Der heilige Malachias, dessen Leben der heilige Bernard, sein Freund im Leben, sein Beistand im Tod, ausführlich beschrieben hat, wurde zu Armagh in Irland im Jahr 1094 von edlen Eltern geboren. Seine fromme Mutter besorgte seine gottselige Erziehung. Geleitet vom Mutterherzen und frommen Lehrern übergeben, nahm er als Junge, noch mehr als junger Mann in allem Guten dermaßen zu, dass seine Wissenschaft und Frömmigkeit sein Alter und seine Schulkameraden weit übertraf. Kein jugendlicher Fehler wurde an ihm bemerkt, nur hoher Ernst und Gottesfurcht. Seine Freude war in Gott und im Umgang mit frommen Menschen. So war die Jugend des Malachias beschaffen, den Gott zum Wiederhersteller der ehemals so blühenden, jetzt aber so tief gesunkenen Kirche in Irland auserwählt hatte. Dazumal lebte am selben Ort ein Einsiedler, Imar mit Namen, der im Ruf großer Heiligkeit stand. Malachias ging noch als sehr junger Mann zu ihm hin, um die Bahn der Vollkommenheit zu betreten, und übergab sich dessen Leitung. Dieser Schritt wurde von seinen Altersgenossen als Unsinn, bei vielen als Unverstand und Blödsinn gehalten und von den meisten als Torheit verspottet. Aber der junge Mann, der sich und der Welt absterben wollte, um nur für Gott zu leben, achtete nicht das Urteil der Welt und blieb in dieser Klause, wie Bernard sagt, wie in einem Grab. Seine Gelehrigkeit, das Stillschweigen, die Abtötung, der Eifer und die Andachtsglut waren für Imar die Probe seines Berufes, und er liebte ihn sehr. Auch das Urteil der Welt ging bald in Bewunderung für den jungen Heiligen über. Er fand bald einige Nachahmer und Genossen dieses Bußlebens.
Jetzt kam die Zeit, dass Gott das Werkzeug zur Besserung der Gläubigen aus der Stille und Verborgenheit hervorzog und in öffentlichen Gebrauch setzte. Zelsus, der Erzbischof von Armagh, berief den Malachias zum Kirchendienst, weihte ihn zum Diakon, und im 25. Lebensjahr zum Priester, gegen alle seine demütigen Gegenvorstellungen, ernannte ihn zu seinem Vikar, übertrug ihm das Predigtamt und die Wiederherstellung der Kirchenzucht. Der Heilige unterzog sich auf die demütigste und liebevollste Weise seinem viel beschwerten Amt. Schon als Diakon nahm er sich tätig der Armen und Kranken an und machte sich eine Freude daraus, nach ihrem Hinscheiden ihnen den letzten Dienst der Beerdigung zu erweisen, obgleich er von seiner eigenen zu vornehm gesinnten Schwester getadelt und verhöhnt wurde, dass er, ein Adelssohn, den Krankenwärter und Totengräber mache. Als Prediger flehte er zu Gott, dessen Werk es ist, Seelen zu bekehren und zu heiligen, um den Geist, der das Leben gibt, und um einen Vortrag, der die Herzen bewegt und leitet. Sein Umgang und die Lebensweise predigte schon zum Voraus das heilige Evangelium. Wenn er nun wirklich predigte, so war seine Rede wie ein verzehrendes Feuer vom Himmel, so dass Hörer und Beobachter bekannten: „Dieser ist ein Mann voll des Heiligen Geistes.“ Mit großem Segen verwaltete er somit seine Stelle und erzog das rohe und ausgeartete Volk zu einem Volk, das Gott in Geist und Wahrheit zu dienen sich beeiferte. Dennoch hielt sich der Diener Gottes in seiner Demut für ein unnützes Werkzeug in den Händen Gottes und suchte einen neuen Lehrmeister auf zur eigenen Heiligung und zur Anleitung im Predigtamt.
