Ehrwürdige Dienerin Gottes Johanna von Jesus, Ordensgründerin der Rekollektinnen, + 26.8.1648 – Gedenken: 26. August

 

Im Jahr 1576 wurde zu Gent in Flandern von hochansehnlichen Eltern die gottselige Johanna von Jesus geboren. Ihr Vater führte den Familiennamen Nerich, und war ein christlicher Mann, der mit seiner Ehefrau gottselig lebte, und mit ihr die größte Sorge trug, diese hoffnungsvolle Tochter in der Furcht Gottes und allen Tugenden zu erziehen. Aus Liebe zum geistlichen Stand ließ sich Johanna frühzeitig in den Dritten Orden aufnehmen, und trat in das Kloster zu St. Jakob in Gent in der Provinz des heil. Joseph.

 

Weil Johanna eine Freundin der Einsamkeit war, und aus eigener Erfahrung wusste, wie schön es ist, Gott von allen Geschöpfen abgeschieden zu dienen, trug sie großes Verlangen, in ihrem Kloster die Klausur einzuführen. Zu diesem Ende suchte sie die jüngeren Mitschwestern für dieses Vorhaben zu gewinnen, und offenbarte es infolge göttlicher Anmahnung auch ihren Vorgesetzten. Weil sie aber einsah, dass sich ihr große Hindernisse entgegensetzen würden, stellte sie die Sache vor der Hand Gott anheim. Da hörte sie einst in der Nacht eine Stimme, die sie fragte, warum sich nicht anfangen würde, die göttliche Einsprechung ins Werk zu setzen? Nun offenbart Johanna die Sache dem ehrwürdigen Pater Petrus Marchant, einem gelehrten Lektor der Heiligen Schrift zu Gent, der zwar anfangs wenig darauf achtete, später aber in der Überzeugung, die Sache sei von Gott, sich zur Beförderung der Klausur viele Mühe gab. Die jüngeren Schwestern zeigten sich auch sehr bereitwillig und eifrig in diesem Werk, so dass der Provinzial seine Zustimmung gab. Es wurde bei der neuen Einrichtung des Klosters auch notwendig, eine Oberin zu erwählen, und der Heilige Geist lenkte die Gemüter sämtlicher Konventualinnen, dass sie der Schwester Johanna von Jesus ihre Stimme gaben. Einige von den älteren Schwestern aber, die gewohnt waren, auszugehen und Besuche von ihren Verwandten und Bekannten anzunehmen, wollten sich in die neue Ordnung durchaus nicht fügen, und bewegten gleichsam Himmel und Erde, um die Wahl zu vernichten. Sie schrieben sogar an den Pater Provinzial und versuchten ihn durch Mittelspersonen zu bereden, seine Anordnungen zu widerrufen, so dass Johanna von geistlichen und weltlichen Personen die Beschuldigung hören musste, sie sei Ursache an dem allgemeinen Unfrieden im Kloster und an allen daraus entstehenden Ärgernissen, wenn sie nicht die Klausur wieder aufheben würde.

 

Es erkannten zwar der Provinzial und alle anderen verständigen Personen, wie notwendig und heilsam den geistlichen Töchtern die Klausur sei. Allein die Klosterfrauen wollten nicht ruhen, und beklagten sich laut über diese neue Beschränkung ihrer bisherigen Freiheit. So geschah es, dass die Sache bis nach Rom an den Ordensgeneral gebracht wurde, der sofort dem niederdeutschen Kommissar, Pater Andreas a Scoto befahl, die Sache reiflich zu überlegen und gebührend zu schlichten. Dieser erkannte nach Vernehmung der Parteien und genauen Prüfung der Gründe den großen Widerwillen der älteren Partei gegen die Klausur, und hielt es für notwendig, mit ihrer Einführung vor der Hand noch einige Zeit inne zu halten. Weil aber Johanna durch rechtmäßige kanonische Wahl zur Oberin bestellt worden war, und keine hinreichende Ursache vorhanden war, sie abzusetzen, konnte man gegen sie nichts unternehmen. Allein sie selbst legte freiwillig ihr Amt nieder, und nun wurde die vorige Oberin wieder eingesetzt, die ebenfalls eine Gegnerin der Klausur war.

 

Nach der Resignation ihrer Würde fehlte es der Schwester Johanna nicht an Kreuz und Leiden. Sie musste viele Vorwürfe und Verweise ausstehen und schwere Prüfungen erdulden. Johanna aber nahm ihre Zuflucht zum leidenden Christus, und betete täglich zu seiner Ehre einen Rosenkranz, und wurde durch diese Andacht hinlänglich zur Geduld gestärkt.

 

In der Stadt Limburg stand damals ein Haus unbewohnt, das der Prinzessin Franziska de Gavre, der Witwe des Marquis von Malespina gehörte, die sich zu Brüssel aufhielt. Der ehrwürdige Pater Marchant ersuchte diese Witwe das Haus zur Einrichtung eines Klosters ihm zu überlassen, da er darin die Rekollektinnen einführen wolle. Ohne langes Bedenken gewährte die gottselige Fürstin seine Bitte, und der fromme Pater ließ ungesäumt die nötigen Einrichtungen im Haus treffen, und eine Kapelle herstellen, worauf Johanna mit vier Gefährtinnen sich nach Limburg begaben, und das neue Kloster bezogen.

 

In diesen Verhältnissen begann die neueingesetzte Oberin mit allem Eifer Gott zu dienen, und bald verbreitete sich die hervorragende Tugend und Heiligkeit durch das ganze Land, so, dass viele Jungfrauen der angesehensten Familien herbeikamen, und um die Aufnahme in diese Gesellschaft baten, und binnen Jahresfrist das Haus bereits mit Klosterfrauen angefüllt war. Johanna hielt ein neues Probejahr mit ihren Schwestern, und erneuerte nach seinem Ablauf ihre Gelübde, worauf sie den Namen Rekollektinnen annahmen, weil sie durch die abgeschlossene Betrachtung sich mit ihrem gekreuzigten Bräutigam vereinigen wollten.

 

Im Jahr 1626 wurde die geistliche Mutter von Limburg nach Philippevielle berufen, und reiste am 29. August mit sechs Schwestern ab, besuchte bei dieser Gelegenheit auch Brüssel, um ihre größte Wohltäterin, die Marquisin von Malespina zu begrüßen und ihr persönlich zu danken. Der neue Orden aber blühte und gedieh mit Gottes Gnade sichtbar, und bald entstanden ähnliche Stiftungen zu Gent, in Fontaine l` Eveque, Couvin, Lüttich, Namür, Beaumont, Avesnes, Grandmont, Stockem, Heinsberg und noch an anderen Orten.

 

Nachdem Johanna 25 Jahre lang unermüdlich für ihr Werk gearbeitet und dreizehn Klöster errichtet hatte, gefiel es dem Herrn, ihr die himmlische Belohnung nicht länger vorzuenthalten. Die treue Dienerin Gottes erkrankte schwer, und nachdem sie ihre Töchter zur Liebe Gottes und gewissenhaften Befolgung der heiligen Regel ermahnt, und ihnen den mütterlichen Segen erteilt hatte, verschied sie selig im 71. Lebensjahr, am 26. August 1648. Ihr Leichnam wurde ihrer ausdrücklichen Anordnung gemäß in die gemeinsame Begräbnisstätte der Schwestern zu Limburg gebracht.