Seliger Joachim von Siena, Piccolomini, Priester in Siena, + 16.4.1305 - Fest: 16. April

 

Dieser Heilige stammt aus Siena, von der berühmten Familie Pelakani. Schon als Kind hatte er eine große und zärtliche Liebe zur Mutter des Herrn und war nie zufriedener, als wenn er vor ihrem Bild beten konnte. Sein Mitgefühl mit den Nöten der Armen hatte etwas Außerordentliches: er gab ihnen all seine eigenen Kleider dahin und schenkte ihnen alle seine Taschengelder. Außerdem nahm er auch noch die Großzügigkeit seiner Eltern zu Gunsten der Notleidenden in Anspruch. Als ihm eines Tages sein Vater sagte, er möge seinen Almosen Schranken setzen, um seine Familie nicht an den Bettelstab zu bringen, antwortete er: „ Du hast mich gelehrt, dass man in der Person der Armen Jesus Christus Almosen reicht; wie sollte man diesem nun etwas abschlagen können? Welchen Vorteil sollen uns denn die Reichtümer sonst bringen, wenn es nicht Mittel sind, uns Schätze im Himmel zu sammeln?“ Der Vater weinte vor Freude, weil er ein so zartes Gemüt von solchen schönen Gefühlen ergriffen sah.

 

Als der Heilige mit vierzehn Jahren in den Serviten-Orden eingetreten war, empfing er 1272 das Kleid von den Händen des heiligen Philippus Beniti und erhielt den Namen Joachim. Sein Eifer war von den ersten Tagen des Noviziates an so glühend, dass selbst die Vollkommensten ihn als ein Muster ansahen. Unter anderen Tugenden, die an ihm glänzten, bemerkte man besonders den Geist des Gebetes und eine Demut und Liebe zur Erniedrigung. Man wollte ihn zum Priester weihen, aber diese Würde erschien ihm so furchtbar, dass man ihn niemals dazu bringen konnte. Seine ganze Ehrliebe beschränkte sich auf das Messdienern, und während des heiligen Opfers geschah es mehr als einmal, dass er verzückt war.

 

Sein größtes Streben ging dahin, sich vor den Augen der Menschen zu verbergen, aber je mehr er vor dem Ruhm floh, desto glänzender verbreitete er sich um ihn her. Da er in Siena in allzu großer Verehrung stand, bat er seinen General, ihn an einen entfernteren Ort zu versetzen. Man erlaubte ihm daher in das Kloster Arezzo zu gehen. Kaum aber hatte sich die Nachricht von seiner Abreise verbreitet, als die Einwohner um dessen Zurückberufung dringend anhielten. Man berief ihn also wieder zurück in sein Vaterland, wo er am 16. April 1305 im Alter von siebenundvierzig Jahren starb. Gott verlieh ihm die Wundergabe vor und nach seinem Tod. Die Päpste Paul V. und Urban VIII. erlaubten den Serviten, dem Diener Gottes öffentliche Ehre zu erweisen, seinen Festtag zu begehen und sein Offizium einzuführen. 

 

Aus dem "Marianischen Festkalender":

Als ein großer Verehrer Mariens, pflegte er dreimal des Tages ein Bild der schmerzhaften Mutter Gottes, das sich in der Kirche befand, zu besuchen und zu Ehren Mariens sich des Samstags aller Speise zu enthalten. Ja, er tat noch mehr, denn er stand sogar mitten in der Nacht auf, um die Schmerzen der allerseligsten Jungfrau zu betrachten. Sehen wir, auf welche Weise Maria ihn für seine Andacht belohnt hat:

 

Als Joachim noch ein Jüngling war, erschien ihm Maria, und befahl ihm in den Orden der Diener Mariens einzutreten, was er sogleich befolgte. Hierauf erschien Maria ihm am Ende seines Lebens noch einmal mit zwei Kronen in der Hand. Die eine war von Rubinen, und sollte der Lohn für sein Mitleid mit ihren Schmerzen sein. Die andere war von Perlen, und sollte ihn für die heilige Reinheit, die er Maria zum Opfer dargebracht hatte, belohnen. Schließlich erschien Maria dem Seligen noch in seiner Todesstunde, worauf er die göttliche Mutter um die Gnade bat, an demselben Tag sterben zu können, an dem Jesus Christus gestorben war. Maria tröstete ihn mit folgenden Worten: Bereite dich sogleich zum Tod vor, denn da es morgen Freitag ist, so wirst du, wie du es wünschst, alsbald sterben und morgen noch bei mir im Himmel sein. So geschah es auch. Denn als man in der Kirche die Passion nach dem heiligen Johannes sang, an die Worte kam: Und es stand neben dem Kreuz Jesu seine Mutter, lag Joachim schon im Todeskampf, und als gesungen wurde: Und er neigte sein Haupt und gab den Geist auf, übergab auch er seinen Geist dem Herrn, worauf die Kirche mit großem Glanz und lieblichem Wohlgeruch erfüllt wurde.