Er wurde in der Stadt Ischia von frommen Eltern aus dem adeligen Geschlecht von Calosirto geboren. Er sah und hörte von seinen Eltern und den Menschen, mit denen seine Eltern ihn und seine 6 Geschwister umgeben hatten, nur Gutes. Darum war die Erziehung dieser 7 Kinder so gesegnet, dass 6 von ihnen in einen Orden eintraten. Von früher Kindheit an liebte Johann Joseph das Gebet, das Stillschweigen und die Einsamkeit. Er hatte sich im hinteren Teil des Hauses ein Zimmerchen gewählt und blieb dort einsam in der Zeit, die er nicht in der Kirche oder Schule zubrachte. Er lernte da seine Schulaufgaben und verwendete die übrige Zeit zum Gebet und zur Lesung frommer Bücher. Das heiligste Altarsakrament besuchte er so oft er nur konnte und fastete zur Ehre Mariens jeden Samstag und an allen Vorabenden ihrer Festtage bei Wasser und Brot - und das bereits im Alter von 10 bis 12 Jahren. Nie aß er etwas außerhalb der Mahlzeiten und war streng gegen sich selbst mit Geißeln und Bußgürteln, die er sich selbst anfertigte. Er traf sich niemals mit Kindern in seinem Alter, weil er wusste, dass da die Unschuld nicht lange unverletzt bleibt. Seine Liebe zu Gott erfüllte den Jungen mit Eifer, andere zu unterrichten, an alles Gute zu erinnern und vor Sünden, als dem größten Übel, zu warnen. Den Armen, die er zärtlich liebte, gab er alle guten Speisen, all sein Taschengeld und alles, was er als Geschenk erhielt. Mit 14 Jahren hielt er täglich schon lange Betrachtungen.
In diesem Alter empfand er auch schon ein inniges Verlangen, in ein Kloster eines strengen Ordens zu gehen, und er betete viel, damit ihm Gott zu erkennen gebe, in welches er gehen sollte. Er betete in dieser Absicht auch eine eigene neuntägige Andacht. In diesen Tagen kamen Franziskaner von der strengen Art, die der heilige Peter von Alcantara eingeführt hatte, nach Ischia und in das Haus des Herrn von Calosirto. Da lernte der fromme Sohn sie und ihre Lebensart kennen und war ganz begierig darauf, in diesen Orden einzutreten. Doch wollte er vorher seiner Berufung ganz sicher sein und reiste mit Einwilligung seiner frommen Eltern selbst nach Neapel, um sich mit erleuchteten Männern darüber zu beraten. Sobald er aber vom Willen Gottes überzeugt war, verließ er ohne zu warten die Welt mit allen ihren Hoffnungen und trat, noch nicht 16 Jahre alt, in das Kloster der Franziskaner ein. Da er sich seinen Klosternamen selbst wählen durfte, wählte er den Namen Johann, weil er am 24. Juni eingekleidet wurde, den Namen Joseph, weil er diesen Heiligen besonders verehrte, und den Zunamen „vom Kreuz“, weil er Kreuz und Leiden schon damals liebte. Das raue Ordenskleid, das er erhielt, schätzte er mehr als Purpur, nannte es sein Hochzeitskleid und zog es bis zu seinem Tod, 65 Jahre lang, nicht mehr aus.
Der neue Novize bewährte sich schon am Anfang seines geistlichen Lebens als ein Muster der Abtötung und Vereinigung mit Gott und war strenger gegen sich als alle seine Mitbrüder. Umso nötiger fand es sein Novizenmeister, ihn zu prüfen. Darum legte er ihm die schwersten Übungen der Demut und Selbstverleugnung auf. Johann Joseph übernahm sie mit Freude und bewies, dass er diese Tugenden, die Grundlagen aller wahren Frömmigkeit, mit Gottes Gnade schon lange sich erworben habe. Seine Oberen ließen ihn, nachdem er sich durch die feierlichen drei Gelübde Gott und dem Orden schon geopfert hatte, noch drei Jahre im Noviziat, damit sein Beispiel auch andere Ordensneulinge entzünden möge. Er wählte sich nach Jesus, unserem allgemeinen Urbild, den heiligen Franz von Assisi und den heiligen Peter von Alcantara zu besonderen Vorbildern. Wie dieser, trug er oft den ganzen Tag Steinchen im Mund, um sich an das Stillschweigen zu gewöhnen. Er schlief schon damals nur drei Stunden jede Nacht. Er trank keinen Wein und aß kein Fleisch und keinen Fisch mehr, nichts mehr, das dem Gaumen gut schmeckte, und übte andere Strengheiten. Aber bei allen seinen Abtötungen hielt er sich genau an den Willen seiner Oberen und unterließ nie das Mindeste von den gewöhnlichen Ordensübungen. Diese Abtötungen belohnte ihm Gott mit himmlischem Trost, besonders im Gebet und in den Betrachtungen.
