Heiliger Leo der Große, Papst und Kirchenlehrer von Rom, + 10.11.461 - Fest: 11. April

       

Auf Bildern, die den heiligen Papst Leo den Großen darstellen, sieht man neben ihm einen grimmigen Drachen abgebildet. Was der Drache zu bedeuten hat, wird gleich erklärt.

 

Aus Leos Jugendzeit sind uns keine Nachrichten bekannt. Soweit man seine Lebensschicksale kennt, wurde er im Jahr 400 zu oder bei Rom geboren. Nachdem er die heilige Priesterweihe empfangen hatte, schickte ihn, weil er ein kluger Mann war, der Papst hierhin und dorthin, zu den Fürsten und Völkern, um in seinem Auftrag Streitigkeiten zu schlichten. Als sich Leo einst auf einer solchen Reise im heutigen Frankreich aufhielt, erreichte ihn die Nachricht, dass der Papst gestorben war und er selbst zum Nachfolger erwählt wurde.

 

Es herrschte stürmische See, als Leo das Steuerruder des Schiffleins Petri in die Hand nahm. Wie ein Orkan brauste damals die Völkerwanderung über Europa hin. Weit schlimmer und gefährlicher noch wirkte es sich aus, dass sogar im Schiff der Kirche Meutereien ausbrachen. Irrlehrer in langer Reihe traten auf, aber Papst Leo bot allen Irrgläubigen mutig die Stirn und rettete den wahren katholischen Glauben.

 

Der oben erwähnte Drachen indessen, dem Sankt Leo widerstehen musste, war nicht ein sagenhaftes Ungetüm, sondern ein wirklicher Gegner aus Fleisch und Blut. Etzel hieß der Drache, dessen Leib das wilde Volk der Hunnen bildete. Aus Asiens endlosen Weiten kamen die Barbaren, trieben die Einwohner ganzer Länder zu Paaren vor sich her, überschwemmten mordend und brennend Europa, und wo immer die Kämpfer des Hunnenherzogs auftauchten, da wurde alles zerstampft.

 

Im Jahr 452 fiel der hunnische Drache auch in Italien ein. Im Nu war der gesamte Norden des Landes erobert, geplündert, verbrannt und verwüstet. Dann rollte die zermalmende Walze weiter auf Rom zu, um dort den letzten Rest der Christenheit auszurotten. Alle verloren den Mut bis auf Papst Leo. Nicht einen Augenblick zitterte er. Wohl betete er sich vor den Gräbern der Apostelfürsten Petrus und Paulus die Knie wund, dann aber zog er dem mächtigen Etzel mit nur wenigen Begleitern entgegen und hielt ihm in zündender Rede seine Verbrechen mit einem solchen Erfolg vor Augen, dass sich der wilde Räuber mit seinem Volk zurückzog. So hat ein einzelner mutiger Mann den gewaltigen Drachen besiegt, und deshalb ist auch auf den Bildern des Heiligen neben ihm ein Lindwurm abgebildet.

 

Einem Mann aus Eichen müssen tausend stroherne weichen. Dem Mutigen gehört die Welt. Frisch gewagt, ist halb gewonnen, und wer sich vor den Funken nicht fürchtet, wird ein tüchtiger Schmied.

 

Es ist kein bloßer Zufall, dass die Kirche am Fest des Heiligen das Bekenntnis des hl. Petrus und die Schlüsselübergabe des Herrn an ihn als Evangelium lesen lässt. Wenige haben so laut und feierlich vor aller Welt Zeugnis abgelegt für die wahre Gottheit und Menschheit Jesu Christi und wenige die hohe Bedeutung der Vorrangstellung des hl. Petrus und seiner Nachfolger auf dem päpstlichen Stuhl so selbst erfahren und so mannhaft verteidigt wie eben der hl. Leo.

 

„Aus der ganzen Welt“, so sagt er einmal, „wird einzig Petrus auserlesen und den Berufenen aus allen Völkern, allen Aposteln und sämtlichen Vätern der Kirche vorgesetzt. Wohl sind im Volk Gottes viele Priester und viele Hirten; aber darüber hinaus sollte Petrus in bevorzugter Weise die leiten, deren letzter Lenker Christus ist. Groß und wunderbar, Geliebte, ist der Anteil an Macht, den Gott voll Huld diesem Mann gegeben hat ..., Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, spricht Petrus. Und Jesus erwiderte ihm: Und ich sage dir, d.h. wie mein Vater dir meine Gottheit kundgetan hat, so tue ich dir deinen Vorzug kund; ich sage dir: Du bist Petrus, d.h. wohl bin ich der Eckstein, ich das Fundament, außer dem niemand ein anderes legen kann. Aber auch du bist ein Fels, weil durch meine Kraft gehärtet. Was ich aus eigener Machtfülle besitze, sollst du mit mir durch Teilnahme gemein haben. Und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen; d.h. auf dieser Felsenfestigkeit will ich meinen ewigen Tempel errichten, und auf diesem unerschütterlichen Glauben soll sich der Bau meiner Kirche bis in den Himmel erheben.“

 

Diesem Stuhl nun „mehr zu dienen als vorzustehen“, dem Stuhl des hl. Petrus, „dessen Würde“, wie er demütig sagt, „auch in einem unwürdigen Erben nicht erlischt“, war Leos Begeisterung. Liebe zum hl. Petrus war es, reine Liebe zu ihm und der hl. Kirche, deren Einheit bedroht war, wenn er mit allem Ernst, ja fast mit Strenge dem ehrsüchtigen Bestreben des byzantinischen Patriarchen und der morgenländischen Kirche entgegentrat, die Unterordnung unter den römischen Stuhl zu lösen. Der traurige Abfall spätere Jahrhunderte hat ihm recht gegeben.

 

Wie den Primat des hl. Petrus, so bewies und verteidigte der hl. Leo auch durch Wort und Tat die Felsenfestigkeit seines Glaubens bei auftauchenden Irrlehren und gerade und besonders im Bekenntnis Jesu Christi.