Der heilige Jakobus war der Sohn des Zebedäus und der Salome und der ältere Bruder des heiligen Evangelisten Johannes. Der Vater betrieb mit seinen Söhnen und einigen Gehilfen eine Fischerei in Bethsaida am See Genezareth in Galiläa, wie es scheint, in Verbindung mit Simon Petrus. Die Mutter war eine nahe Verwandte der heiligen Mutter des Herrn; sie gehörte zu den frommen Frauen, welche sich Jesus in Galiläa angeschlossen, im nach Golgatha folgten, und ihn noch im Grab ehren wollten; so wurde sie Augenzeugin des Leidens und der Auferstehung des Herrn.
Ihre Söhne Jakobus und Johannes waren wohl Jünger des heiligen Johannes des Täufers und scheinen durch diesen auf Jesus von Nazareth als den verheißenen Messias aufmerksam geworden zu sein.
Nachdem sie bereits Zeugen mehrerer Wunder des Herrn gewesen, waren sie eines Tages mit ihrem Vater am See beschäftigt; da kam Jesus und forderte Petrus auf, die Netze noch einem auszuwerfen; es folgte der wunderbare Fischfang. Jakobus und Johannes halfen mit, die reiche Beute in die Schiffe zu bringen. Da lud nun Jesus zuerst den Petrus und Andreas und dann die beiden Söhne des Zebedäus ein, bei ihm zu bleiben: er werde sie zu Menschenfischern machen. Der heilige Evangelist Matthäus hebt hervor: „Sie aber verließen allsogleich die Netze und ihren Vater und folgten ihm nach.“ (Mt 4,22)
Diese großmütige Bereitwilligkeit erwarb ihnen das besondere Wohlgefallen des göttlichen Meisters, der sie dann unter die Zahl der zwölf Apostel aufnahm und ihnen wie dem Simon einen eigenen Namen beilegte. Er nannte sie Boanerges, was der heilige Evangelist Lukas mit „Donnersöhne“ übersetzt. Es sollte damit ihr energischer, feuriger Charakter angedeutet werden, der allerdings noch der Bildung und Mäßigung bedurfte (Lk 3,17).
Jakobus und Johannes gehörten zum kleinen Kreis der vertrautesten Apostel des Herrn, die bei drei wichtigen Begebenheiten allein in seiner Gesellschaft bleiben durften. So bei der Erweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus (Mk 5,37), dann bei der Verklärung auf dem Berg Tabor (Mt 17,1) und zuletzt auch noch bei seiner Todesangst am Ölberg (Mt 26,37).
Jakobus wird dabei in den heiligen Evangelien immer an zweiter Stelle gleich nach Petrus genannt.
Er heißt sonst auch Jakobus „der Ältere“ zum Unterschied von dem Apostel desselben Namens, der als „der Jüngere“ bezeichnet wird, weil jener früher als dieser zum Apostelamt berufen wurde und wahrscheinlich auch an Lebensjahren älter war.
Auffallend ist die Bitte der Mutter Salome und der beiden Brüder Jakobus und Johannes, dass der Herr ihnen die ersten Plätze zur Rechten und zur Linken verspreche. Ging die Bitte auch aus übergroßer Liebe einer Mutter für ihre Söhne und aus lebendigem Glauben an seine Macht und Gottheit hervor, aus rührender Einfalt und Vertraulichkeit, so war dabei doch auch eine unvollkommene Auffassung des Messiasreiches; deshalb wies sie auch der Heiland zurück, wenn auch mit außerordentlicher Weisheit, Güte und Rücksicht (Mk 10, 35-45; Mt 20,20-28).
Von dem heiligen Jakobus sagt uns die Heilige Schrift nicht mehr, als das der König Herodes Agrippa ihn zu Jerusalem mit dem Schwert hinrichten ließ, um sich bei den Juden in Gunst zu setzen (Apg 12,2). Es war um Ostern des Jahres 42, noch ehe er Petrus gefangen nehmen ließ, und scheint anzudeuten, dass der Apostel als Verkünder des Evangeliums eine sehr hervorragende Stellung einnahm. Er war der erste aus dem Apostelkollegium, der sein Leben für den Herrn hingab und so wirklich den Kelch trank, den der Herr vor ihm getrunken hat.
Nach alten Berichten heilte Jakobus kurz vorher noch einen Gichtbrüchigen; der Gerichtsdiener aber, der den Apostel zum Tod führte, sei von seiner Standhaftigkeit so gerührt worden, dass er sich selbst als Christen bekannte, Jakobus um Verzeihung bat und mit ihm den Tod erlitt.
In Jerusalem befindet sich auf dem Berg Sion eine Jakobskirche, die an der Stelle der Enthauptung des Heiligen erbaut ist.
