Theodor, der Vater des Nicephorus, war Geheimschreiber des Kaisers Konstantin Kopronymus. Allein seine unwandelbare Anhänglichkeit an die Lehre der Kirche hinsichtlich der Heiligenbilder, zerstörte sein zeitliches Glück, und zog ihm den Verlust seiner Stelle am Hof von Konstantinopel zu. Der Fürst, vor Wut entbrannt, da er in seinem Diener einen so unbesiegbaren Kämpfer gegen die Gottlosigkeit der Bilderstürmer, für deren Partei er sich erklärt hatte, fand, nahm eine grausame Rache an ihm, denn er beraubte ihn seines Amtes, und verwies ihn, nach schrecklichen Folterqualen, in das Elend.
Der junge Nicephorus, der unter den Augen seines Vaters erzogen wurde, wuchs mit jedem Tag an Alter und Weisheit, und wurde immer mehr zur Tugendübung angefeuert durch die häuslichen Beispiele, die er ohne Unterlass zu beobachten Gelegenheit hatte.
Da ihm der Tod frühzeitig seinen Vater entrissen hat, fuhr Eudoxia, seine Mutter, fort, sorgfältig die glücklichen Anlagen ihres Sohnes auszubilden. Sie leitete ihn zur Gottseligkeit, während verschiedene Lehrer seinen Geist in den wissenschaftlichen Gegenständen ausbildeten. Kaum trat Nicephorus in die Welt, als er sich durch seine Tugend und seine vielseitigen Kenntnisse gleich die allgemeine Achtung erwarb. Der Ruf von seinem Verdienst kam bis an den Hof von Konstantinopel. Konstantin und seine Mutter Irene, die damals dem Reich vorstanden, und voll des Eifers waren für die reine Lehre, schenkten ihm ihr Vertrauen und übertrugen ihm das Amt, das sein Vater unter Konstantin Kopronymus bekleidet hatte. Er entsprach vollkommen den Erwartungen des Kaisers, indem er mit außerordentlicher Gewandtheit allen Geschäften seines Amtes vorstand. Allein er begnügte sich nicht damit, dem Staat durch seine Fähigkeiten zu dienen, sondern arbeitete auch mit allen Kräften zur Verteidigung des Glaubens und an der Ausrottung der Ketzerei der Bilderstürmer. Er zog die Bewunderung der Vater des 7. Allgemeinen Konzils auf sich, dem er als kaiserlicher Bevollmächtigter beiwohnte.
Wegen dieses Eifers für die rechtgläubige Lehre, mit dem er nebst einer seltenen Gelehrsamkeit große Tugenden verband, hielt man ihn für würdig, dem heiligen Tarasius, der 806 starb, auf den Patriarchalstuhl von Konstantinopel nachzufolgen. Die Kirche musste, wie der Erfolg zeigte, durch eine solche Wahl viel gewinnen. Nicephorus gab an dem Tag seiner Weihe den unzweideutigsten Beweis der Reinheit seines Glaubens, und seines Abscheus gegen die Gottlosigkeit der Zeit. Er hielt, während der ganzen Zeremonie, eine Schrift in der Hand, die er zur Verteidigung der Heiligenbilder aufgesetzt hatte, und legte sie dann hinter dem Altar in Verwahrung, als ein Unterpfand des Versprechens, das er getan habe, die Überlieferung der Kirche bis in den Tod rein zu erhalten.
Kaum hatte er den patriarchalischen Stuhl bestiegen, als er Hand anlegte, die Sitten in seinen Sprengel zu verbessern, und dieses konnte er ausführen mit dem besten Erfolg, da er die Kraft des Beispiels mit den Ermahnungen verband. Er war unermüdlich in Erfüllung seiner Amtsverrichtungen. Sanftmut und Geduld waren die Hauptwaffen, die er gegen das Laster anwandte. Und er bediente sich ihrer nicht ohne Nutzen. Allein die Ehre, die Sitten seiner Pflegeempfohlenen so ganz umgewandelt zu haben, stand bei weitem dem Ruhm nach, den er durch die unerschütterliche Standhaftigkeit erlangte, mit der er die von den Feinden des Glaubens gegen ihn erregten Verfolgungen erduldete.
