Seliger Michael Pro, Jesuiten-Priester und Martyrer, + 1927 – Gedenktag: 23. November

 

Am 18. Januar 1891 wurde dem Grubenbesitzer Pro irgendwo in Mexiko ein Sohn geboren, der bei der heiligen Taufe den Namen Michael erhielt. Hätte in Michaels Kinderzeit einer behauptet, dass man bereits vierzig Jahre später von Ihm in der ganten Welt wie von einem zukünftigen Heiligen reden werde, so wäre er wohl nicht für voll gehalten worden, denn von der Heiligkeit im landläufigen Sinn war bei dem Kleinen aber auch nicht die geringste Spur zu entdecken.

 

Zwar war an Michael Pro nichts Unedles, nein, gar nichts Unedles war an ihm, aber er war ein Strick, ein Michel Fliegauf, der in einer liebfrechen Art die tollsten Streiche vollführte, und wenn ihn der Vater gelegentlich scharf an den Ohren zog, weil er zum soundsovieltem Male eine Scheibe eingeworfen oder einen Hund geärgert hatte, so machte Michael ein Gesicht, als könne er nicht bis zehn zählen. Gerade das dumme Gesicht war noch das Drolligste an dem Jungen; unschuldiger als er bei solchen Gelegenheiten vermögen nicht einmal die Engel im Himmel dreinzuschauen. Weil aber Michaels Streiche nie bösartig waren und auch nie den Rahmen des Schicklichen überstiegen, hatte er bei jedermann einen Stein im Brett, und alle mochten ihn gern.

 

Nach dem Besuch der Handelsschule saß Michael Pro einige Zeit im Büro des Vaters an der Schreibmaschine und klapperte drauflos, aber stets hatte er es dick hinter den Ohren sitzen, und immer führte er etwas im Schilde. Ein Tag ohne lustigen Streich war bei ihm nicht denkbar. Wo er weilte, wurde gelacht, und beim Fußballspiel war er selbstredend Mittelstürmer, zackig wie nur einer.

 

„Ja“, so möchtest du fragen, „wann beginnt bei Michael Pro eigentlich die Heiligengeschichte?“ Die Heiligengeschichte bei Michael Pro hat längst begonnen. Wir sind bereits mitten drin, denn weil der Junge und junge Mann nie etwas Unedles oder gar Unsauberes redete und tat, war alles in Ordnung bei ihm, und die Freude ist doch am allerwenigsten den Heiligen verboten.

 

Eines Tages hörte der immerfrohe Michel Fliegauf eine Predigt. Darin sagte der Prediger unter anderem: „Seht, das hat der Herr für uns getan. Was aber tun wir für Christus?“ Die wenigen Worte schlugen wie ein Blitz in des jungen Mannes Herz, und vom gleichen Augenblick an stand der Heiland geistigerweise vor ihm, hoheitsvoll, herrlich und groß, und er beschloss, dem Christkönig sein Leben zu weihen, und er hat es ihm geweiht wie ein Held.

 

Michael Pro trat in den Jesuitenorden ein und blieb der gleiche frohe, gute, offene und kühne Mensch, den alle liebgewannen, die ihm begegneten. Die Studien machte Michael im Ausland, in Spanien und in Belgien. 1925 erhielt er die heilige Priesterweihe, und dann schickten ihn die Oberen bald darauf in seine Heimat zurück.

 

Es herrschte damals in Mexiko eine blutige Katholikenverfolgung. Bischöfe, Priester, Ordensleute, Arbeiter, Gelehrte, Schauspieler, Handwerker, Männer und Frauen und Jugendliche, Dreizehnjährige und Neunzigjährige gingen mit Heldenmut für Christus in den Tod, wurden gemartert, erwürgt, erhängt, erschossen oder gekreuzigt, über fünftausend an der Zahl.

 

Pater Michael Pro hatte den Auftrag, im geheimen den verfolgten Glaubensbrüdern priesterlichen Beistand zu leisten. Als Unbekannter betrat er das Land, und nach wenigen Monaten war sein Name in aller Mund. Seine Kühnheit überraschte jeden. Die Freunde entsetzten sich über sein Draufgängertum, und die Polizei hatte ihn mehr als alle anderen im Auge. In hundert Verkleidungen verbrachte Pro die Tage. Als Kaufmann trat er auf, als Arbeiter, als Geschäftsreisender, als Schreiner, als Anstreicher, als Lehrer, als Hausdiener, als Gärtner. Oft wechselte er mehrmals am Tag Aussehen und Versteck. Einmal schrieb er in einem Brief, der auf geheimen Wegen nach Spanien gelangte: „Mit den Saufbrüdern stehe ich auf du. Die Spitzbuben zwinkern mir listig zu, und die Edelblüte jener Zunft, die dem lieben Gott den Tag wegstiehlt, nennt mich Herzbruder.“

 

All das tat Michael Pro um der Seelen willen, denen er als Priester diente. Täglich predigte er bei Privatleuten im kleinen Kreis, gab Erstkommunionunterricht, hörte Beichte, las die heilige Messe, versah die Kranken, begrub die Toten, half den Notleidenden, und der Polizei schlug er ein Schnippchen nach dem anderen. „Kühn wie Pro“, wurde damals ein Sprichwort in Mexiko. Bei plötzlichen Haussuchungen führte Pro selbst mit brennender Zigarette im Mund die Beamten durch die Räume, er beteiligte sich an der Verfolgung der eigenen Person, benutzte auf der Flucht Zweirad, Auto, Tram und Pferd und Maultier und zog hundertmal den Kopf aus der Schlinge, die seinen Hals bereits berührte. All das tat er für Christus und um der Seelen willen.

 

Der Krug geht indessen nur so lange zum Brunnen, bis er bricht, und eines Nachts wurde Pater Pro gefasst, verhaftet, vor Gericht gestellt, verurteilt und am 23. November 1927 erschossen. Seine letzten Worte lauteten: „Ein Hoch dem König Christus!“ So lebte und starb der selige Pater Michael Pro, der frohe, liebe und gute Priester, der kühne Held.

 

 

Michael Augustinus Pró wurde am 25. September 1988 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.