Die heilige Hemma, geboren im Jahr 983, war die Tochter des mächtigen Grafen Engelbert von Peilenstein in Kärnten und der Gräfin Tuta, einer Verwandten des Kaisers Heinrich II. Die frommen Eltern wandten alle Sorge an, um die vorzüglichen Anlagen des Geistes und Gemütes ihres Kindes zur vollen Blüte zu entwickeln. Was die edlen Eltern grundgelegt hatten, erhielt seine Vollendung am kaiserlichen Hof unter der Fürsorge der heiligen Kunigunde.
Als Hemma zu einer schönen jungen Frau herangewachsen war, warb der edle Landgraf Wilhelm von Friesach und Zeltschach um ihre Hand und sie willigte ein. Beide Eheleute wetteiferten in Frömmigkeit und Wohltätigkeit. Jeden Tag hörten beide die heilige Messe und jeden Sonntag empfingen beide die heilige Kommunion, und gaben dem Volk das schönste Beispiel echter Religiosität. Gott schenkte ihnen zwei Söhne, die in die Fußstapfen ihrer Eltern traten und zu den schönsten Hoffnungen berechtigten. Nur zu bald sollte dieses Glück zerstört werden.
Der Landgraf Wilhelm beschäftigte in seinem ergiebigen Gold- und Silberbergwerk zu Friesach und Zeltschach zahlreiche Knappen, die einen hohen Lohn verdienten, aber auch häufig wieder in sündhaften Vergnügungen und Ausschweifungen vergeudeten. Einst sah sich der sonst so gütige Herr genötigt, einen Knappen wegen eines schändlichen Verbrechens und öffentlichen Ärgernisses mit dem Tod zu bestrafen. Deswegen schworen ihm die übrigen Knappen blutige Rache und ermordeten seine beiden Söhne, als sie arglos die Goldgruben beschauten.
Wer möchte den Schmerz der Eltern beschreiben, die so plötzlich ihrer lieben Kinder beraubt wurden! Mit gebrochenem Herzen kniete die tiefgebeugte Mutter am Grab ihrer ermordeten Söhne, aber alle ihre Tränen erweckten sie nicht zu neuem Leben. Der unglückliche Vater stürmte racheschnaubend mit seinen Männern auf die verschanzten Knappen los und hieb in einem furchtbaren Blutbad alle nieder. Nach gestillter Rache kehrte das ruhigere Bewusstsein wieder und die Qual seines Gewissens, dass er mit den Schuldigen auch manchen Unschuldigen getötet hatte, trieb ihn von seiner Heimat fort. Im härenen Bußgewand wallfahrtete er nach Rom und erhielt dort vom Statthalter Christi die Lossprechung von seiner drückenden Schuld. Mit erleichtertem Herzen verließ er die Gräber der Apostel und Martyrer, starb aber unterwegs, ohne seine Heimat wiederzusehen.
Die kinderlose Witwe stand nun allein in der Welt, allein mit ihrem blutenden Herzen und ihrer unaufhörlichen Sehnsucht nach Wiedervereinigung mit den teuren Toten. Ihren einzigen Trost fand sie im innigsten Gebet und in christlichen Liebeswerken. Da legte ihr Gott den schönen Gedanken ins Herz, eine neue Familie zu gründen, eine Gottesfamilie, die bis in die fernsten Zeiten reichen und viel Gutes stiften sollte. Sie baute zu Ehren der schmerzensreichen Mutter Maria in dem waldigen Tal von Gurk ein herrliches Frauenkloster und stattete es mit reichlichen Einkünften für siebzig Jungfrauen aus. Daneben errichtete sie eine prächtige Kirche und ein Chorherrnstift für zwanzig Priester, die den Gottesdienst und die Seelsorge versahen. Sie selbst leitete den Bau und zahlte jeden Abend eigenhändig den Arbeitern ihren Lohn aus. Als der Bau vollendet war, schenkte sie ihr fürstliches Vermögen an Bistümer und Klöster und bat selbst um Aufnahme in das von ihr gestiftete Kloster. Fortan lebte sie als einfache Nonne in rauem Ordensgewand noch drei Jahre in eifriger Übung der niedrigsten Dienste, bis ein seliger Tod im Jahr 1045 ihre Sehnsucht nach dem Himmel stillte. Viele Wunder verherrlichten ihr Grab. Papst Pius II. versetzte sie unter die Zahl der Seligen, Papst Pius XI. bestätigte 1938 ihre Heiligsprechung. Aus ihrer frommen Stiftung entstand eine gesegnete Pflanzstätte christlichen Glaubens und heiliger Gottesverehrung, und wurde der Sitz des Bischofs von Gurk in Kärnten.