Um diese Zeit erhielten die Franziskaner zu Piedimonte, einem Flecken in Terra di Lavoro, ein Marienkirchlein mit einem schlechten Haus, das die Väter Serviten verlassen hatten. Da mussten sie nun ein Kloster bauen und dieser Bau wurde dem jungen Bruder Johann Joseph übertragen. Er führte den Bau genau nach der Vorschrift des heiligen Peter von Alcantara: jede Zelle wurde 7 Fuß lang, 6 breit und 8 hoch. Der demütige Bauführer machte zugleich den Handlanger und verrichtete die schwersten Arbeiten, ungeachtet der harten Bußwerkzeuge, mit denen sein Leib ausgerüstet war, so dass oft das Blut zur Erde rann. Als das Kloster gebaut war, herrschten in demselben beständige Einsamkeit, lange Betrachtungen, langes Chorgebet und eine sehr strenge Lebensart. Und Bruder Johann Joseph tat es auch den frömmsten Vätern zuvor. Jetzt fing Gott auch schon an, ihn mit außerordentlichen Gnaden auszuzeichnen. Er hatte sich durch seine harten Arbeiten und Abtötungen eine solche Brustschwäche zugezogen, dass er Blut spuckte. Lange hielt er dieses Leiden geheim, weil er sich des Leidens freute. Allein da er dem Chor und anderen Verrichtungen nicht mehr nachkommen konnte, bat er Gott unter Mariens Fürbitte um Hilfe, und seine Brust wurde in einem Augenblick so gestärkt, dass er im ganzen Leben keinen Anfall von diesem Übel mehr hatte. Auch wurde er schon um diese Zeit (was in der Folge öfter geschah) verzückt und in der Luft schwebend gesehen, denn da man ihn im ganzen Kloster gesucht hatte, sahen ihn endlich seine Mitbrüder in der Kirche so hoch erhoben, dass er mit dem Haupt das Gewölbe berührte.
Gerne wäre der Selige in diesem Kloster und in diesem Stand eines einfachen Klosterbruders immer geblieben, vergessen von der ganzen Welt, allein seine Vorgesetzten wollten, dass er Priester werde und er gehorchte. Um sich auf das Amt der Seelsorge besser vorbereiten zu können, baute der Selige in einem Wäldchen, das an das Kloster stieß, bei einem Kirchlein 5 Einsiedeleien, in welche sich die Brüder nachher oft zurückzogen, um sich nach harten Arbeiten für das Heil der Seelen im Geist zu erneuern und wieder für neue Arbeiten zu stärken. War die Strenge im Kloster schon groß, so übertrifft es fast unsere Vorstellungen, wie streng sie hier gebraucht wurde. Das Wäldchen war mit einer Mauer umgeben, damit niemand sich den Einsiedlern nahen, und ihre Geistesversammlung stören konnte. Den ganzen Tag hörte man nicht ein Wort, nur an gewissen Tagen kamen sie zusammen, um sich von göttlichen Dingen zu unterreden und gegenseitig ihren Eifer noch mehr zu entflammen.