Der Leichnam des Heiligen wurde nach alter Überlieferung nach Spanien gebracht. Compostela in der spanischen Provinz Galicien nimmt die Ehre für sich in Anspruch, die Reliquien des Apostels zu besitzen. Der 25. Juli ist der Tag der Übertragung oder Beisetzung seiner Gebeine.
Ob der Heilige in Spanien je gepredigt habe, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden. Sicher ist aber die große und allgemeine Verehrung, die der Apostel in Spanien bis zur Gegenwart gefunden hat. Zum Teil ist sie auf den Schutz zurückzuführen, den Spaniens Könige und Volk im Kampf gegen die Mauren durch den heiligen Jakobus erfahren haben. Die prachtvolle Kirche über seinem Grab galt Jahrhunderte mit Rom und Jerusalem als größter und berühmtester Wallfahrtsort der Christenheit. Die Wallfahrt dorthin galt gleich einer Wallfahrt zum Grab der Apostelfürsten oder unseres Herrn. Die Reliquien des Heiligen waren längere Zeit verborgen; im Jahr 1884 wurden sie neuerdings in der Basilika entdeckt und ihre Echtheit durch Papst Leo XIII. am 19. Juli 1884 bestätigt. Aus demselben Anlass gewährte er einen vollkommenen Ablass, den alle Gläubigen unter bestimmten Bedingungen in und außerhalb Compostela gewinnen können.
Möge der heilige Apostel, der sich durch großmütige Hingabe an den göttlichen Heiland so sehr ausgezeichnet und für ihn das Martyrium erduldet hat, auch uns Großmut in der Nachfolge des Herrn und Treue bis zum Tod erflehen! In jeder heiligen Messe wird der Name des Heiligen in Ehren genannt.
Beten wir mit dem heiligen König Ludwig, der im Angesicht von Tunis mit sterbenden Lippen noch das Kirchengebet zum heiligen Jakobus flüsterte: „Heilige, o Herr, und bewahre dein Volk, damit es, beschirmt durch den mächtigen Schutz deines Apostels Jakobus, durch seinen Wandel dir wohlgefalle und mit ruhigem Gemüt dir dienen möge!“ Durch unseren Herrn Jesus Christus. Amen.
Jacob, der Gottesbote klar,
Der in der heiligen Apostelschar
Der "große" Jacob ist genannt,
War von großer Liebe entbrannt
Stets für Jesus Christ.
Sankt Johannes der Evangelist
War sein jüngerer Bruder.
Nur kurze Zeit hielt er das Ruder
Der Kirche, da er der erste ward,
Der zum Himmel nahm die Fahrt.
Mit seinem Bruder und Petrus war
Er bei der Verklärung wunderbar;
Er sah auch Christi Todesschweiß.
Ihn trieb darauf der heilige Fleiß
In das Land Hispania.
Neun Jünger gewann er da.
Zwei ließ er zur Lehre dort,
Mit den sieben anderen zog er fort
Nach Judäa zurücke.
Er kam zu unserem Glücke
Dabei auch nach Wien herein,
Wo er den Heiden im Eichenhain
Predigte zu Penzing dort;
Noch steht das Kirchlein an dem Ort.
In Judäa fand er dann
Einen zaubervollen Mann;
Hermogenes war er genannt.
Der hatte seinen Jünger entsandt,
Philetus, dass er verkehre
Des Jacobus Lehre.
Doch ward Philetus überwunden
Durch des Jacobus heilige Kunden,
So dass er seinen Meister verließ
Und zu den Christen Scharen stieß.
Als dies Hermogenes vernahm,
In großen Zorn er darob kam.
Er rief den Teufeln, dass sie kämen
Und mit Gewalt aufnähmen
Seinen Feind Jacobum
Und dazu Philetum.
Die sollten sie ihm bringen her,
Dass er sich räche nach seinem Begehr.
Die Teufel aber, durch Jacobs Wort
Gebannt, mussten allsofort
Ihren Meister selber gebunden bringen.
Als dieser seines Plans Misslingen
Merkte und von Jacob auch
Ward mild empfangen nach Christenbrauch,
Entschloss er sich, sein höllisches Leben
Zu Gottes Ehre aufzugeben
Und seine Sünden zu büßen.
Den Himmelsweg, den süßen,
Ihm zu erleichtern, gab
Jacobus ihm noch seinen Stab,
Dass er gegen des Teufels Listen
Sich damit künftig möge fristen.
Die Bücher der Nekromantie
Brachte der Bekehrte hie
Vor Jacob, um sie zu verbrennen
Und sich von falscher Kunst zu trennen.
