Nikon war der Sohn eines heidnischen Griechen und einer christlichen Mutter und wurde in der Gegend von Neapel geboren. Seine fromme Mutter gab sich alle Mühe, ihr Kind in der christlichen Religion zu erziehen, aber der Leichtsinn des Jungen und das böse Beispiel seines Vaters vereitelten alle ihre Bemühungen. So trat Nikon, wie einst Augustinus, ohne Glauben, Sitten und Religion in das Jugendalter und nahm Kriegsdienste an, weil er glaubte, in diesem Stand ungehindert ein ausschweifendes Leben führen zu können. Das anhaltende Gebet und die Tränen seiner Mutter, die sie über das Verderben ihres unglücklichen Sohnes weinte, bewegten ihn schließlich zu seiner Bekehrung. Denn als er einmal in einer großen Lebensgefahr war, erwachte sein Gewissen und zeigte ihm den Abgrund, auf dem er bisher leichtsinnig gewandelt war. Er erinnerte sich mit blutendem Herzen an die frommen Ermahnungen und heiligen Lehren seiner zärtlichen Mutter und fasste schließlich den festen Entschluss, wenn ihn Gott aus dieser Gefahr befreien würde, ein reuevolles Leben anzufangen und sich dem Dienst Gottes zu widmen. Im Vertrauen auf die Macht des barmherzigen Gottes, bezeichnete er sich mit dem heiligen Kreuz und ging auf seine Feinde los, die er glücklich überwand. Sogleich verließ er das Kriegsheer und begab sich auf den Berg Sano in Thracien, wo er längere Zeit unter Fasten und Beten seine Sünden beweinte und schließlich von Theodosius, dem Bischof von Cyzicum, entdeckt wurde, der sich über seine Buße erfreute, ihn in sein Haus nahm, im christlichen Glauben unterrichtete und ihm die heilige Taufe erteilte. Von nun an widmete sich Nikon mit einem solchen Eifer der Gottseligkeit, dass ihn Theodosius, überzeugt von seiner vollkommenen Besserung, in ein Kloster brachte, in dem er wegen seiner ausgezeichneten Tugenden bald von den Ordensmännern zum Abt gewählt wurde.
Nach dem Hinscheiden des Bischofs Theodosius erhob sich eine Christenverfolgung und der heilige Nikon entfloh mit seinen Ordensbrüdern nach Italien, wo er seine Mutter noch im Leben fand und in ihrer Sterbestunde ihr Trost zusprach. Von da machte er mit seinen Gefährten eine Wallfahrtsreise nach Palästina mit dem Entschluss, sich dort ein Kloster zu bauen. Aber er wurde zu Cäsarea von dem Landpfleger Quentianus samt den Seinigen in das Gefängnis geworfen. Da sie sich weigerten, den Göttern zu opfern, ließ er sie grausam geißeln und mit Fackeln brennen und schließlich enthaupten. Die Zahl seiner Mönche, die mit dem heiligen Nikon als Blutzeugen starben, belief sich nach Versicherung der alten Kirchengeschichtsschreiber auf neunundneunzig.