Dieser glorreiche Oberhirte der Kirche stammt aus Schwaben. Sein Vater hieß Kadold und war ein Graf von Helfenstein. Seine Mutter stammte aus einem gräflichen Geschlecht in Steiermark und hieß Azala. Der gelehrige Junge wurde schon frühzeitig wohl unterrichtet und zeichnete sich bald durch seine Kenntnisse so aus, dass man sich die glänzendsten Hoffnungen von ihm machte. Deshalb sendete man ihn an die ausgezeichnete Schule nach Paris. Hier wurde er durch seine edle Gesittung und durch seine wissenschaftliche Bildung noch weit berühmter, als durch seine adelige Abkunft. Noch äußerlich der Welt angehörig und in weltlicher Pracht lebend, führte er daselbst ein gottgeheiligtes Leben in emsiger Betrachtung der ewigen Wahrheiten und in den Übungen des Gebetes.
Von Paris kehrte er wieder in sein Heimatland zurück und kam nach Salzburg. Der damalige Erzbischof dieser Kirche, Waldwin, gewann den frommen und wissenschaftlich gebildeten Gebhard sehr lieb und nahm ihn unter seine Geistlichkeit auf. Im Jahr 1054 weihte er ihn zum Priester. Allein der vortreffliche, adelige Priester hatte in Salzburg nicht lange sein Verbleiben. Sein Ruf war bis an den königlichen Hof gedrungen, und König Heinrich III. erwählte ihn zu seinem Hofkaplan. In diesem Dienst blieb er nicht lange. Schon im Jahr 1056 starb Heinrich III. Ihm folgte sein Sohn Heinrich IV. Gebhard blieb noch am Hof und führte dort ein zurückgezogenes Leben. Alle Rechtschaffenen hatten die größte Ehrfurcht vor ihm.
Sechs Jahre, nachdem Gebhard zum Priester geweiht worden war, starb der ehrwürdige Erzbischof Waldwin. Gebhard war in Salzburg schon rühmlichst bekannt und wurde von der Geistlichkeit und vom Volk einstimmig und freudig zum Erzbischof erwählt. Gott hatte es so gefügt, dass dieser erleuchtete und eifrige Priester, der durch jede Tugend ausgezeichnet war, in dieser stürmischen Zeit das Steuerruder der Kirche Salzburgs in die Hände nehmen musste.
Der erwählte Erzbischof erhielt, wie der damalige Missbrauch es mit sich brachte, den Bischofsring samt Stab aus der Hand des Königs. Dies geschah in dem Ort Elchinwang am 11. Juni 1060. Am 21. Juli desselben Jahres wurde er durch den ehrwürdigen Bischof Adalbero von Würzburg zum Erzbischof geweiht und in seine Kirche eingeführt. Bald darauf war er bei einer Versammlung der Bischöfe Bayerns gegenwärtig und von ihnen als Erzbischof anerkannt. Es waren die Bischöfe Gebhard von Regensburg, Engelbert von Passau, Ellinhard von Freising, Altwin von Seben, Adalbero von Würzburg und Gunzo von Eichstädt. Das Pallium wurde ihm anderthalb Jahre später vom Papst durch den Propst Wezelin zugesendet.
All diese Ehren und Auszeichnungen machten den demütigen Diener Gottes noch demütiger. Und all die Reichtümer, die jetzt in seine Hand gelegt waren, konnten sein Herz nicht bestricken, denn er wusste gar wohl, dass er nur als Ausspender über all diese Güter gesetzt war. Einen Teil von ihnen verwendete er zur Zierde des Hauses Gottes, einen zweiten Teil schenkte er den Klöstern, die er gründete oder erneuerte, einen dritten gab er den Armen. Der römischen Kirche war er von ganzer Seele ergeben, und ebenso besorgt war er um die Ehre des Reiches, darum stand die Kirche von Salzburg im herrlichsten Glanz, bis auf einmal der Feind sich einschlich und Unkraut säte unter den Weizen. Jetzt wurde jene unselige Zwietracht zwischen der Kirche und dem Reich, unter der der treue Hirt so viel auszustehen hatte. Allein fortwährend leuchtete er, auf den Leuchter gestellt, durch das Licht seiner Weisheit und Frömmigkeit allen Gläubigen voran. Darum hat ihn auch die heilige, römische Kirche, als ihren ganz besonders geliebten Sohn, als wahren Katholiken, für würdig erachtet, ihm ihre Vollmacht über alle Kirchen des deutschen Reiches zu übertragen. Auch als Legat des apostolischen Stuhles stand er als eine unbewegliche Säule der Kirche immerdar fest.
