Die von Kaiser Valerian angezündete Verfolgung wütete nirgendwo grimmiger als in Numidien während des ganzen Jahres 259. Zu Lambäsa, die nach Cirta die Hauptstadt der Provinz gewesen war, vergossen viele Geistliche und Weltliche ihr Blut für Jesus Christus. In diese Zahl gehören auch Jakob und Marian. Der erste war Diakon und überaus wohlgefällig vor Gott und angesehen bei den Menschen wegen seiner Keuschheit und strengen Lebensweise. Der zweite war Vorleser und reich an außerordentlicher Gnadenfülle, der, nach dem Bericht des heiligen Augustinus, eine vortreffliche Mutter mit Namen Maria hatte. Diese zwei Christen, die vielleicht miteinander verwandt waren, sind zusammen aus irgendeiner entfernten afrikanischen Provinz nach Numidien gekommen. Jakob hatte auf dem Weg ein Gesicht, in dem er erkannte, dass Marian und er ihr Leben mit dem Martertod beschließen würden. Beide hielten sich an einem Ort auf, der Muguas hieß und in der Nähe von Cirta lag, der Hauptstadt der Provinz, wo die Verfolgung in vollen Flammen tobte. Zwei Bischöfe, Agapius und Secundin, die des Glaubens wegen ins Elend verwiesen worden waren, schleppte man zu derselben Zeit auch dahin. Man hatte sie aus dem Ort ihrer Verbannung herbeigeholt, um sie zu einer noch größeren Strafe zu verdammen. Nach dem gewöhnlichen Gang der Rechtspflege konnten diejenigen, die durch einen ersten Richterspruch nur zur Landesverweisung verurteilt worden waren, nicht mehr aufs Neue angehalten, noch durch ein zweites Urteil zum Tod verdammt werden. Allerdings wurde bezüglich der Christen keines der Gesetze beachtet. Da Agapus und Secundin eine Zeitlang zu Muguas verblieben, fanden Jakob und Marian Gelegenheit, sich mit ihnen zu besprechen. Aus dieser Unterredung schöpften sie neue Liebe zu Jesus Christus und ein brennendes Verlangen, den zwei Hirten in den Kampf zu folgen.
Zwei Tage nach der Abreise des Agapius und Secundin, kam ein Trupp Heiden nach Muguas, das sie als den Zufluchtsort der Christen ansahen, verhafteten auf Befehl des Statthalters Jakob und Marian, zusammen mit einem Bischof, der die Akten ihres Martertodes schrieb, und führten sie vor die Obrigkeit von Cirta. Jakob bekannte unerschrocken, dass er ein Christ sei, mit der weiteren Erklärung, er sei Diakon, ohne die Folgen des von Valerian 258 erlassenen Gesetzes zu befürchten, das verordnete, die Diakonen, Priester und Bischöfe, wenn sie auch ihren Glauben verleugneten, zum Tod zu verdammen. Er musste daher mit Marian eine schaudererregende Folter bestehen. Letzterer wurde noch mit schwer belasteten Füßen an beiden Daumen aufgehängt. (Man hängte gewöhnlich an die Hände auf. Diese Peinigungsart war weniger schmerzhaft als die, die Marian erdulden musste.) Nach beendeter Folter wurden die beiden Blutzeugen mit mehreren anderen Christen in den Kerker zurückgeführt, von denen dann täglich einige zur Hinrichtung geholt wurden. Zur Zahl derjenigen, die auf diese Weise starben, gehören Agapius und Secundin, die in der Kirche am 29. April verehrt werden.
Die anfänglich verschont worden waren, blieben in den Gefängnissen von Cirta, wo sie allen erdenklichen Misshandlungen ausgesetzt waren und der grauenvollsten Hungersnot preisgegeben wurden. Allein, sagt der Verfasser ihrer Akten, sie fanden im Wort Gottes eine sie kräftigende Nahrung. Ein Gesicht, dessen Marian gewürdigt wurde, erfreute und tröstete sie ungemein. Der heilige Cyprian erschien ihm, sitzend zur Rechten eines großen Richters (Jesus Christus), der ihm aus einem Brunnen, aus dem er zuerst getrunken hatte, eine Labung reichte, wodurch er ihm zu verstehen geben wollte, er müsse seinen Glauben mit seinem Blut besiegeln.
