Lambert, im Land Terouane (da wo die Nieder-Picardie, Artois und Flandern zusammenstoßen), stammt aus einer sehr berühmten Familie und bekleidete am Hof Clotars III. eine ausgezeichnete Stelle. Als er aber später die Eitelkeit der irdischen Güter lebhaft fühlte, begab er sich in das Kloster Fontenelle, dem der heilige Vandregesil damals vorstand. Zuerst aber entdeckte er sein Vorhaben seinen zwei Oheimen, von denen der eine der Kanzler Robert, Bruder der heiligen Angadrema, der andere Albert war, der später auch ins Kloster ging. Diese beiden Männer widersetzten sich anfangs seinem Vorhaben. Als sie aber merkten, dass ihre Einsprüche vergebens sind, indem sie an dem jungen Mann einen göttlichen Beruf erkannten, führten sie ihn selbst dem heiligen Vandregesil vor, der bald merkte, dass der fromme Zögling die Unschuld des Lebens im Gerausch der Weltfreuden unversehrt erhalten hatte, und ihn daher besonders liebgewann. Wegen seiner Tugenden bestimmte er ihn sogar, neben dem heiligen Ansbert, zu seinem Nachfolger.
Nach dem Tod des heiligen Vandregesils im Jahr 666, bereiteten sich die Religiosen durch dreitägiges Fasten zur Wahl des neuen Abtes vor und entschieden sich einstimmig für den heiligen Lambert, obwohl er erst vier Jahre unter ihnen gelebt hatte. Seine Demut konnte sich beinahe zur Leitung einer so zahlreichen Gemeinde nicht entschließen, und erst als ihm der gottselige Ansbert versprochen hatte, er wollte ihm beistehen, nahm er die Bürde auf sich. Die Weisheit, die er als Vorstand bewies, machte bald großes Aufsehen, und der ganze Hof, der ehehin nur seine schönen Eigenschaften des Körpers und des Geistes geschätzt hatte, fing nun auch an, seiner Tugend Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Selbst die Könige wollten sein Beispiel und seine Ratschläge sich zu Nutze machen. Childerich II. schenkte ihm sein ganzes Vertrauen und erwies der Abtei große Wohltaten. Nicht weniger ehrfurchtsvoll und freigebig gegen den Heiligen war König Theodorich, der 673 seinem Bruder Childerich nachgefolgt ist. Er gab ihm unter andern das Gut Düsere oder Dozere am Rhonefluss im Vivarais, wo Lambert ein Kloster stiftete, das immerhin von der Abtei Fontenelle abhängig blieb, bis es von den Sarazenen zerstört wurde.
Ungefähr 12 Jahre leuchtete der heilige Lambert durch die schönsten Beispiele der Demut, der Abtötung, der Liebe und aller anderen Tugenden seinen Mitbrüdern vor. Er bildete sie nach der Regel der heiligen Väter, d.h. nach den Vorschriften der gottseligsten Geistesmänner, und man konnte sagen, dass die Blume des Volkes Gottes in seiner geheiligten Pflanzschule keimte.
Nach dem Tod des heiligen Genesius um das Jahr 669, wurde unser Heiliger zum Bischof von Lyon erwählt. Er musste gegen seinen Willen die Würde annehmen. Er übertrug die Führung seines Klosters dem heiligen Ansbert. Bis hierher erstreckt sich die Geschichte des Heiligen, der andere Teil ist leider verloren gegangen. Man weiß nur, dass er sich als eifriger Oberhirt bewährte und 688 ins bessere Leben hinüberging. Zu Lyon und in anderen Gegenden Frankreichs, wie auch in den Niederlanden, steht der heilige Lambert in hohen Ehren. Seinen Namen findet man im römischen Martyrologium.