Oda wurde von vornehmen Eltern im Hennegau geboren und von frühester Kindheit an zur Tugend und Gottesfurcht angehalten. Sie entsprach vollkommen den Absichten ihrer Eltern Wibert und Thescelina, durch ihre frühzeitige Verachtung der trügerischen Weltgüter und die jungfräuliche Scheu vor dem Laster, durch die sie sich in jeder Gelegenheit so erfreulich auszeichnete. Um ihr Herz desto unversehrter zu bewahren, gelobte sie dem Herrn ihre Jungfrauschaft und wollte in ein Prämonstratenserkloster treten. Allein ihre Eltern waren damit nicht einverstanden und bestimmten ihr einen Bräutigam, dem aber Oda das von ihr dem Herrn abgegebene Versprechen offenbarte.
Als die Jungfrau das Ordenskleid im Kloster Corneliberg bei Lüttich angenommen hatte, wurde sie bald von einer hässlichen Krankheit befallen, die man für den Aussatz hielt. Indes aber bekam sie wieder ihre Gesundheit und wurde zur Priorin ernannt. Dieses Amt versah sie mit aller Wachsamkeit und Sanftmut. Man bewunderte besonders an ihr eine nie erkaltende Liebe gegenüber den Armen und Notleidenden und eine immer gleiche Geduld in den Leiden, die ihr auch während ihrer letzten Krankheit in vollem Maß zugeteilt wurden. Sie starb unter allgemeinem Seufzen und Wehklagen ihrer Mitschwestern am 20. April des Jahres 1158.