Die heilige Jungfrau Katharina, geboren um das Jahr 1330, war die Tochter des frommen Fürsten Ulpho von Nerzien und der berühmten heiligen Brigitta und wurde von ihrer Mutter der Äbtissin des Klosters Risberg zur Erziehung übergeben, um sie innerhalb der geweihten Mauern vor dem Hauch des Weltverderbens zu sichern. Unter solcher Leitung nahm sie von Tag zu Tag an Gottesfurcht zu und wurde das vollendete Bild einer christlichen Jungfrau. Da sie mit der Schönheit der Seele ausgezeichnete äußerliche Schönheit verband, warben viele vornehme junge Männer um ihre Hand. Einer von ihnen, Edgar, erhielt das Jawort ihres Vaters. Vergebens versuchte sie, die sich bereits im Stillen dem Herrn als reine Braut verlobt hatte, durch Bitten und Tränen das irdische Band von sich abzuwenden. Ulpho beharrte auf seinem Sinn. Da teilte sie Edgar ihr Geheimnis mit und redete zu ihm von der englischen Tugend der Keuschheit mit solch überzeugender Kraft und Begeisterung, dass auch er das Gelübde der jungfräulichen Reinigkeit ablegte und bewahrte. Die Heirat wurde vollzogen, aber die jungen Eheleute lebten zusammen nur wie Bruder und Schwester, übten sich im Fasten und in anderen Abtötungen und wetteiferten miteinander in der Barmherzigkeit. Noch nicht lange war Katharina vermählt, als ihr Vater starb und die Mutter Brigitta auf höhere Eingebung nach Rom ging. Auch in der Tochter erwachte die Sehnsucht nach dieser heiligen Stadt, und ihr Gemahl gab ihr bereitwillig die Erlaubnis zur Abreise. Die beiden heiligen Frauen besuchten in Rom alle der Andacht geweihten Orte, führten ein gottseliges Leben, und Katharina war die treueste Gehilfin ihrer Mutter, als sie daran ging, den herrlichen Orden des Welterlösers zu begründen. Aber die Leiden und Kämpfe bleiben nicht aus. Zuerst wurde Katharina von heftigem Heimweh befallen, und kaum hatte sie mühsam diese Sehnsucht in der Liebe zu Gott und der Mutter überwunden, so erhielt sie die Nachricht von dem plötzlichen Tod ihres Gatten, den sie mehr als sich selbst liebte. Auch die Versuchungen stellten sich ein. Katharina, die noch junge und schöne Witwe, wurde von allen Seiten mit Heiratsanträgen überhäuft. Ein reicher Graf von ausschweifenden Sitten schämte sich sogar nicht, der wehrlosen Frau gewalttätiger Weise nachzustellen, wurde aber an der Ausführung seines Frevels durch ein augenfälliges Wunder Gottes gehindert. Durch solche Ereignisse wurde bei der Heiligen die Liebe zum Herrn und zur Tugend immer mehr entflammt, und ihr Leben erschien als eine fortlaufende Kette von Übungen der Andacht, der Buße und des Wohltuns. Die Armen und Fremden hatten an ihr eine treue Beschützerin, und stundenlang verweilte sie in den Spitälern, bediente die Kranken wie eine einfache Magd, wachte mit ihnen, betete mit ihnen. Von Rom aus hatte Katharina mit ihrer Mutter eine Reise in das gelobte Land gemacht. Krank war Brigitta zurückgekommen und bald darauf in den Armen ihrer Tochter gestorben. Diese kehrte nun, nachdem sie 25 Jahre in der Hauptstadt der Christenheit zugebracht hatte, mit der Leiche nach Schweden zurück und ließ die teuren Überreste im Kloster Wadstein, das Brigitta gestiftet hatte, beisetzen. Nach der Beerdigung nahm sie dort selbst den Schleier und unterwies, zur Oberin erwählt, die Nonnen in der Regel, die ihre Mutter schriftlich hinterlassen hatte. Inzwischen verherrlichte Gott das Grab Brigittas durch viele Wunder, und ganz Schweden wünschte, sie feierlich in die Zahl der Heiligen aufgenommen zu sehen. Diese Angelegenheit zu betreiben, schien niemand geeigneter, als Katharina. Willig unterzog sie sich dem beschwerlichen Auftrag und wurde zu Rom vom Papst Urban VI. mit allen Ehren aufgenommen. Allein die traurigen Spaltungen, die gerade zu der Zeit in der Kirche ausbrachen, verzögerten den Prozess der Heiligsprechung, und Katharina war genötigt, unverrichteter Dinge in ihr Vaterland zurückzukehren. Als sie ihr Kloster Wadstein wieder erreicht hatte, wurde sie von einer großen Entkräftung befallen, und nicht lange nachher – am 24. März 1381 – ging ihre reine Seele in die Wohnungen des Himmels ein. Papst Innocenz VIII. gestattete im Jahr 1484 dem Orden von St. Salvator oder der heiligen Brigitta das Fest Katharinas feierlich am 22. März zu begehen und in ihr eine zweite Stifterin zu verehren.