Gottseliger Bruder Jordan Mai, Franziskanermönch, + 20.2.1922 – Gedenktag: 20. Februar

 

Jordan Mai wurde zu Buer in Westfalen, am Rand des sogenannten Kohlenpotts, als der Sohn des Sattlermeisters Mai im Jahr 1866 als vorletztes von zehn Kindern geboren. Wo in einem Haus zehn Geschwister sind, da muss sich der Vater alle Tage sputen, um die hungrigen Mäulchen zu stopfen, und die Mutter muss jede Woche ungezählte Hosen und Kleider und Strümpfe flicken, da müssen ebenfalls die Kinder früh schon in ernster Arbeit mitschaffen und mitsorgen.

 

So war es bei der Familie Mai in Buer auch. Heinrich, so lautete des späteren Ordensmannes Taufname, musste Holz und Wasser holen, die Stube fegen und beim Spülen das Geschirr trocknen. Es gibt leider manche Jungen, die so stolz und eingebildet sind, dass sie diese Art von Arbeit empört als mädchenhaft ablehnen. Heinrich Mai tat das nie, denn er wollte der vielgeplagten Mutter helfen, und da war ihm jede Arbeit recht.

 

Auch dem Vater in der Werkstatt ging Heinrich tüchtig zur Hand, und als er die Volksschule verließ, verstand er bereits so viel von der Sattlerei, dass es unklug gewesen wäre, ihn etwas anderes lernen zu lassen. Heinrich wurde daher des Vaters Lehrling, wurde nach drei Jahren Geselle und machte schließlich die Meisterprüfung im Sattlerhandwerk.

 

Heinrich Mai war ein stiller junger Mann, er war wortkarg und sagte nicht viel, aber was er sagte, hatte Hand und Fuß.

 

Der Sattler Heinrich Mai war dazu ein frommer junger Mann. Gern betete er auch unter der Arbeit, machte täglich die gute Meinung, ging oft zu den heiligen Sakramenten und betätigte sich eifrig im Gesellenverein. Immer mehr erfasste ihn mit der Zeit die Sehnsucht nach dem Kloster, aber bis sich dieser Wunsch erfüllte, verging noch eine lange Weile, denn der Vater erkrankte schwer, so dass man Tag und Nacht bei ihm wachen musste. Heinrich übernahm diesen Dienst jede zweite Nacht.

 

Nach des Vaters Tod konnte Heinrich Mai endlich die Welt verlassen und fand als Laienbruder mit dem Ordensnamen Jordan Aufnahme bei den Franziskanern. Damals war er fast dreißig Jahre alt. Ungefähr die gleiche Zeit verbrachte er im Kloster, hauptsächlich zu Dortmund im Ruhrgebiet. Mit großer Treue hielt er die Ordensregel, tat gewissenhaft die Arbeiten, die man ihm auftrug, und führte dabei ein Leben immerwährenden Gebetes. Die Obern mussten ihm das Zeugnis ausstellen, dass er ein rechter Ordensmann war, der ernstlich nach Heiligkeit strebte.

 

Am 20. Februar 1922 schlug seine Stunde. Ganz eigenartig ging es bei seinem Sterben zu. Nach dem Nachtessen hielt ein Pater den Hausgenossen einen religiösen Lichtbildervortrag, dessen letztes Bild eine Darstellung des Todes als Knochenmanns bildete mit der Unterschrift: „Es kommt die Nacht, in der niemand mehr wirken kann.“ Kaum leuchtete das Bild von der Leinwand, da sagte Bruder Jordan selbstvergessen: „Diese Nacht ist für mich gekommen.“ Die Mitbrüder versuchten ihm den Gedanken auszureden, doch alles Reden war umsonst. Man ging zu Bett, und eine Stunde später klopfte Bruder Jordan seinen Beichtvater aus dem ersten Schlaf mit der Bitte, ihn zu versehen, es sei soweit. Sagt`s, geht zurück in seine Zelle, legt sich hin, und als der Pater kommt, liegt der Bruder bereits im Sterben und verscheidet sogleich, nachdem er die heilige Ölung empfangen hat.

 

Wenige Tage später wurde Bruder Jordan Mai begraben. Von diesem Augenblick an geschehen an seinem Grab Gebetserhörungen ohne Zahl, und es scheint, dass der schlichte Ordensmann eines Tages wohl heiliggesprochen wird, denn der Seligsprechungsprozess wurde bereits eingeleitet.