Schon von Jugend auf hatte der ehrwürdige Bischof den Gedanken an die Stiftung eines Klosters in sich genährt. Nun war die Zeit gekommen, in der er diesen Gedanken ausführen konnte. Es war nämlich in seiner Diözese, tief im Gebirge, an dem Fluss Enns ein gar liebliches Tal, um und um von den höchsten Bergen, wie von einer Mauer umschlossen. Man konnte nur an die Berge hin oder gerade aufwärts zum Himmel schauen. Diese gänzliche Abgeschlossenheit, vor der alle Welt zurückschaudert und fernbleibt, schien dem heiligen Bischof der geeignetste Ort zur Gründung eines Klosters zu sein. Er ging selbst hin. Nur mit Mühe konnte er dahin kommen. Das Tal sprach ihn ungemein an. Die Gebirge boten alles notwendige Baumaterial. Allein man konnte mit keinem Wagen und überhaupt mit keinem Fuhrwerk an den Ort kommen. Alle Lebensbedürfnisse musste man auf Saumrossen oder Maultieren hinschleppen. Gebhard überlegte alles und konnte lange mit sich nicht einig werden. Drei Tage blieb er an dem Ort und aß nicht und trank nicht, so sehr beschäftigte dies Unternehmen seinen Geist. Wie er in seiner Unschlüssigkeit sich mit den Seinigen beriet, kam auf einmal ein Taubstummer daher und sprach ganz vernehmlich und in gutem Deutsch zum Erzbischof: „Du musst anfangen, Gott muss es vollenden.“ Dieser Mensch hatte früher nie ein Wort gesprochen, und auch nach dieser Rede blieb er stumm, bis er endlich nach dem Tod des heiligen Bischofs an seinem Grab das Gehör und die Sprache erlangte. Alle Umstehenden waren erstaunt über diese Rede. Staunen und Freude erfüllte das Herz des Erzbischofs. Er sah dies als einen Wink von oben an und war nun fest entschlossen, das Kloster in diesen Bergen zu gründen. Er nannte den Ort Admont, d.h. in den Bergen.
Und so errichtete dann der fromme Erzbischof das Kloster Admont im Jahr 1074, im fünfzehnten Jahr seines bischöflichen Amtes. Er bestimmte dafür zwölf Mönche, die Priester waren, damit sie in diesem Hause Gottes dem Herrn dienten. Damit die Diener Gottes das Notwendige zur Erhaltung des Lebens, zur Bewirtung der Fremden und zur Unterstützung der Armen immer haben möchten, übergab er dem Kloster Landgüter und andere Einkünfte. Vorzüglich wendete er dem Kloster die Vermächtnisse zu, die die Gräfin Emma von Frinsak und Truchsen nach dem Tod ihres Gemahls Wilhelm und ihrer Söhne dem heiligen Rupert zum Opfer gebracht hatte. Von den bischöflichen Einkünften und Rechten vergab er nichts, aber was er durch Vermächtnisse oder durch Bußgelder gewonnen oder durch vorteilhafte Vertauschungen erlangt hatte, das übergab er an diese seine Stiftung. Zudem schenkte er an die Kirche des Klosters viele kostbare Paramente von Gold und Seide, priesterlichen Ornat, Bücher und Kelche, und was man sonst zur Feier des Gottesdienstes notwendig hat. Auch verschiedene Reliquien von Heiligen erhielt die Kirche durch seine Bemühung, so den Arm des heiligen Bekenners Paternian, die Hirnschale des heiligen Martyrers Chrysantus und Reliquien der heiligen Jungfrau Daria und des heiligen Vincentius.