Mit Bewilligung des Erzbischofs begab er sich zu Malchus, Bischof zu Lismore, einem anerkannt gottseligen und gelehrten Mann, und nahm bei ihm Unterricht über die Kunst, Seelen zu Gott zu führen, über die Kirchenzucht und überhaupt über den Dienst Gottes. Auch hier arbeitete er mit vielem Segen und kam auf Verlangen seines Oberhirten und Imars wieder nach Armagh zurück. Indessen starb seine oben erwähnte Schwester. Er empfahl ihre Seele lange Zeit hindurch Gott im heiligen Messopfer. Als er aber dies dreißig Tage lang später nicht mehr getan hatte, wurde er im Traum erinnert, dass seine Schwester mit Schmerzen seine Beihilfe erwarte und seit dreißig Tagen bitteren Hunger leide. Er fing also mit neuem Eifer wieder an für sie zu beten und las täglich zu ihrer Erlösung die heilige Messe oder ließ sie lesen. Einige Zeit danach glaubte er sie bei der Kirchenpforte zu sehen und bald darauf in der Kirche selbst. Schließlich nach einigen Tagen, als er am Altar stand, erschien sie ihm mitten unter seligen Geistern und voll der Freude, was ihm großen Trost brachte. Eine andere Freude wurde ihm um diese Zeit dadurch zu teil, dass ein Vetter von ihm, der ein großes Vermögen besaß, sich zu einem geistlichen und klösterlichen Leben entschloss, und unter seiner Anleitung ein neues Kloster in Benchor herstellen und gründen ließ, wohin er sich selbst mit noch zehn Geistlichen begab. Dort wurde ihm der Aufenthalt nicht lange vergönnt. Denn bald darauf musste er auf die Ermahnung seines Erzbischofs und seines ersten Lehrers Imars das erledigte Bistum Konner übernehmen. Da öffnete sich seinem heiligen Eifer ein großes, noch sehr unbebautes Feld. Das Volk in diesem Bistum war in den Zustand der Wildheit zurückgefallen, nur der Sünde kundig und erhärtet. Es lässt sich daher auch nicht kurz beschreiben, was der seeleneifrige Mann daselbst tat und zu dulden und zu leiden fand. Mutvoll legte er Hand ans Werk, setzte sein Vertrauen auf Gott, lehrte, predigte, ermahnte, strafte; besuchte barfuß sein ganzes Bistum, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, übertrug mit hoher Geduld alle Verspottung und Misshandlung seiner Person, Mühe, Abmattung und widrige Zufälle; brachte ganze Nächte im Gebet und eigener Bußübung zu, um von Gott zu erflehen, was er nicht zu wirken vermochte. Gott segnete seinen Eifer durch wundervolle Bekehrungen; durch eine schnelle Strafe eines Gewohnheitssünders, der während der Sündentat dahinstarb; durch die Wundergabe, die er ihm mitteilte. So wurde auch dieses Volk zu Gottes Volk erzogen. Doch auch dieses Bistum musste er wieder verlassen. Denn Zelsus war gestorben und hatte mit Einstimmung der Geistlichkeit und des Volkes ihn zu seinem Nachfolger ernannt, und zwar neben anderem vorzüglich deswegen, damit dieses Erzbistum nicht von Adeligen, die es sich anmaßten gegen die heiligen Kirchensatzungen zu handeln, gleichsam wie von Erben in Besitz genommen werde. Man drang in Malachias, das Erzbistum zu übernehmen, drohte sogar im Weigerungsfall mit dem Kirchenbann. Er unterwarf sich, sagte jedoch den Versammelten: „Ihr wollt meinen Tod; ich gehorche in der Hoffnung des Martertums; dabei sei jedoch die Bedingung, dass ich, wenn die Sache sich nach eurem Wunsch wendet, die Erlaubnis habe, nach wiederhergestellter Ordnung zu meiner ersten Braut, zu meiner vielgeliebten Armut zurückzukehren.“
Zwar wusste sich dessen ungeachtet wieder einer von jenem adeligen Geschlecht in den Besitz des Erzbistums einzudringen, so dass Malachias einstweilen, um größere Übel zu verhüten, noch beim alten Sitz blieb. Da aber dieser Eingedrungene nach drei Jahren starb und er aufs Neue zum Erzbischof berufen und erwählt wurde; so übernahm er jetzt dieses Bistum zur großen Freude des Volkes und der Geistlichkeit. Aber jetzt traf den Heiligen umso mehr die Rache dieser Familie, die ihm den Tod geschworen hatte, bis Gott den Heiligen rettete durch den Untergang derselben. Ein Familienmitglied lauerte mit Bewaffneten in einem Hinterhalt dem Diener Gottes auf und wurde mit drei von ihnen unerwartet vom Blitz erschlagen, während der Heilige in einem Kirchlein für seine Feinde betete und gerettet wurde. Die übrigen Familienmitglieder traf in kurzer Zeit das Gericht Gottes.
Nach drei Jahren, während denen er mit Geduld, Sanftmut, Liebe und Eifer das Bistum zu verbessern und die kirchliche Ordnung wieder fest zu gründen versucht hatte, übergab er es einem frommen Geistlichen, Gelasius mit Namen, und kehrte wieder zu seinen alten Schäflein des Bistums Konner zurück. Er wohnte nun in einer früher dort gestifteten Klostergenossenschaft, willens sich nur dem in Gott verborgenen Leben zu widmen; aber der Mann Gottes wurde von allen Seiten angesprochen und um Rat gebeten, er galt als der Apostel des Landes. Auch das Bistum Konner ließ er wieder, wie es in früheren Zeiten gewesen war, und er es für zuträglicher fand, in zwei Bistümer umwandeln, überließ das größere und reichere einem anderen, und behielt für sich das kleinere, weniger ansehnliche Bistum Down.
