Der heilige Liphardus, Abt zu Meun an der Loire und Bekenner, bekleidete in der Stadt Orleans, wo er geboren war, eine der ersten obrigkeitlichen Würden. In seinem 40. Lebensjahr aber legte er sein Amt nieder, um den Zerstreuungen der Welt zu entgehen, und widmeten sich dem geistlichen Stand. Der Bischof von Orleans weihte ihn zum Diakon. Doch da mit jedem Tag seine Liebe zur Buße und Beschauung wuchs, fasste er den Entschluss, allen Umgang mit den Menschen abzubrechen und sich in die Einsamkeit zu vergraben. Zur Ausführung seines Vorhabens wählte er einen Ort nahe an dem Berg und Schloss Meun oder Mehun. Der heilige Urbicius, sein Schüler, der mit ihm gleichzeitig verehrt wird, begleitete ihn. Beide Diener Gottes legten eifrig Hand an und erbauten eine Klause von Baumästen und Binsen. Aus diesen geringen Anfängen entstand mit der Zeit ein Kloster, das Liphard an der Spitze einer zahlreichen Genossenschaft leitete. Die Wundergabe, durch die ihn Gott auszeichnete, vermehrte noch seinen Ruf. Das Jahr seines Todes ist unbekannt. Doch weiß man, dass es nicht vor die Hälfte des 6. Jahrhunderts fällt. Die Kapelle über seiner Grabstätte wurde nachher zu einer Stiftskirche erweitert, die seinen Namen trägt. Urbicius folgte ihm in der abtlichen Würde.