Das Kärntener-Land war, wie wir im Leben des heiligen Bischofs Virgilius gesehen haben, schon zur Zeit dieses Heiligen großenteils zum Glauben bekehrt und von einem Bischof regiert. Virgilius hatte den Modestus zum Bischof geweiht und in dieses Land gesendet, damit er durch das Licht des Glaubens die Finsternisse des Heidentums verscheuche. Der Bischofssitz war in Liburnia. Noch längere Zeit kommen Bischöfe von Kärnten vor. Allein nach und nach scheint dieses Bistum eingegangen zu sein. Der seeleneifrige Bischof wendete diesem armen Gebirgsland seine größte Aufmerksamkeit zu und war bemüht, ihm einen eigenen Oberhirten zu geben. In Gurk, wo bisher ein Frauenkloster gewesen war, errichtete der Heilige einen Bischofssitz und bewarb sich um die päpstliche Bestätigung des neuen Bistums. Papst Alexander II. bestätigte 1070 die Stiftung, und Gebhard weihte am 6. März 1072 den ehrwürdigen Günther zum ersten Bischof von Gurk. Bei dieser Weihe waren zugegen der Bischof Altwin von Brixen, der Bischof Ellenhard von Freising und Candianus von Istrien. Die übrigen Bischöfe Bayerns, Otto von Regensburg und Altmann von Passau hatten ihre Zustimmung zu dieser Weihe schriftlich gegeben. Der Papst hatte in der Bekräftigungsurkunde dem heiligen Erzbischof und seinen Nachfolgern das Recht erteilt, den Bischof des neuerrichteten Sprengels zu erwählen und einzusetzen. Es sollte durch das neue Bistum dem Erzbischof und seinen Nachfolgern nichts entzogen werden, und es sollte kein Bischof in Gurk anerkannt werden, wenn er nicht vom Erzbischof in Salzburg erwählt, ordiniert und bestätigt wäre. Jeder dagegen Handelnde verfiel dem Bann. Diese Urkunde ist ausgestellt den 21. März 1070. Die königliche Bestätigung erfolgte am 4. Februar 1072.
Bald darauf begannen die unseligen Jahre der größten Verwirrung in der Kirche durch die Gottlosigkeit Heinrich IV. Der war wegen seiner hartnäckigen Widersetzlichkeit gegen die Gesetze Gottes und seiner heiligen Kirche vom Papst Gregor VII. in einem Konzil zu Rom in der Fastenzeit des Jahres 1076 aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen worden. Von dieser Zeit an enthielt sich der ehrwürdige Erzbischof samt seinen treuen Freunden, dem Bischof Altmann von Passau und dem Bischof Adalbero von Würzburg, alles Verkehrs mit dem König. Mit dem Schwert seines Wortes beschützte er die katholische Kirche im ganzen deutschen Reich. Er kannte das Wort des Herrn: „Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.“ Und nach diesem Wort wollte er auch handeln. Dafür hatte er viel Schmach und Unbilden von den Feinden der Kirchen zu erdulden. Er litt es gerne, denn er wollte in treuem Glauben dem ans Kreuz genagelten Heiland nachfolgen.
Die Feinde der Kirche fielen in Salzburg ein und beraubten die Kirche ihrer Güter. Jeder nahm, was ihm gefiel, und berief sich auf die Vollmacht, die er vom exkommunizierten König erhalten hatte. Damals sollte auch ein großer Teil der Diözese, der in Ungarn gelegen war, von Salzburg getrennt worden sein. Zum Schutz seiner Kirche erbaute der Erzbischof zwei Festungen auf dem Berg Salzburg und in Werfen, und noch eine bei Friesack.