Johann Joseph war einer der ersten, der hier wohnte, ehe er die heilige Priesterweihe empfing. Fest in der Wissenschaft der Heiligen gegründet und vom Feuer des Heiligen Geistes durchglüht, fing der Selige seine Arbeiten im Weinberg des Herrn an. Aber bald musste er dieses Kloster und seine neuen Arbeiten verlassen und öfter Novizenmeister und Guardian, einmal auch Definitor und Provinzial werden. Als Novizenmeister bildete er seine Ordensneulinge mehr durch sein Beispiel, als durch Worte, hielt sie aber mit allem Eifer zu großer Strenge an. Einst starb einer seiner Novizen, der am meisten strenge Abtötungen geübt hatte. Johann Joseph geriet nun in Furcht, ob er von seinen Anfängern, die erst aus der weichlichen Welt in den Orden gekommen sind, nicht mehr Strenge forderte, als ihre Kräfte tragen konnten. Sein zartes Gewissen wurde hart bedrängt, bis ihm der gestorbene Novize erschien und ihm dankte, dass er ihn aus dem tiefen Schlamm seiner Sünden herausgezogen und die Seligkeit des Himmels erringen half, und ihn ermunterte, seine Novizen auf dem Weg der Liebe und Strenge weiter zu leiten wie bisher. Als Guardian (Oberer des Klosters) übte er noch alle Arten der Demut: er fegte das ganze Kloster, grub den Garten um, trug Holz und Wasser in die Küche und verrichtete andere niedrige Dienste im Haus. Öfter zog er sich nach Piedimonte, wo er dreimal Guardian war, in die Einsamkeit der Einsiedelei zurück, um sich ruhiger mit Gott zu vereinigen. Gott half ihm, solange er dieses Amt führte, in Not öfter auf eine wunderbare Weise. In einem Jahr großer Teuerung war einmal alles Brot unter die Armen verteilt: Der Guardian wusste es und empfahl seine Brüder dem Herrn. Da der Chor kaum vollendet war, brachte eine unbekannte Person Brot, so viel man brauchte. Ein anderes Mal fand man in gleicher Not an der Pforte Brot in einem Korb, obwohl man im neugefallenen Schnee keinen Fußtritt bemerkte. So geschah es auch einige Male mit dem Wein und dem Gemüse. Als Provinzial (Oberer aller Klöster dieses Ordens in dem Land) bemühte er sich die vorgeschriebene Strenge in allen seinen Klöstern zu erhalten. Er untersuchte alle und machte alle Reisen mit bloßen Füßen, obwohl diese mehrere offene Wunden hatten. Er nahm nirgends eine Erfrischung an und machte in jedem Kloster die niedrigsten Verrichtungen und Bußwerke mit. Die Tugend und Zufriedenheit seiner Mitbrüder von innen und die Achtung der Menschen gegenüber dem Orden von außen nahm unter seiner Amtsführung immer mehr zu.
Um den Ämtern, die er so sehr fürchtete, zu entgehen, wendete er sich nach Rom und erhielt ein päpstliches Breve, dass er aller Ämter enthoben und nie mehr gewählt werden soll. Nun vermehrte er noch seine Strengheiten, so als wenn er bisher noch nichts getan hätte. Doch da er nun schon 24 Jahre lang nichts Warmes gegessen hatte, drohte ihm eine Wassersucht. Der Arzt stellte seine Gesundheit zwar wieder her, schrieb ihm aber vor, dass er das Heilbad in seiner Vaterstadt Ischia besuchen, täglich eine warme Suppe essen und kein Wasser mehr trinken sollte. Dieser Verordnung zufolge, aß er jetzt jeden Tag eine warme Suppe, der er aber durch Zusatz von Wermut und durch Einstreuung von Asche allen Geschmack wegnahm. Weil ihm der Arzt verbot, Wasser zu trinken, und seine Liebe zur Armut ihm verbot, Wein zu trinken, trank er nun gar nicht mehr bis zu seinem Tod – 30 Jahre lang. Eine erstaunliche Abtötung in einem so warmen Land. Da er nun mehr Ruhe hatte, arbeitete er desto mehr in der Seelsorge. Er war unermüdlich im Beichtstuhl und bekehrte viele große und verhärtete Sünder. Er brachte ganze Tage und Nächte am Krankenbett zu. Er wurde von allen Seiten um Rat gefragt, stiftete überall Frieden, wo dieser gestört war, und wurde von mehreren Bischöfen gerufen, damit er in vielen Frauenklöstern den Eifer, der ausgegangen war, wieder entfachte. Er entflammte alle Herzen zur Tugend und leitete viele zur Vollkommenheit.
