Heute treten, mit Siegespalmen in den Händen, nicht weniger als fünf Blutzeugen vor uns hin, drei Männer und zwei Frauen, ein Papst, ein Bischof, eine Jungfrau, eine Witwe und ein Laie. Alle sind gleich groß und herrlich, und es fällt schwer, einen einzelnen aus der Heldengruppe für die Tageslegende auszuwählen, und wenn die Wahl schließlich auf den heiligen Papst Kornelius fällt, so geschieht es aus dem Grund, weil die Reliquie seines Hauptes in unserem Vaterland die letzte Ruhestätte gefunden hat und im deutschen Volk weithin verehrt wird, denn Kornelius ist der himmlische Beschützer der bäuerlichen Ställe. Die Überreste seines Hauptes aber befinden sich in der Abteikirche zu Cornelimünster bei Aachen.
Kornelius, zu Rom geboren, entstammte einer hochgeachteten Familie aus dem römischen Bürgeradel, die der Stadt und dem Staat seit langem eine Reihe von vortrefflichen Beamten und Offizieren gestellt hatte. Als sich aber die Kornelier dem Christentum zuwandten, wurde ihnen der Religionswechsel von den hohen Staatsbehörden übel vermerkt, und die Spannung zwischen dem kaiserlichen Hof und dem Kornelierpalast am Tiber steigerte sich fast zur Unerträglichkeit, als es hieß, ein Mitglied der Familie, der Priester war, sei im geheimen zum Papst gewählt worden und leite aus den Katakomben die Kirche.
Stürmisch war in der Tat die Zeit, da Kornelius im Jahr 251 das Steuerruder des Schiffleins Petri in die Hand nahm. Vierzehn Monate vorher war eine Christenverfolgung ausgebrochen. Alle Einwohner der Stadt erhielten eine Vorladung von der Polizei, an einem bestimmten Tag in Gegenwart der Behörden den Göttern zu opfern. Wer sich fügte, war gesichert, und wer sich nicht fügte, war dadurch als Christ erkannt und wurde der Folter übergeben, bis er entweder opferte oder der Marter erlag. Nicht alle bestanden die Probe, manche wurden schwach, streuten den Göttern Weihrauch und verleugneten dadurch den Glauben.
Einer der ersten, die der Verfolgung zum Opfer fielen, war der heilige Papst Fabian, und nach seinem Tod kam eine solche Verwirrung über die Christen, dass es gut ein Jahr dauerte, bis ihnen in Kornelius wieder ein Führer und Hirt erstand. „O Gott“, so heißt es heute im Eingangsgebet der heiligen Messe, „Heiden drangen ein und schändeten dein Heiligtum, sie machten Jerusalem – das ist die Kirche – zur elenden Obstwächterhütte.“
Es war also eine traurige Erbschaft, die Papst Kornelius übernahm, und wenn auch bald darauf die Verfolgung durch den Tod des Kaisers Dezius merklich abflaute, so tauchte doch gleich hinterher eine neue Schwierigkeit auf, die das Herz des obersten Hirten der Kirche mit Gram und Bitterkeit erfüllte, denn als Kornelius die abgefallenen Christen in Huld und Gnaden wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufnahm, erhob sich gegen ihn ein Priester, Novatian mit Namen, der katholischer sein wollte als der Papst selbst, indem er erklärte, dass ein Christ, der einmal den Glauben verleugnet habe, für immer und ewig ausgeschlossen bleiben müsse. Es kam so weit, dass Novatian sich zum Gegenpapst aufwarf und in der Herde Christi große Verwirrung anrichtete. Über diese Glaubensspaltung wollte dem guten Hirten Kornelius fast das Herz brechen, der übrigens kurz nachher ergriffen, aus Rom verbannt und am 14. September 253, am Fest Kreuzerhöhung, um des Glaubens willen mit Bleiruten zu Tod gepeitscht wurde. Seinen heiligen Leichnam begrub man in den Katakomben zu Rom.
„Die Leiber der Heiligen sind bestattet in Frieden, doch ihre Namen leben fort von Geschlecht zu Geschlecht.“ Heute noch wird der Name des heiligen Papstes Kornelius täglich in ungezählten heiligen Messen kurz vor der Wandlung erwähnt.