Gottseliger Ludwig von Granada, ein ehrwürdiger Vater des Prediger-Ordens, + 31.12.1588 - Gedenktag: 31. Dezember

       

Ludwig von Granada wurde im Jahr 1504 in der Stadt gleichen Namens von dürftigen, aber gottesfürchtigen Eltern geboren. Sein heller Verstand, seine Lernbegierde, noch mehr aber sein kindlich frommer Sinn, der sich in seiner frühreifen Andacht offenbarte, bestimmten seine Eltern, ihn den Studien und demnächst dem geistlichen Stand zu widmen. In diesen Absichten wurden sie besonders durch den Marquis Mondejar, dessen Aufmerksamkeit des Knaben ausgezeichnete Eigenschaften auf sich gezogen hatten, unterstützt, was umso erwünschter war, da Ludwig, als er kaum vierzehn Jahre alt war, seinen Vater verlor und sich nun von milder Spende behelfen musste. Die Unterstützung seines Wohltäters setzte ihn indessen in den Stand, auf der berühmten Universität zu Valladolid seine in der Schule seiner Vaterstadt begonnenen Studien zu vollenden. Als er hierauf wieder nach Granada zurückkehrte und mit den Vätern des Predigerordens im dortigen Kloster zum heiligen Kreuz, das König Ferdinand nicht lange vorher gestiftet hatte, bekannt wurde, erstaunten sie über den großen Scharsinn, die ausgebreiteten Kenntnisse und erhabene Frömmigkeit des jungen Mannes, so dass sie ihm den Namen des christlichen Cicero beilegten und ihn mit Freuden in ihren Orden aufnahmen.

 

Mit welchem heiligen Eifer er in diesem Orden lebte, geht daraus hervor, dass er – wie sein Lebensbeschreiber uns versichert – in den achtundsechzig Jahren, die er darin verlebte, nie eine Regel überschritten, sondern sein ganzes Leben in vollkommen demütiger Selbstverleugnung zugebracht, unablässig für den Dienst Gottes und zum Heil des Nächsten gewirkt und als ein lebendiges Beispiel aller Tugenden seinen Brüdern vorgeleuchtet hat. Derselbe Biograph erzählt, dass, als Ludwig einst abends spät in seiner abgelegenen Zelle unter Gebet und Seufzern seinen Körper geißelte und sich für ganz unbemerkt hielt, zwei junge Wüstlinge, die, eben im Begriff, sich an einen Aufenthalt des Lasters zu begeben, des Weges daherkamen und ihn hörten, von den Flammenworten seines Gebetes so ergriffen wurden, dass einer zum andern sagte: „O wir Elende! Dieser fromme Ordensmann, der vielleicht nie eine schwere Sünde beging, übt hier die strengste Buße, indes wir Frevler darauf ausgehen, die Zahl unserer Laster zu vermehren. Gewiss hat Gott es zu unserer tiefen Beschämung also gefügt, dass wir Zeugen dieses Werkes seien!“ Sie wurden in ihrem Innern gerührt, kehrten in ihre Wohnung zurück und besserten ihr Leben.

 

In klösterlicher Abgeschiedenheit suchte er sich in den Studien der Gottesgelehrtheit immer mehr zu vervollkommnen, so dass er bald den Auftrag erhielt, sie als Lehrer öffentlich selbst vorzutragen. Seine Predigten brachten die herrlichsten Früchte hervor, denn sie hatten zahllose Bekehrungen zur Folge. Wiewohl sich aber der Ruf seiner Tugenden und Talente bald weithin verbreitete und jeder sich zu ihm drängte, um ihm seine Bewunderung und Ehrfurcht zu zollen, so blieb doch seine tiefe Demut sich immer gleich, denn was auch seine Bemühungen für Erfolg haben mochten, so schrieb er die Verdienste davon nicht sich selbst, sondern der Gnade Gottes zu, von deren Beistand er alles erwartete.

