von Gott bestimmt sind, die Erde von dem unheilvollen Gift der Sünde zu reinigen, vor Schmerz über so viele Sündengräuel sterben.“ Welch ein Eifer für Gottes Ehre und das Heil der Seelen!