Seliger Odo, Priester und Prior von Tivoli, Italien, Kartäuser, + 14.1.um 1200 - Fest: 14. Januar

       

Der selige Odo ist geboren im Jahr 1100 in Novara in Italien und trat frühzeitig in die nicht fern von seinem Geburtsort befindliche Kartause von Casotta. Fast neunzigjährig wurde er Prior in der Kartause von Gairach (Gyrio) in Slavonien. Doch war er nur etwa zwei Jahre in diesem Amt. Der Bischof Districus (Theodosius) von Colnitz machte dem Kloster Verschiedenes streitig. Weil aber der Prior allem Streit und aller Rechthaberei gründlich abgeneigt war, begab er sich zu Papst Klemens III. (1188-1191), um seines Amtes enthoben zu werden. Nach Erlangung seiner Bitte wurde er durch Unpässlichkeit auf der Reise von Rom aufgehalten und verweilte im Benediktinerkloster von Trisulti, das 1208 eine Kartause wurde. Der Ruf seiner Heiligkeit gelangte auch zu den Ohren der Äbtissin Aduhisa im Kloster zum heiligen Kosmas und Damian in Tagliacozzo im Abruzzengebirge. Sie sandte alsbald einen Fürsprecher zum Papst, ihrem Oheim, um Odo als Beichtvater für ihr Kloster zu erlangen. Der Papst gestand diese Bitte seiner Nichte Aduhisa durch förmliches Breve zu. Die Äbtissin ließ nun auf Wunsch des Seligen eine Zelle an die Kirche anbauen, worin Odo noch etwa acht Jahre bis ungefähr 1200 lebte.

 

In diesem einfachen, äußeren Rahmen verbirgt sich aber ein sehr reiches, gottgefälliges Innenleben. Nachdem Odo im Kloster die heiligen Weihen empfangen hatte, zeichnete er sich bald aus durch die Strengheit seines Lebens, die Liebe zum Stillschweigen und zu den Ordensregeln. Seine Seele war so entleert von allem Weltlichen, dass er nach eigenem Eingeständnis vor seinem Beichtvater auch im Schlaf keine derartigen Vorstellungen hatte. Der Friede seiner Seele prägte sich in seinem ganzen Äußeren aus.

 

Nachdem er gewissermaßen auf Befehl des Papstes dem Orden entrissen war als Seelenleiter der Abruzzen-Nonnen, war dies für ihn nur eine Gelegenheit, noch strenger, als es im Orden gestattet ist, seine letzten acht bis zehn Jahre zu verleben. Er schlief auf einer Pritsche, auf der ein mit Reisig gefüllter Sack war. Unter seiner rauen, leinenen Kleidung trug er ständig auf bloßem Leib ein Bußhemd. Mit Ausnahme der Sonntage fastete er stets nach Art der Fastenzeit und geißelte sich täglich. Aus seiner Zelle ging er zur Kirche, wo er die heilige Messe in aller Andacht und unter reichlichen Tränen las; danach predigte er. Die freie Zeit zur Abspannung verwandte er zur Handarbeit, so dass er harte Schwielen an seinen Händen hatte.

 

Nach dem Sprichwort „Wie gelebt, so gestorben“ bietet auch der Tod unseres Seligen einen der Betrachtung würdigen Gegenstand. Für den 13. Januar hatte er den Klerus der Umgegend zusammengerufen, gab den Geistlichen Mahnungen und sagte: „Morgen um diese Stunde werde ich aus der Welt scheiden.“ Er verlangte sodann, dass ihm keinerlei weltliche Ehren erwiesen werden, dass er vielmehr in dem Kleid, das er am Leib hatte, beerdigt werden wolle, zu Häupten das Kreuz, das er sich selbst gemacht hatte. Natürlich waren viele Geistliche auch am anderen Tag zugegen, um dem Hinscheiden beizuwohnen. Als der Heilige in tiefster Andacht betete: „Erwarte mich, o Herr, siehe, ich komme zu dir!“ wurde er von den geistlichen gefragt, zu wem er dies gesagt habe. Darauf gab der Sterbende die Antwort: „Schon sehe ich meinen König, schon stehe ich vor seinem Angesicht“, und die Hände nach oben ausbreitend und vom Lager sich aufrichtend gab der fast hundertjährige Ordensmann seinen Geist in die Hand des Schöpfers zurück.

 

Nun sollten wir aber von den geradezu „unzähligen Wundern“ erzählen, durch die Gott die Heiligkeit seines Dieners bezeugt hat. Während seines Lebens schon hatte Odo durch das heilige Kreuzzeichen einen Mann augenblicklich von seinen Skrofeln geheilt, hatte Wasser in Wein verwandelt. Als er gestorben war, berührte ein Kranker seine Hand und war sofort geheilt. Vierzig Jahre später erschien der Heilige dem Erzpriester Oderisius und verlangte, dass die Äbtissin seinen Leib an einen ehrenvolleren Ort verbringen lassen solle. Und als der nicht gleich gehorchte, erschien er ihm noch zweimal. Bei der Öffnung des Grabes entströmte ihm ein gar lieblicher Wohlgeruch, der die Gemüter aller zur Andacht bewegte. Der Leib aber war unversehrt und nach Aussage solcher, die den Heiligen lebend gekannt hatten, von gleicher Gesichtsfarbe. Bei dieser Gelegenheit ereigneten sich auch viele Wundertaten, die sich in der Folge überaus vermehrten, da eine große Menge Menschen zu seinem Grab gingen. Nur auf ein Wunder aus den vielen Berichten sei noch hingewiesen. Ein Mädchen lag infolge seiner Fallsucht-Krankheit schon drei Tage fast bewusstlos da. Ihr erschien der der Heilige, machte über ihr das Kreuzzeichen und ermahnte sie, zu seinem Grab zu gehen. Das Mädchen tat dies und war geheilt.

 

Der Ruf von diesen Wundertaten drang bis zu Papst Gregor IX. (1227-1241). Er bestimmte zu ihrer Untersuchung eine Kommission von Priestern, im Jahr 1240, und leitete so den Seligsprechungsprozess selbst ein. Doch aus unbekannten Gründen wurde Odos Fest erst 1859 offiziell mit anderen Seligen von der Kirche genehmigt und im Kartäuserorden begangen.

 

Muss man nicht nach Betrachtung solcher Zierden der Menschheit mit dem Psalmisten ausrufen: „Wunderbar ist Gott in seinen Heiligen!“ Gleich Leuchtfackeln, ja gleich Leuchttürmen umsäumen sie den Weg, den die Kirche durch die Jahrhunderte geht, bis zur Stunde, und weisen durch ihr Tugendbeispiel, das alles Natürliche und gewöhnlich Menschliche weit überragt, auf die jenseitige Welt, auf Christus, auf den Heiligen Geist und seine Gaben hin, um derentwillen alles Irdische verächtlicher Kot wird. Und in diesem ihrem Tun sind sie von Gott durch die mannigfaltigsten Wunder als ihm wohlgefällig bezeugt! Und doch! Trotz dieser Leuchten, die bis zur Stunde in die Finsternisse der Welt hinausflammen, bleibt die Welt in ihrer Finsternis und schlagen sich die Menschen einander zu Tausenden tot um des bisschen Erdboden willen. Arme Welt! Auf! Organisiert im Volk das Apostolat der Heiligen durch das Beispiel der Guten! Lasst Christus wieder aufleben in den Christen: Dann findet die Welt wieder den Weg aus dem Dunkel nach oben!