Ein zweites Gesicht deutete allen Bekennern an, sie würden desselben Glücks sich zu erfreuen haben: dasselbe hatte einer von ihnen, Ämilian mit Namen. Er kam aus einer Ritterfamilie und war etwa fünfzig Jahre alt. Stets hatte er in unverletzter Enthaltsamkeit gelebt. Im Kerker war das Gebet seine einzige Beschäftigung. Er fastete sehr streng und nahm oft zwei Tage lang nicht das Mindeste zu sich. Seinen Gefährten erzählte er folgendermaßen, was er im Traum gesehen hatte:
„Es schien mir, dass mein Bruder, der ein Heide ist, mich fragte, wie es uns erginge in den Finsternissen des Kerkers und bei der grimmigen Hungersnot. Ich gab ihm zur Antwort, das Wort Gottes sei den Kämpfern Jesu Christi Licht und Nahrung. Du weißt doch, fügte er bei, dass alle jene von euch, die in ihrer Hartnäckigkeit verbleiben, den Tod zu erwarten haben: hofft ihr aber insgesamt, von euerm Gott ein und dieselbe Belohnung zu erhalten? Ich erwiderte ihn: Hebe die Augen gen Himmel, haben die Sterne, die du erblickst, alle denselben Glanz? Ebenso werden diejenigen, die am meisten gelitten und die härtesten Kämpfe zu bestehen hatten, die glorreichste Krone erhalten.“
Diese zwei Gesichte stärkten nicht wenig den entschlossenen Mut der Bekenner.
Als die Richter sahen, dass diese unerschrockenen Christen in ihrem Glauben unerschütterlich beharrten, schickten sie Jakob und Marian, neben einer großen Zahl anderer Gefangenen, vor den Statthalter der Provinz, der damals zu Lambäsa sich aufhielt. (Lambäsa war etwa zwölf Stunden von Cirta entfernt.) Auf dem Hinweg, der sehr lang und beschwerlich war, mussten sie herbes Drangsal erdulden. Bei ihrer Ankunft warf man sie sogleich ins Gefängnis, und jeden Tag wurden mehrere von ihnen hingerichtet. Den Anfang machte man mit den Laien, die man leichter zu verführen glaubte. Unter denjenigen, die hingerichtet wurden, befand sich eine Frau, mit ihren Zwillingen und zwei Jungfrauen, mit Namen Tertulla und Antonia, die der Bischof Agapius wie seine Töchter liebte. Lange Zeit hatte er von Gott die Gnade des Märtyrertodes für sie begehrt; und eines Tages, als er seine Bitte mit glühender Inbrunst wiederholte, hörte er eine Stimme vom Himmel, die ihm sagte: „Es ist unnötig, dass du so oft begehrst, was du schon das erste Mal erlangt hast.“
Jakob und die übrigen Geistlichen empfanden tiefes Schmerzgefühl, dass ihr Sieg so lange verschoben wurde. Kurz darauf sah er Agapius in einem Traumgesicht. Dieser heilige Bischof schien voller Freude und bereitete ein glänzendes Mahl vor, zu dem er Jakob und Marian wie zu einer der ehemaligen Agapen oder Liebesmahle einlud. Die zwei Bekenner begegneten da einem Kind. Es war einer von den Zwillingen, die drei Tage vorher mit ihrer Mutter hingerichtet worden waren. Um seinen Hals war ein Kranz von Rosengeschlungen und in seiner Rechten hielt es einen grünen Palmzweig. „Freuet euch,“ sagte es ihnen, „am morgigen Tag werden wir zusammen speisen.“ Der Erfolg bewahrheitete die Weissagung. Jakob, Marian und mehrere andere Geistliche wurden am folgenden Tag zum Tod verdammt.
Zu ihrem Richtplatz wählte man ein Tal, das die Pagyde durchströmt. Die Hügel, die sich auf beiden Seiten erhoben, bildeten gleichsam ein Amphitheater für die Zuschauer. Als die Gefangenen am Ufer des Flusses angelangt waren, stellte man sie in eine Reihe, damit der Scharfrichter beim Kopfabhauen nur von einem zum andern in gerader Linie vorzuschreiten hätte. Da ihnen die Augen verbunden waren, hatten mehrere von ihnen eine himmlische Ahnung ihrer baldigen Glückseligkeit. Marian sagte die Drangsale voraus, die in Bälde über das Reich hereinbrechen würden. (Diese Drangsale waren die Gefangennahme des Valerian durch die Perser im Jahr 260 und das traurige Lebensende dieses Fürsten, der Krieg der dreißig Tyrannen, die Pest und die unseligen Folgen dieser verschiedenen Drangsale.) Maria, seine Mutter, folgte ihm beständig bis zu der Marterstätte nach, um ihn zur freudigen Hingabe seines Lebens zu ermutigen. Als sein Leichnam entseelt war, umschlang sie ihn mit herzlicher Mutterliebe, küsste den Hals und dankte Gott, dass er ihr einen solchen Sohn gegeben habe.
Diese Heiligen vollendeten ihr Opfer im Jahr 259 oder 260. Es war, wie es scheint, am 6. Mai. Ihre Namen befinden sich an diesem Tag im alten Kalender von Karthago, der am Ende des 5. Jahrhunderts verfasst wurde. Die lateinischen Schriftsteller setzen ihr Fest auf den 30. April. Die heiligen Jakob und Marian sind Patrone von Eugubio im Herzogtum Urbino (Dieses Herzogtum macht einen Teil des ehemaligen Umbrien aus und ist die zehnte Delegation des Kirchenstaates.), und man will behaupten, ihre Reliquien seien in der Hauptkirche dieser Stadt. Die Namen dieser heiligen Blutzeugen kommen auch im römischen Martyrologium vor.