Heiliger Markus Crisinius, heiliger Stephan Pongracz und heiliger Melchior Grodecz, Märtyrer aus der Gesellschaft Jesu, + 7.9.1619 – Fest: 7. September

 

Von Deutschland aus wurde schon von den Führern des kirchlichen Umsturzes versucht den Protestantismus in Ungarn zu verbreiten. Besonders gewann der Calvinismus, der im Gegensatz zur lutherischen Lehre, der „deutschen Religion“, als die eigentliche „ungarische Religion“ gepriesen wurde, sehr stark an Boden. Einen Umschwung zugunsten der katholischen Kirche bahnte aber wieder der vortreffliche Primas von Ungarn, Nikolaus Oláhus (+ 1568), an, der die Reinheit des katholischen Glaubens besonders durch Heranbildung eines guten Klerus und Errichtung katholischer Schulen erstrebte. Erzbischof Olah führte auch die Gesellschaft Jesu in Ungarn ein, wobei er von unserem heiligen Petrus Canisius lebhaft unterstützt wurde. Die Vollendung des großen Werkes gelang schließlich der umsichtigen, gottgesegneten Tätigkeit des späteren Primas von Ungarn Peter Pázmány (1616-1637). Als Sohn einer alten Adelsfamilie in Großwardein war Peter Pázmány ursprünglich selbst calvinisch, wurde aber bei seiner hohen Begabung und Liebe zur Wahrheit schon als Knabe für die katholische Kirche gewonnen, trat mit siebzehn Jahren in den Jesuitenorden, studierte in Wien und Rom, wo die berühmten Theologen Bellarmin und Vasquez seine Lehrer waren. Erst Professor der Philosophie in Graz in Steiermark, wurde Pater Pázmány 1601 als Missionar nach Ungarn geschickt. Als Helfer und Ratgeber des seeleneifrigen Bischofs und späteren Fürstprimas Forgacs von Gran, seit 28. September 1616 selbst Erzbischof, widmete sich Pázmány mit ganzer Kraft dem Werk, das die Hauptaufgabe seines Lebens wurde, der Wiederherstellung und Festigung der katholischen Religion in Ungarn. Den vielen Anfeindungen der grimmigen Gegner gegenüber kam er den Katholiken gleich anfangs mit gediegenen Verteidigungsschriften zu Hilfe, die um so wirksamer waren, als er seine Muttersprache mit wahrer Meisterschaft handhabte. Noch größeren Nutzen stiftete Pater Pázmány durch seine ungarische Übersetzung des Thomas von Kempen und durch ein von ihm verfasstes ungarisches Gebetbuch. Beide Schriften sind noch heutzutage beliebt. Sein Hauptwerk wurde aber der „Wegweiser zur göttlichen Wahrheit“, eine glänzend geschriebene Verteidigung des katholischen Glaubens, der man im protestantischen Lager keine ähnliche, überzeugungsvolle Gegenschrift an die Seite zu stellen vermochte, die darum auch einen gewaltigen Eindruck und die Rückkehr vieler zur katholischen Wahrheit bewirkte. Als Erzbischof förderte Pázmány – seit 1629 auch Kardinal – vor allem die Schulen, die Erziehung eines tüchtigen Klerus, wofür er in Wien ein ungarisches Priesterseminar gründete, das deutsch-ungarische Kolleg in Rom mit einer großen Stiftung ausstattete und zuletzt, 1635, die Universität in Tyrnau gründete, deren Leitung er den Jesuiten anvertraute. Seinem persönlichen Seeleneifer verdanken mehr als fünfzig Magnatenfamilien die Rückkehr zum katholischen Glauben. Diesem besitzendem Großadel folgten dann wieder die Untertanen. So wurde die katholische Partei auch im öffentlichen Leben wieder ermutigt und gefestigt. Beim Antritt des bischöflichen Amtes Pázmánys war die katholische Kirche Ungarns noch in sehr bedrängter Lage. Fast ein Drittel des Landes befand sich in den Händen der Türken. Auch die Stadt Gran, so dass der Primas in Tyrnau residierte. Im übrigen Ungarn hing die Mehrzahl der Einwohner der Irrlehre an. Bei seinem Hinscheiden, am 19. März 1637, folgte dem außerordentlichen Mann das unvergängliche Verdienst nach, durch seine geistige Überlegenheit und seine Tatkraft die katholische Kirche in Ungarn wieder aufgerichtet zu haben.