Da Leo der Armenier, Statthalter von Natolien, im Jahr 813 zum Kaiser ausgerufen wurde, geriet die Kirche in neue Verwirrungen. Dieser Fürst, der sich gänzlich von den Bilderstürmern leiten ließ, sann nur auf Mittel ihre Irrtümer auszubreiten. Ränke, Verstellung, Gewalttätigkeit, alles war ihm willkommen, wenn er nur seinen Zweck dadurch erreichen konnte. Da er wohl fühlte, welches Gewicht unter den Rechtgläubigen der Patriarch Nicephorus habe, wandte er alles an, ihn auf seine Seite zu ziehen. Allein der heilige Oberhirt ließ sich ebenso wenig bewegen durch seine Schmeicheleien, als durch seine Drohungen: „Fürst,“ sagte er zum Kaiser, „deine Bemühungen sind unnütz. Wir können die alten Überlieferungen nicht ändern. Wir verehren die Heiligenbilder, wie das Kreuz, und das Evangelienbuch". Gegen diese Schlussfolge konnte wirklich nichts eingewendet werden, denn da die ersten Bilderstürmer wirklich zugaben, dass man das Kreuz und Evangelienbuch verehren könne, mussten sie auch folgerichtig eingestehen, dass man die Heiligenbilder verehren dürfe, weil auf beiden Seiten nur eine, auf den Vorgestellten sich beziehende, Verehrung stattfinden kann. Allein es ist nicht selten, die Ketzer mit sich selbst im Widerspruch zu sehen. Die edelmütige Antwort Nicephorus war mit einer kurzen, aber bündigen Rechtfertigung des katholischen Glaubens begleitet. Er zeigte darin, dass die Rechtgläubigen in nichts die der Gottheit schuldige Ehre verletzen, weil die Verehrung, die sie den Engeln, den Heiligen und Propheten erzeigen, sich auf Gott beziehe. „Dasselbe gilt auch“, fügte der heilige Patriarch bei, „von der Verehrung, die wir für die leblosen Dinge haben, die zum Gottesdienst gebraucht werden, als da sind, die Tempel, geheiligte Gefäße und Bilder.“
Der Kaiser, der ohnehin ein gebieterischer Mann war, wurde über diese Widersetzlichkeit aufgebracht, und bediente sich einer List, die er wirksamer glaubte, als die von ihm bisher gebrauchten Mittel. Er befahl heimlich einigen Soldaten, ein Bildnis Christi, das an dem großen Kreuz hing, das man an einem der Stadttore aufgepflanzt hatte, mit Verachtung wegzuschleppen. Da dieses geschehen war, verbot er, ein anderes an des vorigen Stelle zu setzen, unter dem Vorwand, eine ähnliche Entheiligung zu verhindern. Der Patriarch sah wohl, dass der Kirche ein heftiger Sturm drohe, allein er ließ den Mut nicht sinken. Voll des Vertrauens auf Gott verdoppelte er seine glühenden Gebete, ermahnte die Katholiken, standhaft zu bleiben, versammelte mehrere fromme Personen um sich, und machte sich auf jedes Ereignis gefasst.
Da Leo von den Vorkehrungen des Patriarchen Kunde erhielt, versammelte er einige bilderstürmerische Bischöfe in seinem Palast, und ließ Nicephorus sagen, er solle sogleich mit jenen seiner Brüder, die es mit ihm hielten, da erscheinen. Der heilige Patriarch gehorchte, und begab sich mit mehreren anderen katholischen Bischöfen in den Palast. Als sie vor den Kaiser kamen, beschwuren sie ihn, er möge sich doch nicht in die Leitung der Kirche mischen, sondern sie jenen überlassen, welche Christus als Hirten aufgestellt habe. „Wenn die fragliche Angelegenheit eine kirchliche ist,“ sagte Aemilian von Cyzicum (Chizico), „so verhandle man sie, der Gewohnheit gemäß, in der Kirche, und nicht in dem Palast.“ Euthymius von Sardes nahm dann das Wort, und setzte noch bei: „Seit mehr als acht Jahrhunderten, wo Jesus auf die Welt gekommen ist, malt man ihn ab, und betet ihn in seinem Bildnis an. Wer sollte so kühn sein, eine Gewohnheit abzuschaffen, die sich auf eine so alte Überlieferung stützt.“ Nach diesen sprach der heilige Theodor Studita zum Kaiser: „Verwirre die Ordnung der Kirche nicht. Gott hat in derselben Apostel, Propheten, Hirten und Lehrer aufgestellt, von den Kaisern aber hat er nicht geredet. Dir ist die Regierung des Staates anvertraut, und die Leitung der Kirche den Hirten.“ Leo, vor Wut außer sich, jagte die katholischen Bischöfe hinaus, und verbot ihnen, ferner vor seinem Angesicht zu erscheinen. Vor allem sann er auf Mittel, Nicephorus in den Untergang zu stürzen, und es gelang ihm auch bald, sie zu finden.