Sein Leben war ein Lieben und seine Liebe war eine stille Vereinigung mit Gott. Er kam in die Kirche zum hochwürdigsten Gut, sooft er konnte, blieb da, solange er konnte, und entfernte sich immer nur mit Schmerz. Er unterwies viele Jungen in der lateinischen Sprache und legte in ihre Herzen einen tiefen Grund von Gottesfurcht, um sie für die Studien vorzubereiten. Täglich gab er den Kranken das, was eigentlich ihm als Speise zubereitet wurde, und trug als Guardian dem Bruder Pförtner auf, keinen Armen ungespeist und ungetröstet gehen zu lassen. Er betete viel für jede Not des Nächsten und jedes Anliegen der Kirche, besonders für Sünder und Sterbende. Öfter erwies ihm Gott auf sein Bitten hin die Gnade, dass die Kranken gesund wurden und er dafür ihre Krankheiten erhielt.
Voll des christlichen Kindersinnes war er gehorsam, ohne eigenen Willen, wie ein Kind, obgleich seine späteren Oberen früher seine Novizen oder Untergebenen gewesen sind. Ebenso gehorsam war er in seinen Krankheiten den Hausbrüdern, die ihn zu bedienen hatten. Die Armut liebte er wie seine Mutter. Sein Habit, den er 65 Jahre lang trug, war voller Flecke. Als ihn ein Fürst fragte, warum er so geflickt daher gehe, sagte er: „Jeder nach seinem Stand. Eure Durchlaucht tragen Stickereien von Gold und Seide: des Bettlers Stickerei sind Flecke.“ Aber seine Keuschheit war ohne einen Flecken und seine Zurückgezogenheit so groß, dass er die Augen niemals erhob. Er war die lautere Demut und dabei sehr einfallsreich, seine Tugenden und seine höheren Gaben zu verbergen. Zu allen armen Kranken ging er mit Freude, aber keine Einladung und kein Bitten konnte ich dazu bewegen, den Vizekönig und seine Gemahlin zu besuchen. Er fürchtete nämlich, dadurch an der Demut einen Schaden zu erleiden. Wenn er als Provinzial reiste, durfte sein Begleiter nie sagen, dass er der Provinzial, sondern nur, dass sie arme Franziskaner wären.
Seine Buße und Abtötung dient, wenn schon nicht ganz zur Nachahmung, doch ganz sicher zur Beschämung unserer Weichlichkeit und Lauigkeit. Sich zu geißeln war schon in früher Jugend seine gewöhnliche Übung, in reiferen Jahren und im Alter schlug er noch unbarmherziger auf seinen Leib los. Von seinem zwanzigsten bis in sein vierzigstes Jahr trug er ein Kreuz mit eisernen Spitzen auf seiner Brust, ein noch größeres mit zwei Reihen von Nägeln trug er auf dem Rücken, mit einer Schnur von Rosshaaren verbunden. Später musste er es seiner Krankheit wegen weglassen. Dann trug er einen Bußgürtel, wie ein Reibeisen, den er noch bei seinem Tod am Leib trug. Ähnliche Bußgürtel hatte er mehrere, die er wechselte, damit sein Leib sich nicht an eine Marter gewöhnte. Dafür hatte er von Gott reichlich Gnade, Wunder zu wirken und künftige Dinge vorauszusagen. Man hat sogar Beispiele, dass er an zwei Orten zugleich war.
Die letzten Jahre konnte er nicht mehr ausgehen. Da war denn sein Beruf, für die Kirche Gottes und für einzelne Stände und Glieder der Kirche zu leben und zu leiden. Und diesem heilsamen Beruf entsprach er mit aller Treue, empfing jede Woche öfters die heiligen Sakramente und bereitete sich mit allem Eifer auf seinen Tod vor, der am 5. März 1734, im 80. Jahr seines Alters, erfolgte. Im Jahr 1789 wurde er in die Zahl der Seligen eingeschrieben und 1839 heiliggesprochen.