 

Während so katholischerseits mit den Waffen des Geistes an der friedlichen Durchdringung des Landes mit dem Geist und den Gütern Christi gearbeitet wurde, nahm man auf kalvinischer Seite zu Gewalt und blutigem Handwerk seine Zuflucht. So kam es, dass auch Ungarn wie andere Länder Märtyrer aus der Zeit der Kirchenspaltung zu verehren hat. Es sind die Heiligen Markus Crisinius, Stephan Pongrácz und Melchior Grodecz. Durch die am 1. Januar 1905 unter Pius X. erfolgte Seligsprechung sind diese mit der Martyrerpalme geschmückten Glaubenshalden wieder sichtbarer ins Blickfeld der Gegenwart gerückt worden.

 

Der heilige Markus Istvan Crisinius stammt aus Körös (Kreutz) in Kroatien, der Diözese Agram, die damals noch über einen Teil Ungarns sich erstreckte. Zuerst im Ferdinandeum in Graz erzogen, erhielt er auf Empfehlung seiner Vorgesetzten als Priesterkandidat Aufnahme in das Deutsch-Ungarische Kolleg in Rom. In dieser Schule der Tugend und Wissenschaft, wie das römische Brevier sich ausdrückt, war sein Wandel ein Muster für alle. Nach Vollendung seiner Ausbildung und Erringung des Doktorgrades in Graz kehrte er nach Ungarn zurück und wirkte mit großem Eifer in der Seelsorge. Erzbischof Peter Pázmány, der sich von dem Eifer und den Talenten des jungen Markus Körösy wirksame Hilfe in der Bekämpfung der Irrlehre versprach, zog ihn gleich im ersten Jahr, 1616, in seinen Sprengel und übertrug ihm das Amt eines Professors und Rektors des Seminars in Tyrnau. Im Jahr 1618 wurde Crisinius als Kanonikus ins Metropolitankapitel Gran aufgenommen und zugleich als Archidiakon und Administrator der Benediktinerabtei Szeplak bestellt. Als solcher wurde er in Verwaltungsangelegenheiten in die Nähe der Stadt Kaschau geschickt, die, damals kalvisch-reformiert, auf Seite des Fürsten von Siebenbürgen Bethlen Gabor war. Dieser ehrgeizige Mann hatte sich mit den aufständischen Böhmen gegen den Kaiser Ferdinand II. verbunden und war 1619 in Ungarn eingerückt. Er erreichte es sogar, dass er hernach, im Januar 1620, von der ungarischen Reichsversammlung gegen Ferdinand zum König gewählt wurde. Die Katholiken waren unter den zahlreichen Rebellen einer schweren Bedrückung ausgesetzt. Der Primas Pázmány hatte Tyrnau verlassen müssen und sich nach Rom begeben. In Kaschau war der General Betlens, Georg Rákózi, 1619 eingerückt und führte ein Schreckensregiment gegen die Katholiken, dem der selige Markus Körösy und die zwei Priester aus der Gesellschaft Jesu, Ponkrácz und Grodecz, zum Opfer fielen.

 

Stephan Pongrácz war geboren 1582 und stammte aus einer frommen, vornehmen Familie Ungarns. Er trat in die Gesellschaft Jesu, um seinem Vaterland, in dem die neuen Lehren so große Verheerungen anrichteten, alle seine Kräfte zu weihen. Nachdem er das Studium der Philosophie und Theologie mit Auszeichnung vollendet hatte, wurde er 1615 nach Oberungarn geschickt, um als Missionar die Katholiken im Glauben zu stärken und die von der Irrlehre Angesteckten wieder in den Schoß der Kirche zurückzuführen. Mit unermüdlichem Eifer verband er eine große Klugheit und entwickelte dort vier Jahre lang bis zu seinem Martyrium eine sehr erfolgreiche Tätigkeit. Der Segen, der von der Wirksamkeit des Heiligen ausging, hatte auch den königlichen Statthalter bewogen ihn nach Kaschau zu berufen, damit er dort gegen die Häretiker die katholische Sache verfechte.

 

Der andere Jesuit, Melchior Grodecz, war gebürtig aus Schlesien. Er hatte bereits verschiedene Ämter in der Gesellschaft Jesu bekleidet, als ihn der Statthalter nach Kaschau kommen ließ, damit er die Seelsorge für die Soldaten übernehme.