Jacobus aber fürchtete sehr,
Dass schon der Rauch das Land umher
Mit Teufelei möchte erfüllen;
Drum warf man sie nach seinem Willen
Tief in des Meeres Grund,
Wo sie niemandem wurden kund.
Hermogenes, das Heil zu mehren,
Ward dann getauft von dem Hehren
Und ward eine schöne Blume,
Reich an christlichem Ruhme,
Mit gar großer Demut.
Er ward ein Prediger so gut,
Dass Gott durch ihn viel Wunder tat.
Als dies ersah der Juden Rat,
Da ward ihr Zorn auf Jacob groß.
Ihr Bischof Abiathar beschloss,
Ihn zu fangen und zu binden
Und Ursach seines Tods zu finden.
Wie ihr zuvor habt vernommen,
War Herodes Agrippa von Rom gekommen,
Seitdem ihm war das Judenland
Vom Kaiser Caligula zuerkannt.
Vor diesen ward Jacobus gebracht,
Dass er ihn richte nach seiner Macht.
Am Wege saß ein siecher Mann,
Der flehte den Boten um Heilung an,
Und auf des Herrn Jacobus Wort
Stand er gesund auf alsofort.
Als dies ein Schreiber sah, der ihn
Gefangen führte zum Richthaus hin,
- Josias war er genannt, -
Da ließ er fallen aus der Hand,
Das Seil, an dem er den Heiligen führte,
Fiel ihm zu Füßen und erkürte
Von ihm das Heil. Als solches da
Der Bischof Abiathar sah,
Klagt er auch ihn an auf den Tod.
Jacobus aber in solcher Not
Bat um Wasser und taufte ihn.
Drauf führte man sie zum Richtplatz hin
Und schlug ihnen beiden ab das Haupt.
Die Jünger aber, des Meisters beraubt,
Kamen bei dunkler Nacht und rafften
Den Leib auf, den sie von hinnen schafften.
Gott, der wunderbare Gott,
Der nach seines Willens Gebot
Wunder lässt werden
Auf Wasser und auf Erden,
Der wollte auch den Jacobus haben
Dort in Hispanien begraben,
Auf dass das Land noch guten Sinn
Und des Glaubens Gewinn
Dadurch ergriffe.
Nun höret von dem Schiffe,
Darein sie schafften den Leichnam!
Ein Gottesengel kam
Und führte wie an einer Schnur
Das Schiff, bis es zum Lande fuhr.
Dort legten sie auf einen Stein
Den Leichnam; da sank er hinein,
Dass er lag wie in einem Sarg.
Des Landes Königin, übel und arg,
War Lupa genannt, von wölfischem Sinn.
Zu ihr kamen die Jünger hin
Und baten sie, dass sie annähme
Die Gnade, die vom Himmel käme.
Lupa, die arge, aber sandte
Die Jünger fort nach andrem Lande,
Wo ein Fürst, gar grimm gemut,
Vergießen wollte der Frommen Blut.
Ein lichter Engel aber machte
Die Jünger frei und brachte
Sie fort. Der Fürst mit arger Tücke
Verfolgte sie; doch eine Brücke
Zerbrach unter der wilden Rotte.
Nun erst wandte sich zu Gotte
Der Fürst, erkannte seine Schuld,
Erharrte die Boten mit Ungeduld
Und lud sie ein, zu ihm zu kehren,
Ihn und die Seinen zu belehren.
Als Königin Lupa das erfuhr,
Ersann sie neue Listen nur.
Sie sprach: "Zu fördern euer Werk,
Geht hin auf jenen hohen Berg!
Da hab` ich Ochsen genug.
Die spannet an den Sarg mit Fug,
Und lasst ihn begraben mit Ehre!"
Sie wusste, dass ein Drache wäre
Auf jenem Berg. Doch Gottes Sache
Kam nicht zu Schanden. Jener Drache
Zersprang vor dem Kreuzeszeichen.
Die wilden Stiere, statt zu weichen,
Ließen sich bei den Hörnern fassen,
Bereit, sich in das Joch zu passen.
Sie ließen sich spannen an den Wagen,
Auf den der Sarg ward getragen.
Ungetrieben zogen sie ihn
Bis an die Burg der Königin.
Und durch so viele Wunderzeichen
Begann ihr Herz sich zu erweichen,
Dass sie die Gottestaufe empfing
Und den Weg der Tugend ging.
Sie weihte aber Sankt Jacobe
Ihren Palast zu Gottes Lobe,
Zur Kirche und zum Ruheort.
Compostella hieß hinfort
Die Statt, zu der viel Pilger gehen
Aus aller Welt mit frommem Flehen.
(Aus: "Goldene Legende der Heiligen"
von Richard von Kralik
München 1902)