Im Jahr 1715 wurde einem Goldbortenweber zu Neapel ein Töchterlein geboren, an dem man sehr bald erkannte, dass es von Gott zu Außergewöhnlichem berufen sei. Es hieß Maria Franziska. Schon mit vier Jahren konnte das Kind stundenlang im Gebet verweilen und als es sieben Jahre alt geworden war, bat es bereits zur heiligen Kommunion zugelassen zu werden. Der Priester, der es prüfte, musste staunen sowohl über die ungewöhnlichen Religionskenntnisse der Kleinen als auch über ihre glühende Sehnsucht nach dem Brot der Engel. Demzufolge trug er kein Bedenken, ihr die heilige Kommunion zu gestatten, die sie nun auch nach Möglichkeit täglich empfing. Infolgedessen gelangte sie rasch zu ungewöhnlicher Seelenreinheit und Tugend. Ihren Eltern war sie eine beispielhaft folgsame Tochter, ihrem Vater insbesondere eine vollkommen willige, aber auch ebenso geschickte Helferin in seinem Handwerk. Als sie sechzehn Jahre alt geworden war, bewarb sich ein reicher junger Mann um ihre Hand. Das gereichte nun allerdings ihrem Vater zur größten Freude. Franziska aber erklärte aufs entschiedenste, keinen irdischen Ehebund eingehen zu wollen, da sie sich dem himmlischen Bräutigam verlobt habe. Ihr Vater war über diese ihm gänzlich unerwartete Eröffnung zunächst außer sich vor Zorn und behandelte die Tochter eine Zeitlang in der härtesten Weise. Freudig litt sie diese Trübsal für ihren Heiland. Als der Vater aber endlich sah, dass sie nicht umzustimmen sei und ihm auch ein Geistlicher seine Härte gegen die Tochter verwies, fügte er sich ins Unvermeidliche und gestattete Franziska sogar, das Kleid des Dritten Ordens des heiligen Franziskus zu nehmen und in diesem im elterlichen Haus zu leben.
Als Tertiarin bekam Maria Franziska zu ihrem Namen den Beisatz „von den fünf Wunden unseres Herrn Jesus Christus“. Es war eine Vorbedeutung. Denn sie musste von nun an wie der göttliche Heiland viel Hartes und Bitteres leiden. Als sie insbesondere himmlischer Erscheinungen und Verzückungen gewürdigt wurde, schimpften sie ihre Geschwister eine Betrügerin und selbst ihr Beichtvater schien ihr zu misstrauen. Indes erkannte letzterer nach einiger Zeit ihre Frömmigkeit als wahr und probehaltig, brachte sie jedoch in einer anderen Wohnung unter, wo sie mit noch einer Ordensschwester zusammenlebte. Der Herr schickte seine Dienerin aber auch in die Leidensschule der Krankheiten und der Bedrängnis durch den bösen Feind, worin sie jedoch gleichfalls echte Tugend, nämlich vor allem Geduld und Demut, bewies. Sie hielt sich in allem Ernst für das unwürdigste Geschöpf. Dafür begnadete sie der Herr um so reichlicher und herrlicher. Ihre Reinheit war so groß, dass oft ein lieblicher Wohlgeruch von ihr ausging. In ihren himmlischen Entzückungen wurde sie nicht selten wunderbar in die Höhe gehoben. Sie besaß die Gnade der übernatürlichen Krankenheilung und der Weissagung. Sünder bekehrten sich auf ihre Ermahnungen und ihr Gebet. Zuletzt erhielt sie sogar ähnlich dem heiligen Franziskus Christi Wundmale eingeprägt.
Als Maria Franziska sechsundsiebzig Jahre alt geworden war, rief sie der göttliche Bräutigam zum ewigen Hochzeitsmahl. Es war am 6. Oktober 1791. Papst Pius IX. hat sie dann im Jahr 1867 heiliggesprochen.
Die öftere und tägliche Kommunion, die der kleinen Maria Franziska ausnahmsweise gestattet wurde, ist seit dem berühmten Kommunion-Dekret des Papstes Pius X. seligen Andenkens vom 20. Dezember 1905 eine allen katholischen Christen offen stehende Gnade. Sie ist, wie dieses Schreiben sagt, von Christus dem Herrn und von der Kirche aufs sehnlichste gewünscht. Erforderlich ist dazu nur der Stand der heiligmachenden Gnade und die rechte Absicht. Letztere aber besteht darin, dass man zum heiligen Tisch „nicht aus bloßer Gewohnheit oder Eitelkeit oder menschlicher Rücksicht hinzutrete, sondern um Gott zu gefallen, mit ihm durch innigere Liebe verbunden und durch jenes göttliche Heilmittel in den Stand gesetzt zu werden, unsere Schwachheiten und Fehler zu bekämpfen“. So die Erklärung des Oberhauptes der Kirche.
Also „kostet und seht in der heiligen Kommunion, wie lieblich der Herr ist!“ (Psalm 34,9) und zwar so oft als möglich oder vollends täglich, aber stets im Stand der Gnade und in rechter Absicht!