Heinrich IV. konnte es nicht verschmerzen, dass der einflussreichste aller Bischöfe, der ehrwürdige Erzbischof Gebhard sich von ihm trennte. Er lud ihn ein, nach Regensburg zu kommen und sich gegen die Anschuldigungen, die man wider ihn vorgebracht hatte, zu verteidigen. Dazu gab er ihm sicheres Geleit. Der heilige Erzbischof kam, erklärte aber, er werde darüber erst dann reden, wenn man seiner Kirche wieder alles Geraubte zurückgestellt hätte. Nach einer längeren Besprechung mit den königlichen Unterhändlern verließ er, ohne etwas ausrichten zu können, die Stadt Regensburg und begab sich auf den Rückweg. Allein er konnte nicht mehr zu seiner Kirche zurückkehren. Die Macht der Feinde Christi wuchs von Tag zu Tag und ächtete alle treuen Diener des Herrn. Arm und allein musste der fromme Erzbischof acht Jahre in der Verbannung leben. Er begab sich zu seinen kirchlich gesinnten Freunden im Schwabenland und in Sachsen, die größtenteils auch aus ihren Sitzen vertrieben und in die Acht erklärt waren. Dieses Leben in der Verbannung begann im Jahr 1078.
Indessen drängte Heinrich IV. der Kirche Salzburg einen seiner Genossen, namens Berchthold, als Erzbischof auf. Dieser war ein ganz roher, unwissender Mensch. Er konnte nur den Kirchenschatz verschleudern und die Klöster berauben. Um nicht mit ihm in Berührung zu kommen, verließ Thiemo, der Abt von St. Peter und der Nachfolger des heiligen Gebhard, sein Kloster und flüchtete sich ins Schwabenland, bis dem Gräuel der Verwüstung in Salzburg ein Ende gemacht wurde. Das von Gebhard gestiftete Kloster Admont beraubte jener Berchthold aller Kostbarkeiten und verwandelte es in eine Wüstenei. Unter den von Berchthold geraubten Schätzen war ein goldenes Rationale (Brustschildlein) mit den kostbarsten Edelsteinen eingelegt, von unermesslichem Wert. Der griechische Kaiser hatte es einst dem Erzbischof Gebhard zum Geschenk gemacht, als dieser seinen kaiserlichen Sohn getauft hatte. Berchthold überließ dieses kostbare Kleinod seinen Soldaten. Zwölf von diesen Unholden kamen darüber miteinander in Streit. Vor der Tür des Gotteshauses schlugen sie sich in wilder Wut. Acht von ihnen blieben tot liegen. Die übrigen vier kämpften noch fort. Jetzt trat ein Bruder, namens Nordwin, der über dieses Blutbad sich entsetzte, unter sie, nahm das kostbare Kleinod, zerlegte es in vier Stücke und gab einem jeden dieser rohen Gefährten des heillosen Bischofs ein Stück davon.