 

In der Nähe von Corduba befand sich ein Kloster, das wegen seiner ungesunden Lage von den Vätern größtenteils verlassen worden war und wie verödet dastand. Dieses zu seinem vorigen Glanz zu erheben und die klösterliche Zucht daselbst wiederherzustellen, erhielt unser Ludwig den Auftrag. Obwohl viele wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten und Gefahren diesen Auftrag von sich abgelehnt hatten, so übernahm er ihn doch ohne Widerrede und arbeitete unverdrossen und rastlos für die Ehre des Herrn, der auch seine Bemühungen über alle Erwartung segnete. Denn bald erhob sich dieses Kloster unter Ludwigs Aufsicht und Leitung zu einem glänzenden Muster für alle übrigen.

 

Hier in stiller Einsamkeit, von Felsen umgeben, schrieb er sein herrliches Buch vom Gebet und von der innerlichen Betrachtung, das den schönsten Beweis seiner ungewöhnlichen innerlichen Erleuchtungen liefert, womit der Herr seine unablässige, glühende Andacht lohnte. Diese Abhandlung gehört zu den vollendetsten Werken des geistigen Lebens, denn wenige kommen ihr an Gehalt und Nutzen bei. Der damalige Bischof von Cuenca , Bernhard von Frenesda, schrieb eine eigene Vorrede dazu, und sagt unter andern zum Lob derselben: „Kein Gemüt ist so verstockt, das nicht, von dem Sinn und der Andacht dieses Werkes angezogen, bedeutend sich bessere und zur Übung frommer Werke entflammt werde.“

 

Als der Diener Gottes später dem Provinzialkapitel beiwohnte und den Auftrag erhielt, es mit einer Rede zu eröffnen, wurde der Herzog von Medina Sidonia, in dessen Gebiet das Kapitel gehalten wurde, so sehr von dem Feuer seiner Beredsamkeit hingerissen, dass er eine Abschrift seiner Rede begehrte und ihn von dem Vorsteher der Provinz an seinen Hof verlangte.

 

Nur ungern fügte sich Ludwig dem Wunsch des Provinzials, da er ein abgesagter Feind alles Lobes war, womit man, zumal am Hof, ihn überhäufte. Mit Genehmigung des Herzogs gründete er in der Residenz Badajoz ein Haus seines Ordens, dessen Prior er wurde, und wirkte rastlos in der ganzen Gegend. Sein unablässiger Eifer, die Menschen zur Tugend zurückzuführen, brachte in den umliegenden Städten und Dörfern, wo er die göttlichen Lehren des Christentums verkündigte, die herrlichsten Früchte hervor, indem sich die Sitten der Bewohner sichtlich besserten, Tausende ihre Laster und Unordnungen ablegten und sich wieder zu Gott bekehrten. Um diese heilsamen Wirkungen dauernd zu begründen, verfasste er sein berühmtes Werk: „Die Lenkerin der Sünder“, dem er selbst den ersten Rang unter seinen Schriften einräumte, und dessen Lob ein Schriftsteller mit den Worten erschöpft: „Es hat dieses Werk mehr Irrende auf den Weg des Heils zurückgeführt, als es Buchstaben enthält.“

 

Wirklich hat dieses Buch unzählige Bekehrungen bewirkt, wie kein anderes. In lichtvoller Anordnung stellt darin der Verfasser zuerst die mächtigsten Beweggründe auf, die die Menschen bestimmen müssen, sich Gott ganz hinzugeben und ihm mit unverbrüchlicher Treue zu dienen. Dann widerlegt er auf eine unumstößliche Weise alle Einwendungen, die die Lasterhaften zur Entschuldigung ihres sündvollen Lebens vorzubringen pflegen. Nachdem er nun in dem Leser die feste Überzeugung begründet hat, dass es des Menschen höchste Pflicht ist, Gott zu lieben und ihm gehorsam zu sein und somit die Tugend zu üben, und zu gleicher Zeit auch sein eigener Vorteil solches von ihm erheischt, indem für die Lasterhaften hienieden weder Ruhe, Frieden noch Glück denkbar ist – gibt er ihm die Mittel an die Hand, wie er sich dieses unschätzbare Gut erwerben und, wenn er es erworben hat, erhalten soll, und führt ihn so allmählich vom Anfang seiner Bekehrung bis zur höchsten Vollkommenheit des christlichen Lebens.