 

Während nun diese drei mutigen Streiter Christi in Kaschau ihrer dornenvollen, apostolischen Aufgabe oblagen, war Rákóczy, von den Häretikern herbeigerufen, Herr der Stadt geworden. Dieser gab sofort den Befehl, die drei katholischen Priester in ihrer Wohnung durch Soldaten zu bewachen. Im kalvinischen Stadtrat wurde beschlossen, alle drei sollten dem Tod überliefert werden. In der Nacht vom 6. auf den 7. September drangen die Mörder in die Wohnung ein. Zuerst begegnete ihnen Pater Pongrácz. Ihn schlugen sie mit einer eisernen Keule zu Boden. Die anderen, die laut die Namen Jesus und Maria riefen, überhäuften sie mit Schmähungen und brachten ihnen mit ihren Dolchen Wunden auf Wunden bei. Dem Kanonikus Crisinius bot Rákóczy die Erhaltung des Lebens an, wenn er vom katholischen Glauben ablassen wolle. Aber mit fester Entschiedenheit verweigerte der Bekenner diese Zumutung. Nun entblößte man sie aller Kleider, band sie an den Querbalken eines Galgens und hielt brennende Fackeln an die Seiten, bis die Rippen bloß gelegt wurden und die Eingeweide hervortraten. Bei Tagesanbruch nahm man die Halbtoten vom Galgen. Dem heiligen Crisinius und Grodecz schlugen die Soldaten das Haupt ab, dem heiligen Pongracz gaben sie mit dem Säbel zwei Hiebe auf den Kopf und warfen ihn, da sie ihn für tot hielten, mit den zwei Leichen in eine schmutzige Grube. Aber es war noch Leben in ihm. Erst nach zwanzig Stunden erlag er seinen Wunden. Die heiligen Gebeine wurden in Tyrnau neben der Kirche der Ursulinenschwestern begraben. Gott verherrlichte sie durch viele Wunder.

 

Was muss es für ein Schmerz für Erzbischof Pázmány gewesen sein, als er von der grausamen Hinmordung seiner geliebten geistlichen Söhne und treuen Mitarbeiter am Heil der Seelen erfuhr!

 

Der heilige Apostel Paulus, der um Christi willen Mühseligkeiten, Kerkerstrafen, Misshandlungen, Todesgefahren, Hunger, Durst und Leiden aller Art „in reichlichem Maß, ja über die Maßen“ erduldet hat, wie er selbst gesteht (2. Korinther 11,23-33), der überdies eine so väterliche Liebe zu seinen Mitarbeitern im Herzen trug, zeigt auch ein feines Empfinden für die nicht nach außen in Erscheinung tretenden Seelenleiden, die Vorgesetzte, Seelenhirten und Seelenführer mit ihren Mitarbeitern und anvertrauten Untergebenen erdulden und wie eigene Leiden tragen. Wenn treue, opferbereite Mitarbeiter im heiligen Dienst Verfolgung und Marter erleiden, oder wenn willige, ihrer Führung und Tugend ergebene Seelen schwere Kämpfe, Versuchungen, Gefahren und traurige Fälle erfahren, so wird die teilnehmende Liebe und Sorge der Oberen und Seelenführer zu einem um so bitteren und schmerzlicheren Martyrium, als sie dies meist für sich allein im Herzen verschlossen tragen, oft lange Jahre hindurch tragen müssen. Bei solch schweren äußeren und inneren Bedrängnissen mahnt der heilige Paulus zur Standhaftigkeit und gläubiger, mutiger Zuversicht: „Versetzt euch wieder in die früheren Tage, da ihr nach eurer Erleuchtung einen schweren Leidenskampf bestanden habt. Bald wurdet ihr durch Schmähungen und Drangsale öffentlich entehrt, bald nahmt ihr am Geschick derer teil, denen es ebenso erging. Ihr habt ja mit den Gefangenen gelitten . . . So verliert nicht eure Zuversicht! Was euch nottut ist Standhaftigkeit, um den Willen Gottes zu erfüllen. Nur noch eine ganz kleine Weile und es kommt der verheißene Retter, und er säumt nicht!“ (Hebräer 11,32-37)

 

Die Märtyrer wurden am 18.12.1904 durch Papst Pius X. selig- und am 2.7.1995 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.