Während der Feind auf solche Weise im Weinberg des heiligen Bischofs wühlte und zerstörte, gab er sich alle mögliche Mühe, die verirrten Bischöfe und Laien zur besseren Erkenntnis zu bringen und mit der Kirche wieder zu vereinigen. In einer Versammlung der Bischöfe und der Fürsten des Reiches, die im Jahr 1081 in Sachsen gehalten wurde, sprach er auf das Verlangen aller Anwesenden sich über den einzig rechten Weg aus, auf dem die Eintracht wiederhergestellt werden könne. Er begann seine Rede mit einer Beschreibung des traurigen Zustandes der Kirche und schilderte dann die vom Kaiser verübten Ungerechtigkeiten, indem er sprach: „Das Ärgste, was geschehen konnte, ist geschehen. Bischöfe hat er wie Räuber ins Gefängnis geworfen, ohne dass man sie auch nur gesetzlich angeklagt hätte, geschweige denn, dass sie etwa eines Verbrechens wären überwiesen worden. Oder wenn er sie nicht gefänglich einziehen konnte, so hat er sie aus ihren Sitzen vertrieben, und ohne dass sie etwas anderes als das nackte Leben allein zu retten vermochten, ins Elend verwiesen. Die Güter der Kirche, von denen die Bischöfe leben und die Armen unterstützen sollten, hat er den Lobrednern seiner Verbrechen zur Verschleuderung übergeben. Unser ganzes Land hat er schon oft mit Feuer und Schwert verwüstet. Unsere unschuldigen Anverwandten und unsere Schutzwachen hat er in unserem eigenen Gebiet ermordet, ohne dass er einen Grund zu einem Krieg gehabt hätte. Die Söhne freier Männer wollte er unter sein Sklavenjoch beugen. Oft habe ich ihn selbst, oft habe ich euch, sowohl einzeln als in Versammlungen, demütig gebeten, man möchte doch das Schwert beiseitelegen und unsere Sache gerichtlich verhandeln. Ich habe versprochen, dass ich mich eurem Urteil in allen Stücken willig und gern unterwerfen wolle. Was ich mit dem allem ausgerichtet habe, das könnt ihr selbst bezeugen, und ich rufe euch alle zu Zeugen auf.“
„Demütig bitte ich euch alle, die wir hier auf sächsischem Boden stehen, ich bitte euch, heilige Bischöfe, euch, edelste Fürsten, und euch, tapfere Krieger, ihr wollt des allmächtigen Gottes und eurer Pflicht gedenken. Ihr Bischöfe, ihr seid als Hirten der Seelen und nicht als ihre Verderber berufen! Ihr Krieger, ihr habt das Schwert zur Verteidigung der Unschuldigen empfangen, und nicht um sie niederzumetzeln. Bedenkt, dass auch wir eure Brüder in Christus, eure Verwandte dem Fleisch nach sind, und wollt uns doch nicht mehr mit Feuer und Schwert verfolgen. Alles Übel, das wir bisher von euch erduldet haben, wollen wir euch gerne vergeben. Wir wollen es unseren Sünden zuschreiben und den gütigen Gott bitten, dass er es zur Besserung wende, wenn wir nur in Zukunft vor Unbilden von eurer Seite gesichert sind. Legt das Schwert beiseite! Macht dem Sengen und Brennen ein Ende! Handelt, wie Christen gegen Christen handeln sollen. Macht die Sache mit Vernunftgründen, nicht mit Metzeleien aus! Was wir vor den vielen Blutbädern von euch verlangt haben, das gewährt uns jetzt, denn ihr werdet doch einmal des Blutvergießens satt sein. Viel Elend hat euer Herr, Heinrich, in grausamer Weise über uns gebracht, über alles Maß hat er uns unglücklich gemacht, und dennoch sind wir bereit, ihm Treue und Gehorsam zu schwören und die geschworene Treue heilig zu halten, wenn ihr uns nur überweiset und versichert, dass wir es ohne Versündigung an unserer Weihe, und dass die Laien, ohne ihren Glauben zu gefährden, es tun können. Wir werden von dieser Stelle nicht weichen, bis wir alles erfüllt haben, was ich zugesagt.“
„Wollt ihr mir zuhören, so will ich durch wahre, offendaliegende und feste Gründe und durch das Zeugnis der Schrift euch beweisen, dass wir, Geistliche und Laien, ohne Gefährdung unseres Seelenheils, den Herrn Heinrich nicht als König anerkennen können. Könntet ihr uns beweisen, dass er das Recht habe, König zu sein, so wollen wir gerne eure Mitgenossen sein und wären dann mit euch seine Untertanen. Lasst aber auch uns beweisen, dass er nicht mehr König sein kann, und hört auf, uns gegen alle Vernunft als Feinde zu verfolgen. Wendet ihr ein, dass ihr durch den Eid, den ihr ihm geschworen habt, verpflichtet seid, so beweisen wir euch, dass ihr nach dem Recht durch keinen Eid verpflichtet sein könnt, uns zu verfolgen. Um was wir bitten, ist somit dies einzige, dass ihr uns mit Gründen beweist, der Herr Heinrich oder ihr könnt mit Recht regieren, oder dass ihr uns in Wahrheit beweisen lasst, er könne es nicht. Und wenn das eine oder andere bewiesen ist, dann hört auf, uns mit Feuer und Schwert zu verfolgen.“
Aus der Verteidigung Heinrichs IV., die einer seiner Anhänger geschrieben hat, erfahren wir, dass diese Rede großen Eindruck gemacht hatte. Der schismatische Günstling ist ganz erbittert über den heiligen Erzbischof, dass durch seine Rede sehr viele die Partei des exkommunizierten Königs verließen und wieder mit der Kirche sich aussöhnten. Allein desungeachtet dauerte die Verbannung des treuen Oberhirten noch fünf Jahre.
