Der heilige Marcellus stammte aus einer edlen Familie der Stadt Apamea in Syrien und ließ sich nach dem Tod seiner Eltern in Antiochia nieder, wo er seine Zeit zwischen Studium und Gebet teilte. Die stete Betrachtung des göttlichen Gesetzes brachte in ihm stufenweise die Überzeugung von der Nichtigkeit der Erdengüter hervor und beflammte in ihm die Liebe zum Ewigen. Er trat demnach seine Rechte an seine Brüder ab und teilte die Güter, über die er verfügen konnte, unter die Armen aus. So befreit von allen Banden, die ihn bisher an die Welt geknüpft hatten, begab er sich nach Ephesus und unterzog sich der Führung einiger Diener Gottes, die dort lebten. Den größten Teil der Nacht widmete er der Andacht, den Tag hindurch schrieb er Bücher ab, und mit dem Erlös bestritt er seinen und einiger Armen Unterhalt. Als er von der strengen und abgetöteten Lebensweise der Akömeten hörte, beschloss er ihrer Gemeinschaft beizutreten. Wirklich nahm er bei ihnen das Ordenskleid und eilte mit unglaublichem Eifer auf dem Weg der Buße seiner Bestimmung zu. Um das Jahr 440 wurde er zum Abt erwählt. Mit wundervoller Klugheit leitete er die Seinigen. Er wohnte dem Konzil bei, was der heilige Patriarch Flavian zu Konstantinopel wider den berüchtigten Eutyches zusammen berufen hatte, und verdammte in Gemeinschaft mit den übrigen Vätern die Irrlehre dieses Ketzerhauptes. Sein Tod erfolgte in den Jahren 485 oder 486.
Konstantinopel heute