Leben
In der Nähe des Berges Alverna, der in der Geschichte des heiligen Franziskus so oft genannt wird, ist der Ort Bagno. Dort leuchtete die Dienerin Gottes Johanna von Sancta Maria durch ihre Tugenden als Schwester des 3. Ordens. Schon in ihrem Leben pflegte man sie eine Heilige zu nennen. Die fromme Frau, über deren Leben genauere schriftliche Nachrichten fehlen, starb den 22. Januar 1360. Ihr Leichnam wurde in der Abteikirche zu Bagno beigesetzt. Die Bollandisten bezeichnen sie als eine Selige.
Lehre
Die selige Angela von Foligno (4. Januar) stieg wie auf 18 Stufen zur christlichen Vollkommenheit empor. Auf ähnliche Weise erhoben sich auch andere Heilige und Selige, wie die selige Johanna zu einem hohen Grad der Tugend. Diese 18 Stufen kennen zu lernen, ist auch für jede christliche Seele interessant und belehrend. Dieselben sind:
1. Die vollkommene Erkenntnis ihrer Sünden.
2.Große Beschämung wegen der begangenen Sünden.
3. Buße und Genugtuung für dieselben.
4. Betrachtung der göttlichen Güte, dass nämlich Gott eine solche große Sünderin so lange geduldet habe.
5. Innerliche Erleuchtung, durch welche sie alle ihre Mängel betrachtete und durch ihre fortwährenden Tränen abzuwaschen suchte.
6. Tiefe Erwägung der Schwere ihrer Sünden gegen Gott und gegen die Geschöpfe.
7. Innige Betrachtung des Leidens Christi, welcher so viel für ihre arme Seele hat leiden wollen.
8. Erkenntnis dieser großen Wohltat mit heftigen Schmerzen, dass sie durch ihre Sünden eine Ursache des Todes Christi gewesen sei; und mit einem festen Vorsatz, Gott nicht mehr zu beleidigen, sondern alles seinetwegen zu verlassen.
9. Ein großes Verlangen, den Weg des Kreuzes zu finden, mit Verleugnung ihrer Sinnlichkeit, Freunde, Eltern und der zeitlichen Güter; deshalb hat sie ihre Kleider und Speisen geändert, die weltlichen Gewänder abgelegt und das Bußkleid des 3. Ordens des hl. Franziskus angezogen, auch ihre Mutter, ihren Gatten und ihre Kinder (durch den Tod) verloren und sich in den göttlichen Willen gänzlich ergeben.
10. Verschiedene Erscheinungen Christi, in welchen er ihr seine heiligen Wunden gezeigt, worauf sie heftig geweint hat.
11. Großes Verlangen, um Gottes Willen jede Widerwärtigkeit und Armut zu erdulden.
12. Eifriges Gebet zur Mutter Gotte und zum hl. Johannes Evangelist, dass sie durch die Schmerzen, die sie unter dem Kreuz Christi stehend empfunden haben, auch ihr eine beständige Erinnerung an das bittere Leiden Jesu erlangen möchten.
13. Verharren in diesem Verlangen, weswegen sie gesehen haben, wie das Herz Christi geöffnet worden ist.
14. Gnadenreiche Erscheinung Christi, der ihr befahl, ihren Mund an seine heilige Seitenwunde zu halten, wo sie sein rosenfarbenes fließendes Blut überreich getrunken hat, durch welches Blut sie von ihren Sünden gereinigt und begeistert wurde, alles um Christi willen zu leiden. (Das war ein mystischer Vorgang. Die selige Angela war durchaus keine so große Sünderin, wie sie sich demütig nannte; auch hat sie das hl. Sakrament der Buße zur Verzeihung ihrer Sünden keineswegs missachtet.)
15. Erlangung jener Gnade durch die Mutter Gottes und den heiligen Johannes, nämlich der steten Erinnerung an das Leiden Christi, durch welche Gnade in ihrem Herzen ein heftiges Verlangen entstanden ist, sich zu verdemütigen.
16. Würdige Betrachtung der göttlichen Güte und vollkommenes Verständnis des hl. Vaterunsers.
17. Fester übernatürlicher Glaube, durch welchen sie alle Geheimnisse des katholischen Glaubens, besonders des Leidens Christi fest geglaubt und gut verstanden hat.
18. Himmlische Erscheinungen und göttliche Ansprache, durch welche sie so entzündet wurde, dass sie einen Ekel vor dem Essen bekam; und wenn jemand von Gott oder vom Leiden Christi redete, so fing sie an, laut zu weinen und konnte sich der Tränen nicht enthalten; auch fiel sie oft in Ohnmacht und wurde ganz krank (vor Schmerz und Mitleid mit dem Leiden Jesu), so dass ihre Magd alle Abbildungen vom Leiden Christi vor ihren Augen hinwegnahm.