Endlich wachte, durch göttliche Erbarmung angeregt, der Eifer der Gläubigen wieder auf, und die Zeiten des allgemeinen Jammers gingen zu Ende. Im Jahr 1086 konnte der ehrwürdige Erzbischof wieder in Salzburg einziehen und die Leitung seiner Herde aufs Neue übernehmen. Der Graf Engelbert mit mehreren Adeligen, die ihre Knie vor den Götzen nicht gebeugt hatten, und die Bischöfe Altmann von Passau und Meginward von Freising begleiteten ihn bei seinem Einzug in sein Bistum. Eine zahllose Volksmenge versammelte sich bei dieser freudigen Festlichkeit. Nur wenige waren noch auf Seite des exkommunizierten Kaisers. Gebhard und seine Mitbischöfe sprachen über die Kirchenräuber und zumal über den Eindringling Berchthold den Bann aus, und ermunterten das gläubige Volk zum treuen Festhalten an Christus und seiner heiligen Kirche.
Noch zwei Jahre leitete der heilige Gebhard seine Kirche unter mannigfaltigen Stürmen und Gefahren. Allein er harrte aus und wurde auch aus seinem Sitz nicht mehr vertrieben. Endlich am 15. Juni 1088, nachdem er 20 Jahre seiner Kirche vorgestanden und 8 Jahre in der Verbannung zugebracht hatte, kam auch für ihn die Stunde der Erlösung aus diesem Elend. Er starb auf der von ihm erbauten Festung Werfen. Sein heiliger Leib wurde in das Kloster Admont gebracht und daselbst zur Erde bestattet. Am Tag seiner Beerdigung wurde der früher erwähnte Taubstumme auf die Fürbitte des Heiligen von seinem Übel befreit. Nach seinem Tod fiel Berchthold unter dem Schutz Heinrichs IV. wieder in Salzburg ein, um das frühere Unwesen fortzusetzen, zu plündern, zu rauben und zu morden, wie er 8 Jahre lang es getrieben hatte. Allein die Zahl der neuen Anhänger der Kirche Gottes hatte sich während der letzten 2 Lebensjahre des heiligen Gebhard so gemehrt, dass sie die Oberhand erhielten, und Berchthold mit seinem Anhang abziehen musste. Die frommen Gläubigen wählten den vortrefflichen Abt Thiemo von St. Peter zu ihrem Erzbischof. Der heilige Gebhard war unter den drei Freunden, die einst als Jungen ihre künftigen Bistümer sich erwählt und dann in Paris sich für ihren Beruf vorbereitet hatten, der erste, den der Herr vom Kampfplatz abrief. Adalbero und Altmann folgten ihm bald nach. Sie alle sind von der Kirche als Heilige und Selige anerkannt und werden von allen Gläubigen verehrt werden, so lange noch katholischer Glaube und christlicher Sinn die Herzen der Deutschen belebt.