 

Der Ruf seiner Tugenden und seines heiligen Eifers verbreitete sich indessen immer mehr und bewog den Kardinal Heinrich, Infant von Portugal und Sohn des Königs Emanuel, den frommen Diener Gottes nach Evora in Portugal, wo er als Erzbischof residierte, zu berufen. Ludwig begab sich auf Befehl seiner Vorgesetzten dahin und wurde gleichsam im Triumph da aufgenommen. Auch hier wirkten seine Predigten so mächtig und wundersam auf die in zahlloser Menge herbeiströmenden Zuhörer, dass in dem Erzbischof der Wunsch entstand, ihn auf immer in seiner Nähe zu behalten. Wirklich brachte er es dahin, dass Ludwig der Provinz Portugal einverleibt wurde, die ihn einstimmig zu ihrem Vorsteher wählte. Er führte dieses Amt mit großer Klugheit, Mäßigung und Liebe, arbeitete noch angestrengter als zuvor, ohne aber dabei von seiner einfachen Lebensweise und seinen strengen Bußwerken abzulassen. Um bei seinen vielfältigen und mühsamen Reisen ja keinen Augenblick zu verlieren, ließ er sich einen Sattel verfertigen, auf dem er selbst reitend lesen konnte.

 

Neben seinen vielen anderen Arbeiten übersetzte er auch um diese Zeit die Werke des heiligen Johannes Climacus ins Spanische, die er der regierenden Königin von Portugal zueignete. Diese gottesfürchtige Fürstin hatte ihm schon früher das Bistum Viseu angeboten, das er aber auf keine Weise hatte annehmen wollen, da er entschlossen war, dem Beispiel seiner Ordensgenossen, des heiligen Dominicus, Thomas von Aquin, Raymundus und anderer hierin zu folgen. Eine neue Prüfung sollte nun seine Standhaftigkeit bestehen, denn kaum hatte die Königin vernommen, dass das Erzbistum Braga erledigt sei, so drang sie von neuem in ihn und forderte ihn zur Annahme dieser Würde mit den Worten auf: „Vater Ludwig! Vor noch nicht langer Zeit entschuldigtet ihr euch und lehntet das Bistum Viseu ab, und ich begreife kaum, wie ich diese Entschuldigung annehmen konnte; jetzt aber hört jede Ausflucht auf, und Ihr müsst das Erzbistum annehmen. Nicht unbewusst ist es euch, wie sehr jener Kirchensprengel verwahrlost ist, und wie sehr das Laster daselbst überhandgenommen hat; diesem Übel kann auf keine andere Weise begegnet werden, als dass Ihr dessen Aufsicht und Leitung auf euch nehmet; denn glaubet mir, eure Gelehrsamkeit und euer tadelloser Wandel wird dazu erfordert, jene Laster auszurotten und den Samen der Tugend in die Herzen zu streuen.“ Ludwig lehnte aber mit seiner gewohnten Demut den Antrag ab, so sehr auch Katharina auf ihrem Willen bestand, und als sie endlich nur unter der Bedingung abstehen wollte, dass er einen geeigneten Mann aufsuchen möchte, dem sie mit gutem Gewissen diese wichtige Stelle anvertrauen könnte, schlug er ihr, nachdem er sich mit Gott darüber beraten hatte, den durch Gelehrsamkeit und Tugend ausgezeichneten und allgemein verehrten Vater Bartholomäus von den Märtyrern vor. „Nun denn“, sprach die Königin, „wenn Gott es euch also eingab, so sei Bartholomäus Erzbischof, und Gott segne sein Wirken!“

