Der heilige Papst Kallistus regierte die Kirche Gottes von 217 bis 222. Er ist als ein guter Hirte und als ein wahres Spiegelbild Jesu Christi in die Geschichte eingegangen. Er beachtete besonders das Wort im Neuen Testament, dass die Hirten der Kirche Mitleid haben müssen mit den Unwissenden und Irrenden.
Sein Lebenslauf und Aufstieg zur höchsten Würde, die es auf der Erde gibt, sind von ungewöhnlicher Art. Damals war die Sklaverei noch üblich, und Kallistus ist als Sklave geboren worden und blieb auch Sklave bis ins hohe Alter. Für ihn sollte es sogar noch schlimmer kommen, denn wegen einer geringfügigen Verfehlung wurde er zu harter Zwangsarbeit in den Bergwerken auf der Insel Sardinien verurteilt. Dort verbrachte er lange Zeit bei wenig Essen und unter den ständigen Peitschenhieben unbarmherziger Wachtmeister. Es war ein schlimmes Los, und manch einer ist in einer solchen Lage schon zugrunde gegangen. Kallistus hingegen hat sich mit dem schweren Geschick, das ihn als Fügung Gottes traf, in christlicher Geduld abgefunden. Er hat sogar durch die Not am eigenen Leib zu der Güte gefunden, die seine spätere Leitung der Kirche kennzeichnet.
Durch einen Gnadenakt des römischen Kaisers erhielt Kallistus die Freiheit und kehrte nach Rom zurück, wo er sich ganz dem Dienst Gottes weihte und von Papst Zephyrinus zum Diakon der römischen Kirche geweiht wurde mit dem Auftrag, die Martyrergräber in den Katakomben zu pflegen. Das tat Kallistus mit Freude und Geschick, und weil damals die Christen gerade einmal nicht verfolgt wurden, hatte er die Ruhe, um die weitzerstreuten Überreste der Heiligen in einer der größten Räume des unterirdischen Roms zu überführen und ehrenvoll beizusetzen. Dieser Raum trägt heute noch den Namen Kallistuskatakombe.
So erinnert uns der Heilige an den Allerseelentag im November, an dem wir nach altem christlichem Brauch die Gräber der verstorbenen Verwandten und Freunde schmücken.
Nach dem Tod des Papstes Zephyrinus stieg Kallistus zum Bischof von Rom und damit zum Stellvertreter Christi auf Erden empor. Ein ehemaliger Sklave wurde Papst. So etwas ist wohl nur in der Kirche möglich, in der nicht der Adel des Blutes und die Herkunft zählen, sondern viel mehr die Haltung des Herzens und der Seele.
Zu der Zeit, als Kallistus Papst war, konnte sich das Christentum ziemlich frei entfalten. Dafür jedoch hatte es der Heilige mit einer gefährlichen Irrlehre zu tun. Einige überstrenge Christen verlangten in unbarmherziger Weise, dass viele, die gegen die Gebote verstoßen hatten, für immer aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen blieben. Sie hatten offenbar keine Ahnung vom eigentlichen Wesen des Christentums, das doch die Liebe ist. Es war eine unchristliche Härte und in dieser Strenge lag natürlich ein großer Hochmut. Gegen diese unchristlichen Christen ist Papst Kallistus aufgetreten. Er hat kraft seiner Vollmacht feierlich bestimmt, erklärt, angeordnet und befohlen, dass alle Sünder ohne Ausnahme, wenn sie ihre Sünden bereuten, bekannten und büßten, in den Frieden Christi und der heiligen Kirche wieder aufgenommen werden sollten.
Das hat der heilige Papst Kallistus ganz sicher richtig getan, denn Jesus Christus ist doch nicht gekommen, um die Sünder zu vernichten, sondern um sie zu retten. Papst Kallistus war also wirklich ein guter Hirte und ein wahres Spiegelbild Jesu Christi, der keinen Menschen abwies, der voll Reue zu ihm kam. Wer ein neues Leben im Glauben beginnt, der soll auch mit ihm ewig beim Vater im Himmel leben.