Im Jahr 607 erblickte Ildefons zu Toledo in Spanien das Licht der Welt, wurde in der Schule des heiligen Isidor von Sevilla erzogen und gebildet, trat als Mönch in das Kloster zu Agli und wurde bald Abt in demselben Stift.
Im Dezember des Jahres 657 erwählte man ihn zum Nachfolger des heiligen Bischofs Eugen in Toledo.
Unter so vielen Tugenden, für die der heilige Ildefons, Erzbischof von Toledo, ein vollkommenes Vorbild war, verbreitete den größten Glanz seiner außerordentlichen Liebe zu der heiligsten Jungfrau, eine Liebe, die er in dem Blut seiner tugendreichen Mutter geschöpft und mit der Milch eingesogen hatte. Er gab dafür rührende Beweise durch die nachdrucksvolle Verteidigung, die er für die Unbefleckte Empfängnis dieser hohen Königin führte. Wie eine eherne Wand stand er gegen die Ketzer, die die unverletzte Jungfräulichkeit Mariä leugneten, und verfocht die Ehre der heiligsten Jungfrau in einer gelehrten Schrift voll Beredsamkeit. Nach diesem schönen Sieg wünschte er ihn mit der Errichtung eines unsterblichen Siegesdenkmals zu Ehren des süßen Namens Mariä zu weihen.
Die Himmelskönigin ließ sich an Edelmut nicht besiegen, sie wollte ihm selbst für das danken, was er für sie getan hatte. Als er nun am Tag ihrer Himmelfahrt mitten in der Nacht aufgestanden war, um in der Kirche die Matutin zu singen, und die Diakonen und Kleriker, die ihm vorangingen, die Tore des Tempels geöffnet hatten, blieben sie plötzlich stehen, geblendet von dem Glanz eines lebendigen Lichtes, womit die heilige Stätte erfüllt war, und ergriffen, über dieses Wunder in Schrecken gesetzt, die Flucht. Der heilige Bischof aber schaute starken Herzens diesen Glanz mit dem höheren Blick des Adlers, und näherte sich dem Altar. Und während er betete, erschien ihm die heilige Jungfrau auf der Kanzel, von der er zum Volk zu sprechen pflegte.
Wer vermag die Empfindungen zu beschreiben, die dieser Anblick in ihm erregte? Er wusste nicht, sollte er sich nähern oder entfernen. Indessen redete ihn Maria, die ihren zwischen Hoffnung und Furcht schwebenden Diener betrachtete, zuerst an: „Zum Lohn“, sagte sie, „für deine Reinheit des Leibes und des Geistes, für deinen Glaubenseifer, und für die Begeisterung, mit der du meine Jungfräulichkeit verteidigt hast, bringe ich dir dieses Geschenk aus dem Schatz des Himmels.“
Während dieser Worte übergab sie ihm ein schönes Priester-Gewand, wobei sie ihn aufforderte, es an ihrem Festtag zu tragen. Dann erhob sie sich wieder gen Himmel, und ließ die Kirche durchduftet von den süßesten Wohlgerüchen.
Man hat das Gewand, das Maria dem heiligen Ildefons zum Geschenk machte, aufbewahrt, und feiert zu Toledo an dem auf das Fest des Heiligen folgenden Tag das Gedächtnis dieser himmlischen Erscheinung. Der Tempel, den die Gottesmutter auf diese Weise mit ihrer Gegenwart beehren wollte, ist ganz Spanien teuer geworden. Viele Könige haben ihn zur Begräbnis-Stätte gewählt, sie ließen darin ihre Fahnen weihen, und die Beute ihrer überwundenen Feinde niederlegen. Eine Menge Pilger zogen dahin, um auf dem Marmor die Fußtapfen der heiligsten Jungfrau zu küssen.
Der heilige Ildefons hinterließ uns mehrere Schriften, deren berühmteste die von der immerwährenden Jungfrauschaft der Gottesmutter Maria war.
Der heilige Ildefons starb am 23. Januar 667, nachdem er neun Jahre und zehn Monate Bischof gewesen war.