 

Bald darauf, nämlich im Jahr 1561, legte die Königin die Last der Regierung nieder und übertrug die Obsorge über ihren noch minderjährigen Sohn Sebastian ihrem Schwager, dem Kardinal Heinrich, der sogleich nach Lissabon reiste, um die Angelegenheiten des Königreichs zu leiten. Da ihm unser Ludwig sozusagen unentbehrlich geworden war, so nahm er ihn mit sich dahin, und hier erwarb er sich die innigste Zuneigung des Thronerben, der ihn, so wie sein Oheim, bis an sein Ende herzlich liebte. Wie sehr Granadas Tätigkeit in der Hauptstadt gesteigert wurde, davon zeugen die vielen Werke, die er zu dieser Zeit zum Druck beförderte, nämlich: vier Bände Predigten auf das Kirchenjahr, denen noch eine Sammlung von Sprüchen über das Gebet und das beschauliche Leben hinzugefügt ist; zwei Bände Fastenpredigten; eine Abhandlung über die Buße; ein Werk in drei Bänden, enthaltend Denksprüche, gesammelt aus den Schriften der Moralphilosophen, als Seneka, Plutarch etc., ein Werk über die geistliche Beredsamkeit, von dem ein berühmter Schriftsteller sagt, es verdiene seines vortrefflichen Inhalts wegen mit goldenen Buchstaben gedruckt zu werden. Zu derselben Zeit erschien auch sein hochberühmtes Gedenkbuch des christlichen Lebens, dessen erste Auflage, wie der Verfasser selbst berichtet, gleich nach ihrem Erscheinen allein in der Stadt Lissabon abgesetzt wurde; auch übersetzte er einige Werke des gottseligen Thomas von Kempen, so wie einige seiner eigenen, ursprünglich lateinisch geschriebenen Werke ins Spanische. Außerdem verfertigte er noch ein großes katechetisches Werk, aus dem seine große Gelehrsamkeit auf eine glänzende Weise hervorleuchtet. So wie er früher eine Sammlung moralischer Aussprüche einiger der älteren griechischen und römischen Lehrer der Weisheit herausgegeben hatte, so beförderte er auch jetzt eine aus den heiligen Schriften, den Kirchenlehrern, den berühmtesten Philosophen, Rednern und Dichtern zusammengetragene und nach Materien geordnete Auswahl von Sprüchen und Weisheitsregeln zum Druck. Dieses Werk ist eine wahre geistige Schatzkammer und bekundet den ungemeinen Fleiß des Sammlers, der, der Biene gleich, hier den köstlichsten Honig zusammentrug, um damit das Herz seiner Mitmenschen zu erquicken. Er schrieb auch die Lebensgeschichten mehrerer seiner Zeitgenossen, die er durch näheren Umgang genau hatte kennengelernt, nämlich die des frommen Erzbischofs Bartholomäus von den Märtyrern, des Kardinals und nachherigen Königs Heinrich von Portugal, ferner des Paters Johannes Avila, eines berühmten Predigers und geistlichen Lehrers u.a.m.

 

Wie sehr diese Werke geschätzt wurden, beweisen die vielen Auflagen, die man davon veranstaltet hat. Sie sind in die meisten europäischen Sprachen, die ursprünglich spanisch geschriebenen ins Lateinische, ja mehrere sogar ins Türkische, Ost- und Westindische übersetzt worden. Der damalige Statthalter Jesu Christi erließ auf Veranlassung des heiligen Kardinals Karl Borromäus, der unseren Ludwig ungemein hochachtete und dessen Schriften das unbedingteste Lob spendete, folgendes Schreiben an ihn:

 

„Seinem vielgeliebten Sohn Ludwig von Granada, aus dem Predigerorden, Papst Gregor VII.