Die bilderstürmerischen Bischöfe versammelten sich im kaiserlichen Palast, und hielten ein Konzil, vor den sie dem heiligen Nicephorus zu erscheinen befahlen. Allein der Patriarch stellte sich nicht ein, weil die Vorladung nicht kanonisch war. Er antwortete bloß jenen, die ihm dieselbe bekannt zu machen beauftragt waren: „Wer hat euch diese Gewalt gegeben? Der Papst oder einer der anderen Patriarchen? Ihr habt in meiner Diözese keine Gerichtsbarkeit.“ Dann las er ihnen den Kanon vor, der den Bannfluch gegen jene ausspricht, die es wagen, irgendeine Handlung der Gerichtsbarkeit im Sprengel eines anderen Bischofs auszuüben. Hierauf befahl er ihnen, sich zu entfernen. Diese Antwort hätte die Anhänger des Irrtums schüchtern machen sollen. Allein die Ketzerei achtet keine Kirchengesetze, als nur insoweit sie dieselben zur Erreichung ihrer Absichten missbrauchen kann. Die bilderstürmerischen Bischöfe setzten ihre Versammlung fort, und fällten ein Absetzungsurteil gegen Nicephorus. Der Kaiser, um seinen Hass zu befriedigen und das Maß der Ungerechtigkeit voll zu machen, schickte ihn hierauf in die Verbannung. Glücklich war der Heilige noch, dass er den Nachstellungen, die heimlich seinem Leben bereitet waren, entging.
Michael der Stammler, der Kaiser Leo im Jahr 820 nachfolgte, begünstigte wie er die Bilderstürmer, und verfolgte die Katholiken. Auch Nicephorus musste unter ihm im Elend schmachten, bis er endlich am 2. Juni 828, im Kloster zum heiligen Theodor, das er erbaut hatte, starb. Er war ungefähr 70 Jahre alt, deren er beiläufig 14 in der Verbannung zugebracht hatte. Sein Leib wurde im Jahr 846 auf Befehl der Kaiserin Theodora nach Konstantinopel gebracht. Diese Übertragung fand statt am 13. März, an welchem Tag sein Name auch im römischen Martyrologium steht.
Gott schickte seinen Dienern aus großer Barmherzigkeit Prüfungen und Leiden zu, und indem er auf diese Weise ihre Tugend übt, läuterte er ihre Seelen, und erhebt sie auf jene Stufe von Vollkommenheit, die er von seinen Auserwählten fordert. Diese Leiden haben eine weit größere Wirksamkeit, als alle Übungen der Gottseligkeit. Lassen wir daher den Mut nicht sinken, wenn Krankheiten, Widerwärtigkeiten und Verfolgungen uns hindern, das beabsichtigte Gute zu tun, und uns die Erfüllung unserer Standespflichten unmöglich machen. Gott ist mit dem guten Willen zufrieden, wofern er mit einer unbedingten Unterwerfung gegen seine Fügungen begleitet ist. Geben wir uns ihm ohne Rückhalt hin, er liebt uns unendlich mehr als wir uns selbst lieben, und er weiß viel besser, als wir, was uns zuträglich ist. Wenn er uns Trübsale zuschickt, oder zulässt, dass wir das Schlachtopfer der Bosheit oder Ungerechtigkeit der Menschen werden, so geschieht dieses, weil er uns auf dem Weg des Kreuzes zu sich führen will, weil er uns jene köstliche Gleichförmigkeit mit seinem Sohn geben will, in der wir ein sicheres Unterpfand der ewigen Herrlichkeit haben, weil er uns Mittel geben will, unsere Sünden zu sühnen, unser Herz von allem Irdischen loszutrennen, unsere Schwachheit und Armseligkeit einsehen zu lernen, misstrauisch zu werden auf unsere Kräfte, und all unser Vertrauen auf ihn allein zu setzen. Was gibt es tröstlicheres für eine leidende Seele, als in ihrem Elend den deutlichsten Beweis der Liebe ihres Gottes zu finden – zu denken, sie bedürfe, um sich zu heiligen, nur der Geduld und Ergebung in den göttlichen Willen.