Der heilige Oswald war ein Enkel des heiligen Odon, Erzbischof von Cantelberg, der jede Mühe aufwand, um ihn zur Furcht und Liebe Gottes zu erziehen. Da er schon in den Jahren, in denen man die geistlichen Weihen empfangen darf, durch sein frommes und tugendhaftes Leben ein Beispiel für andere war, ernannte er ihn zum Dechant des Stiftes zu Winchester. Oswald behielt aber diese Pfründe nicht lange. Durch das Ansehen, die Ehre und Lebensweise, die mit dieser Würde verbunden waren, glaubte er, bei den Regungen der Eigenliebe in seinem Herzen, sein Seelenheil gefährdet. Er begab sich daher nach Frankreich und trat in der Abtei von Fleuri in den Orden des heiligen Benedikt, um allem, was Gott nicht ist, zu entsagen, allen Regungen der Eigenliebe und Sinnlichkeit abzusterben und seinen eigenen Willen ganz durch den Gehorsam gegenüber seinen Obern dem göttlichen Willen zu unterwerfen.
Als Oswald hier durch die Übungen der Andacht und Selbstverleugnung eine hohe Stufe der christlichen Vollkommenheit erlangt hatte, rief ihn Gott zum Segen seiner Kirche im Jahr 959 in seinem Vaterland auf den bischöflichen Sitz zu Worcester. Er leuchtete hier als Vorbild der Gläubigen im Wort, im Wandel, im Glauben, in der Liebe, in der Keuschheit, Sanftmut und Geduld. Um seine anvertrauten Schäflein durch das Beispiel des Gehorsams, der Andacht, der Selbstverleugnung und Abtötung zu erbauen, und um selbst, in den Zerstreuungen seiner Geschäfte, einen Zufluchtsort der Geistessammlung zu haben, stiftete er zu Worcester ein Benediktinerkloster, in dem er in der genannten Absicht so oft, als es seine Amtsverrichtungen erlaubten, mit den Ordensmännern den Übungen der Andacht und Abtötung oblag.
Der Gedanke, der unserem Heiligen immer vor Augen schwebte, dass unser Heiland für jedes seiner Schäflein sein Blut am Kreuz vergossen habe, hielt seinen Seeleneifer in beständiger Regsamkeit. Er predigte unermüdlich das Wort Gottes und war ebenso tätig in der Bildung seiner Geistlichen, um durch das in Wort und Beispiel leuchtende Licht des Glaubens die Finsternisse der Unwissenheit zu zerstreuen. Täglich speiste er zwölf Arme an seinem Tisch, die er, nachdem er ihnen nach dem Beispiel Jesu, die Füße gewaschen hatte, selbst bediente, um sich stets in der Demut und Nächstenliebe zu üben.
Er starb, nachdem er dreiunddreißig Jahre ein guter Hirt seiner Herde gewesen war, im Kloster zu Worcester, umgeben von seinen Ordensgeistlichen, mit den Worten: Ehre sei dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, sanft am 29. Februar im Jahr 992.