 

Vielgeliebter Sohn, Heil dir und apostolischer Segen! Deine täglichen und unablässlichen Arbeiten, die Menschen sowohl von Lastern abzuschrecken als zur Vollkommenheit des Lebens zu berufen, waren uns immer angenehm, und allen jenen, welche nach ihrem eigenen und ihres Nächsten Heil trachten und von dem Verlangen nach der Ehre Gottes erglühen, höchst heilsam und erfreulich. Bereits hast du viele Predigten und Bücher voll der vorzüglichsten Lehren und Frömmigkeit herausgegeben; dies tust du noch täglich und hörst nimmer auf, sowohl gegenwärtig als abwesend Christo so viele Seelen als möglich zu gewinnen. Innig erfreuten uns so vorzüglich gute Früchte, sowohl in anderen als in dir. Denn so viele mit Nutzen deine Predigten gehört und deine Schriften gelesen, so viele Söhne hast du Christo erzeugt und ihnen eine weit höhere Wohltat erwiesen, als wenn du Blinden das Gesicht und Toten das Leben von Gott erfleht hättest. Denn weit mehr frommt es, jenes ewige Licht und glückselige Leben (sofern dies dem Sterblichen verliehen ist) zu erkennen, und in frommem und heiligem Wandel danach zu streben, als Überfluss an allen irdischen Gütern und Freuden zu haben; dir selbst aber hast du viele Kronen bei Gott bereitet, da du mit aller Liebe diesem Streben, dem vorzüglichsten von allen, dich weihest. Fahre denn fort, wie du bisher getan, gib diesem Wirken aus vollem Herzen dich hin, und vollende die Werke, die du angefangen (denn es ist uns kund geworden, dass du mit einigen noch beschäftigt bist) und befördere sie ans Licht zum Heil der Kranken, zur Kräftigung der Schwachen, zur Freude der Gesunden und Starken und zur Glorie sowohl der streitenden als der triumphierenden Kirche.“

 

Der heilige Franz von Sales nennt Ludwig von Granada den „Fürsten der geistlichen Schriftsteller“ und rät allen Geistlichen, die Schriften von ihm fleißig zu lesen und sie gleichsam als ihr zweites Brevier zu betrachten. „Dieses“, schreibt er, „tat auch der heilige Karl Borromäus, der keine andere Lehre predigte, als die Ludwigs von Granada, und der doch so vortrefflich Gottes Wort vortrug. Doch ist dies nicht der Nutzen allein, den ihr daraus schöpfen könnet; er soll auch in eurem Gemüt der Liebe zur wahren Andacht und zu allen euch notwendigen geistlichen Übungen entzünden. Nach meiner Meinung müsste man mit der Lesung der Lenkerin der Sünder anfangen, dann zu dem Gedenkbuch des christlichen Lebens übergehen, und endlich zu den übrigen Werken. Um ihn aber mit Gedeihen zu lesen, soll man ihn nicht verschlingen, sondern bedächtig erwägen, und ehe man wieder ein neues Kapitel beginnt, das frühere mehrere Mal überdenken und der Seele einprägen, indem man unablässig seine Betrachtungen und sein Gebet zu Gott richtet. Mit Ehrfurcht und Andacht soll man ihn lesen, als ein Buch, das die heilsamsten Erleuchtungen, die die Seele vom Himmel empfangen kann, enthält, um dadurch alle unsere Seelenkräfte zu erneuern, indem man sie durch Betrachtung aller schnöden Begierden reinigt und sie durch feste Vorsätze zu ihrem Ziel hinlenkt.“

 

