Heiliger Marcian, Bekenner von Cyrus in Syrien, Einsiedler, + 2.11.387 - Fest: 2. November

       

Marcian, geboren in Cyrus in Syrien, stammte aus einer Patrizierfamilie. Sein Vater bekleidete die ersten Würden im Reich. Er selbst wurde am Hof erzogen. Allein er erkannte frühzeitig die Welteitelkeit und entschloss sich ihr zu entsagen. Er verließ daher Vaterland und Freunde, um den Menschen ganz unbekannt zu leben. In der Wüste Chalais in Syrien, an den Grenzen von Arabien, widmete er sich in einer engen Zelle, wo er aller Bequemlichkeiten des Lebens entbehrte, einzig mit Gott beschäftigt und gänzlich von allem Umgang mit Menschen abgeschnitten, dem Streben nach christlicher Vollkommenheit. Er teilte seine Zeit zwischen Psalmgesang, Lesen, Beten und Handarbeit. Brot war sein einziges Nahrungsmittel, und selbst das gestattete er sich so spärlich, dass er sich niemals sättigte. Doch ließ er nie mehr als einen Tag ohne zu essen vorübergehen, um immer Kräfte genug zur Erfüllung seiner Pflichten zu haben. Die Gabe der Beschauung besaß er in einem so hohen Grad, dass ihm ganze in dieser heiligen Übung verlebte Tage wie Augenblicke erschienen. Das übernatürliche Licht, das ihm durch diese innige Vereinigung mit Gott zuströmte, führte ihn zur Kenntnis der großen Wahrheiten und Geheimnisse des Glaubens. Sein dem Herrn da hingegebenes Herz wurde oft mit einem Strom der Wonne und der Tröstungen übergossen.

 

Indessen wurde er, ungeachtet seiner Vorsichtsmaßregeln den Menschen unbekannt zu bleiben, durch seine Heiligkeit entdeckt. Auf dringliches Bitten willigte er endlich ein zwei Schüler anzunehmen, Eusebius und Agapitus, die nicht weit von ihm in abgesonderten Zellen wohnten. Des Tages hindurch sangen sie Psalmen und holten sich oft bei ihm Rat über die Mittel zur Vollkommenheit zu gelangen. Nach und nach bildete sich aber aus der Einsiedelei des Heiligen ein zahlreiches Kloster, dem Eusebius vorstand. Marcian entwarf selbst den Lebensplan, und unterzog sich dem Unterricht der ihn oft besuchenden Genossen.

 

Flavian von Antiochien, Acacius von Beröa, Isidor von Cyrus, Eusebius von Chalcis, Theodor von Hierapolis, die berühmtesten Bischöfe Syriens besuchten ihn eines Tages insgesamt mit den vornehmsten Kriegsobersten und Staatsbeamten. An der Tür seiner Zelle baten sie ihn, er möge ihnen doch einige Unterweisungen mitteilen, wie er es bei ähnlichen Gelegenheiten zu tun pflegte. Ein so hoch ansehnlicher Besuch setzte seine Demut in Schrecken, und er schwieg einige Zeit. Als man aber in ihn drang zu reden, sagte er seufzend:

 

„Ach, der Herr spricht jeden Tag zu uns durch seine Geschöpfe und durch die Herrlichkeit des Weltalls, die da vor unseren Augen liegt. Er spricht zu uns durch sein Evangelium und unterrichtet uns über unsere Pflichten gegen uns selbst und gegen den Nächsten. Er erschreckt und ermutigt uns zugleich. Indes benützen wir nicht alle Lehren, die er uns gibt. Was könnte nun Marcian noch sagen, er, der mitten unter so eindringlichen Unterweisungen so wenige Fortschritte in der Tugend macht?“

 

Die Bischöfe hatten die Absicht, ihn zum Priester zu weihen. Allein um seiner Demut keine Gewalt anzutun, sahen sie von ihrem Vorhaben ab.

 

Verschiedene Wunder vermehrten noch die allgemeine Verehrung, die man für den Diener Gottes hatte. Man baute an mehreren Orten Kapellen, um ihn nach seinem Tod in eine von ihnen zu beerdigen. Marcian wurde aber darüber tief betrübt und ließ sich von seinen Schülern das Versprechen geben, ihn heimlich an einem unbekannten Ort zu begraben. Man setzt seinen Tod gegen das Jahr 387. Seine Schüler hielten ihr gegebenes Versprechen. Einige Jahre nach seinem Tod entdeckte man jedoch seine Gebeine und verschloss sie in einen steinernen Sarg. Sein Grab wurde häufig besucht und durch mehrere Wunder verherrlicht.