Wichtige Geschäfte brachten ihn schließlich zu dem Entschluss, im Jahr 1139 nach Rom zu reisen. Auf seiner Reise kehrte er in Frankreich auch im Kloster zu Klara-Valla ein, wo der heilige Bernard Abt war, verweilte einige Zeit dort, und schloss mit diesem großen Heiligen, weil beide von ähnlichem Sinn der Gottseligkeit und von der gleichen Liebe des Herrn beseelt waren, innige, bis in den Tod dauernde Freundschaft, so dass Malachias nichts sehnlicher wünschte, als sein Bistum niederzulegen und hier allein dem Herrn leben zu dürfen. Er trug daher bei seiner sehr günstigen Aufnahme zu Rom nebst seinen übrigen Angelegenheiten dem Heiligen Vater auch diese Bitte vor. Allein der Heilige Vater, Innozenz II., der ihm sonst alles gewährte, schlug ihm diese Bitte ab, weil er ihn für die Kirche in Irland unentbehrlich glaubte, und machte ihn noch dazu zu seinem apostolischen Bevollmächtigten für ganz Irland. Auf seiner Rückreise kehrte er wieder beim heiligen Bernard ein; da er aber nicht da bleiben durfte, so ließ er doch nebst seiner Liebe vier von seinen Gefährten da zurück, mit dem Auftrag, sich den Geist und die Regel dieses Klosters eigen zu machen. Nach seiner Heimkehr vermehrte er seine eifrigen Bemühungen für das Heil der Seelen und verwendete sein jetzt großes Ansehen dazu, die Gottseligkeit zu befördern, die Kirchenzucht, betreffend den Gottesdienst, die Verwaltung und den Empfang der heiligen Sakramente, den Lebenswandel der Gläubigen wieder herzustellen. Gott selbst wirkte mit ihm, auch dadurch, dass er ihm öfter die Gabe der Wunder verlieh, so dass er ganz verstockte Sünder wunderbar bekehrte, Besessene befreite, Kranke heilte, fischlose Meerküsten fischreich machte und Tote wieder ins Leben rief. Der heilige Bernardus erzählt uns ausführlich viele solche Wunder von ihm, setzte aber hinzu: „Das größte Wunder war der heilige Mann selbst wegen seiner ausgezeichneten Tugenden und seiner wahrhaft apostolischen Lebensweise.“
Nach einigen Jahren veranlassten ihn neue Angelegenheiten seiner Kirche abermals zu einer Reise nach Rom. Als er aber nach Klara-Valla kam und dort wieder seine Einkehr beim heiligen Abt Bernard nahm, erkrankte er daselbst am 18. Oktober an einem starken Fieber. Man wandte alles an, um ihn wieder zur Genesung zu bringen. Allein er selbst sprach: „Meine Kinder, ihr bemüht euch vergeblich, mir das Leben noch länger zu fristen. Ich will zwar die Arzneien nehmen, sie werden aber nichts fruchten. Ich bat täglich den Herrn, mich in eurem Kloster und am Allerseelentag sterben zu lassen. Ich lege meine Seele in die Vaterhände Gottes, der jene, die auf ihn hoffen, nicht zu Schanden werden lässt, und erwarte nach meinem Tod eine große Hilfe von dem Gebet, das die Lebenden am Allerseelentag für die Verstorbenen zu verrichten pflegen.“
Nach einigen Tagen erholte er sich zwar wieder, so dass er am Fest Allerheiligen in den Chor ging. Die Brüder sangen weinend die Psalmen, nur er stand mit trockenen Augen da und wartete mit Sehnsucht auf die himmlischen Freuden. Aber kaum war der feierliche Gottesdienst vollendet, als ihn das Fieber um so heftiger ergriff. Da er wieder im Zimmer war, rief er alle zu sich und sagte: „Mir fehlt zur Reise nichts mehr, als die letzte Wegzehrung und Ölung.“ Er empfing die heiligen Sakramente nach seinem Willen in der Kirche mit größter Ergriffenheit und entschlief darauf sanft im Herrn nach Mitternacht, den 2. November, am Allerseelentag 1148, im vierundfünfzigsten Jahr seines Alters. Seine letzten Worte an die Brüder waren: „Freuet euch meiner, und betet für mich, wenn ich gestorben sein werde. Auch ich werde bei Gott für euch beten. Ich habe an Gott geglaubt und habe Gott geliebt; und auch euch habe ich geliebt; die Liebe aber stirbt ewig nicht.“