Der große Bossuet, Bischof von Meaux, zollt den Schriften Ludwigs von Granada die größte Bewunderung und das ungeteilteste Lob. Michael ab Isselt, der beinahe alles Schriften Ludwigs von Granada ins Lateinische übertragen hat, äußert sich folgendermaßen über ihn: „Aus den Worten dieses großen Schriftstellers kann man sich überzeugen, wie sehr sein Gemüt in Liebe zu Gott erglüht und sein Verstand durch das Licht des Heiligen Geistes erleuchtet war. Sein Vortrag ist klar und überzeugend, seine Worte ergreifend und erhaben. Was er über die Bekehrung des Sünders, über die Sakramente der Buße und Eucharistie, über die Beseligung eines tugendhaften Lebens, über das Gebet, die Betrachtung, die Menschwerdung, die Wohltaten Gottes, die Liebe zu Gott, die christliche Vollkommenheit sagt, ist so katholisch, tiefandächtig, geistreich und würdevoll dargestellt, dass man sagen sollte, er sei mit einem mehr als menschlichen Geistesvermögen ausgestattet gewesen.“ An einer anderen Stelle sagt derselbe ab Isselt von Granada: „Nie belehrte er, ohne zu gleicher Zeit das Herz zu rühren, und nie rührt er das Herz und erschüttert, ohne zugleich eine Lehre damit zu verbinden.“

 

Wir könnten hier noch die Zeugnisse und Lobeserhebungen eines Feller, Liguori, Crasset, Overberg, Silbert, Brockmann und vieler anderer gewichtigen Stimmen anführen, doch übergeben wir sie, da Granadas Wandel und Werke über alles Lob erhaben sind. So feind er aber auch allem Lob war, so ungern er sich in weltliche Angelegenheiten mischte, so konnte er es doch nicht verhindern, dass die größten Fürsten und Könige ihm nicht allein ihre Ehrfurcht bewiesen, sondern ihn auch in schwierigen Angelegenheiten um Rat fragten, indem sie mit Recht glaubten, einem solchen Mann müsse eine besondere göttliche Erleuchtung innewohnen. Außer den portugiesischen Königen Johann III., Sebastian, dem Erzbischof und Kardinal Heinrich, der ebenfalls nachher den Thron Portugals bestieg, und der Königin Katharina, die alle, wie wir zum Teil schon oben berichtet haben, eine ehrfurchtsvolle Zuneigung zu ihm hegten, bezeigte auch der König von Spanien, Phillip II., ihm seine hohe Achtung dadurch, dass er ihm die Entscheidung einer wichtigen Staatsangelegenheit, wo es sich um den Besitz eines ganzen Königreichs handelte, übertrug, und seinem Neffen, dem Infanten Albert, Kardinal und Erzbischof von Österreich, eine besondere Sorgfalt für ihn anempfahl.

 

Der damalige Botschafter am portugiesischen Hof, Kardinal Alexandrinus, Neffe des heiligen Papstes Pius V., bezeigte ihm ebenfalls eine besondere Freundschaft. Einst glaubte er ihn angenehm zu überraschen, als er ihm von Rom aus meldete, wie Sixtus V. durch seine Arbeiten für die Ehre Gottes und seine zahlreichen Schriften sich bewogen fühle, ihm nächstens den Kardinalshut zu übersenden. Dieser Brief war ein Donnerschlag für den Mann Gottes, der in Eile den Herrn anflehte, er möchte das Herz des Papstes wenden, und sogleich nach Rom schrieb und Seine Heiligkeit bat, ihm als einen bereits erschöpften achtzigjährigen Greis, der kaum das Zimmer mehr verlassen könne, mit dieser Würde zu verschonen. Nichts vermochte seine tiefbegründete Demut, so oft sie auch durch den Glanz irdischer Größe versucht wurde, zu erschüttern. Je höher man ihn achtete, desto tiefer erniedrigte er sich selbst. Oft sagte er bei den Versuchen der Großen, die alle den gottesfürchtigen Mann zu sehen verlangten, er müsse wohl ein Ungeheuer besonderer Art sein, dass so viele neugierig wären, ihn zu sehen.

 

Die Zeit, die ihm die Ausübung der Pflichten des geistlichen Standes übrig ließ, brachte er am liebsten in seiner Zelle oder im Büchersaal zu, widmete sie allein dem Gebet, der Betrachtung und den Studien. Mit der größten Strenge versagte er sich jede Erholung, begnügte sich mit spärlicher Kost und wollte sogar nicht zugeben, dass man seine Zelle im strengsten Winter heizte. Als einst in grimmiger Kälte ein Gefährte zu ihm kam und den schon bejahrten frommen Mann in solcher Verlassenheit sah, sprach er gerührt zu ihm: „Ehrwürdiger Vater, schweres Alter beugt euch bereits, schon seid ihr von Krankheiten und Schwächen erschöpft, und die Strenge der Witterung ist so ungemein groß, lasst euch doch Feuer in eurem Zimmer anmachen; und da überdies eure Kleider so abgenutzt und zerrissen sind, dass sie euch nicht vor der Kälte zu schützen vermögen, so erlaubt mir, dass ich euch ein neues Gewand besorge.“ Gutmütig hörte ihn der Greis an und sprach: „Dessen bedarf es ganz und gar nicht. Hat die Güte Gottes schon so viele Jahre hindurch in strenger Winterkälte mich erhalten, so hoffe ich, wird sie auch jetzt mich erhalten, zumal, da mein Gewand noch gut genug ist, mich vor übler Witterung zu schützen.“ Und wie sehr auch jener in ihn drang, willigte er dennoch auf keine Weise ein, sondern antwortete in hoher Einfalt und Demut: „Lasst ab, ehrwürdiger Vater, und redet nicht weiter davon, denn es geht mir über alle meine Verdienste gut. Es gibt gewiss weit ärmere Menschen als ich, und die überdies auch von besserem Stand und Wandel sind, die vor Kälte zittern und Hungers sterben; diesen spendet, was ihr mir spenden wollt, und erlaubt mir, auch fernerhin auf diese Weise zu leben, wie ich sie von Kindheit an gewohnt bin.“ So groß war seine Demut und Liebe zur Armut, dass er immer in abgetragener Kleidung einherging, und selbst in schweren Krankheiten alles, was man ihm zur besseren Pflege sandte, den Armen zuwendete, ja oft Tag und Nacht für sie arbeitete und die Großmut der Reichen stets für sie in Anspruch nahm. Seine ganze Seele lebte und wandelte nur in Gott, und sein Leben war nur ein Streben nach Heiligkeit. Mit besonderer Andacht bereitete er sich durch Gebet und Betrachtung zum heiligen Messopfer vor, und nach ihm verwendete er eine geraume Zeit dazu, Gott seinen heißen Dank für die ihm widerfahrene Gnade darzubringen. Wie der heilige Bernhard legte er vor der Tür des Heiligtums jegliche Sorge ab, und dachte an nichts, als sich in dieser heiligen Stunde mit Gott zu beschäftigen. Einst ging er, um Messe zu lesen, als in demselben Augenblick jemand zu ihm kam, um ihn um Rat zu fragen. Er befahl diesem, nach Hause zu gehen und später wiederzukehren. Als der Mann aber solange warten wollte, bis die heilige Handlung vorüber sei, antwortete Ludwig gelassen: „Geht von hier, damit ich nicht, gleichsam wie am Zipfel des Rockes gezogen, gezwungen sei, zu eilen.“ Überhaupt war bei allen seinen Handlungen sein Blick stets auf den Herrn gerichtet, in dessen Gegenwart er bis an sein Ende wandelte.

 

Nach einem in rastloser Tätigkeit und musterhafter Frömmigkeit zugebrachten Leben starb er in seinem vierundachtzigsten Jahr nach einer schweren und schmerzlichen Krankheit am letzten Tag des Jahres 1588, um, wie sein Geschichtsschreiber bemerkt, das neue Jahr im Reich der Seligen zuzubringen.